«Hier wird alles auf einem Tablett serviert»

Dies & Das

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Der Ausbruch des Ersten Weltkriegs vor 100 Jahren bestimmt den Inhalt des neuen «Tugium». Die Beiträge der drei Autoren sind aber erst ein Anfang.

  • Die drei Historiker Ignaz Civelli, Marco Jorio und Renato Morosoli (von links) beschreiben im neuen Zuger Jahrbuch «Tugium» Zuger Aspekte zum Ersten Weltkrieg. (Bild Werner Schelbert)
    Die drei Historiker Ignaz Civelli, Marco Jorio und Renato Morosoli (von links) beschreiben im neuen Zuger Jahrbuch «Tugium» Zuger Aspekte zum Ersten Weltkrieg. (Bild Werner Schelbert)

Zug – Es wird nicht gross hervorgestrichen, das 30-Jahr-Jubiläum des Zuger Jahrbuchs «Tugium», herausgegeben im Auftrag der Zuger Regierung und finanziert aus dem Lotteriefonds und von allen Zugerinnen und Zugern, die sich das Buch kaufen. Aber etwas Eigenlob durfte schon sein: «Das ist eine wissenschaftliche Erfolgsgeschichte», sagte an der gestrigen Präsentation des neusten Bands Redaktor Beat Dittli. Im «Tugium» publizieren das Staatsarchiv, das Amt für Denkmalpflege und Archäologie, das Museum für Urgeschichte(n) und das Museum Burg Zug Berichte zu Tätigkeit und Forschung. «Das gibt eine Informationsdichte, wie es sie kaum in einem andern Kanton gibt», schätzte Dittli. In den 30 Bänden seien 248 Forschungsbeiträge mit Zuger Bezug erschienen. 1200 einzelne Objekte seien beschrieben worden.

Um diese Fülle systematisch zu erschliessen, wurde dem Jahrbuch 2014 ein Register angefügt. Dort kann man die Inhaltsverzeichnisse der einzelnen Ausgaben durchsuchen oder ein Stichwortregister durchforsten. Dieses ist, damit man sich in der Masse an Informationen verliert, nach Gemeinden gegliedert. «Wenn Sie etwas aus Zuger Geschichte und Forschung wissen wollen», so Dittli, «hier wird alles auf einem Tablett serviert.»

«Kanonendonner in den Ohren»

Der Erste Weltkrieg aus Zuger Perspektive, das ist das Hauptthema des diesjährigen Jahrbuchs. Anlass ist einerseits, dass vor 100 Jahren das Völkergemetzel begann andererseits «ist im Kanton Zug die Zeit des Ersten Weltkriegs schlecht erfasst». Das sagt der Historiker Marco Jorio. Er hat sich in einem Beitrag mit der Situation der Zuger Soldaten im ersten Kriegsjahr befasst. Das Geschehen habe eine Schweiz erfasst, die sich wegen der kriegerischen Ereignisse in Europa über Jahre und Jahrzehnte für einen Krieg gerüstet habe, «allerdings nur militärisch», wie Jorio einschränkt. Politische, wirtschaftliche, gesellschaftliche und soziale Vorbereitungen gab es nicht.

Die Mobilmachung am 1. August 1914 war der Beginn einer Herausforderung mit ungewissem Ausgang, wie Jorio darlegt. «Wir wissen, wie dieser Krieg ausgegangen ist. Aber unsere Urgrossväter wussten nicht, was auf sie zukommen wird.» Man müsse sich vorstellen: Sechs Tage nach der Mobilisierung seien die Zuger schon im Nordwesten an der Grenze gestanden, den Kanonendonner der Gefechte um das Elsass in den Ohren.

Die damalige Bedrohungslage sei durchaus ernst gewesen, weiss Jorio. Im Süden habe Italien sich die «Heimholung» aller Italienischsprechenden vorgenommen. Zudem habe es Pläne gegeben, dass zwei italienische Armeen Italien war ursprünglich im Bund mit Deutschland und Österreich – den Bündnispartnern zu Hilfe eilen sollte, und zwar quer durch die Schweiz.

Der Krieg und die Presse

Zwei weitere Beiträge befassen sich mit dem «Grossen Krieg». So beschreibt Staatsarchivar Renato Morosoli beschaulich jenes Zug, das vom Weltgeschehen erfasst wurde. Gerade mal 28 000 Einwohner zählte der Kanton damals. Und sein Berufskollege Ignaz Civelli nimmt sich der Wahrnehmung und Darstellung der Kriegsvorgänge in den «Zuger Nachrichten» und dem «Zuger Volksblatt» an.

Auch in den kommenden vier bis fünf Ausgaben des «Tugium» wird jeweils die Lage des Kantons Zug inmitten des vom Krieg überzogenen Europas Thema sein. (Christian Volken)

Hinweis
Tugium, wissenschaftliches Jahrbuch des Staatsarchivs, des Amts für Denkmalpflege und Archäologie, des Museums für Urgeschichte und der Burg Zug. 25 Franken, erhältlich im Buchhandel, bei der Staatskanzlei und den beteiligten Ämtern und Museen.
 

Gesucht: Relikte aus dem 1. Weltkrieg

Projekt red. Erinnerungen an den Ersten Weltkrieg gibt es auch im Kanton Zug: etwa in Kommoden und Schachteln, Kellern und Estrichen, in privaten Haushalten, bei Firmen und Institutionen. Relikte aus dieser Zeit Fotos, Postkarten, Pläne und Zeichnungen, Briefe, Tagebücher, Schulhefte, Dokumente oder Gegenstände – will das Projektteam «Bilder-Zug 14/18» professionell sichern, der Nachwelt erhalten und der Forschung zur Verfügung stellen. Das Projekt wird vom Staatsarchiv Zug begleitet und vom Lotteriefonds des Kantons Zug unterstützt. Weitere Auskünfte erteilt Projektleiter Walter Bersorger, Telefon 079 784 96 67, E-Mail: walter.bersorger@zg.ch