Räume regen ihre Fantasie an

Kunst & Baukultur

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Die neuen Malereien in der Galerie Renggli von Anna Margrit Annen hauchen geometrischen Formen Leben ein.

  • In Zug stellt die Luzernerin Anna Margrit Annen neue Malereien aus. (Bild Stefan Kaiser)
    In Zug stellt die Luzernerin Anna Margrit Annen neue Malereien aus. (Bild Stefan Kaiser)

Zug – Es sind vielschichtige Werke, mit denen die Luzerner Künstlerin Anna Margrit Annen derzeit die Zuger Galerie bespielt. Mit dem Thema «In vielen Räumen» präsentiert sie keine realen architektonischen Bauten, sondern sie erkundet in freier Manier, was das für sie bedeutet. Schon die Komposition beim Eingang ist typisch für ihre Intensionen. Der dunkle Kern des Kubus ist unten geschlossen und oben ergänzt mit einem transparenten Oberteil.

«Wie der weisse Rand zeigt, ist er in die Umgebung eingebettet. Und es gibt bei allen Werken immer ein Innen und Aussen, weiter gibt es offene und geschlossen Räume, auf Stelzen oder am Rand eines Gewässers», sagt sie. Nur angedeutete geometrische Formen spielen eine Rolle. Ihr geht es auch um die Frage: Wo bewege ich mich und wo befindet sich der Raum?

Raster dienen als Orientierungshilfe

Fast alle Bilder sind im letzten und diesem Jahr entstanden, als vieles wegen Corona geschlossen war. Hat das eine Rolle gespielt? Anna Margrit Annen (69) sagt nachdenklich: «Vielleicht unbewusst, in begrenztem Masse. Mir haben Kontakte und der Austausch gefehlt.»

Im Obergeschoss sind weitere Werke der Serie zu finden, jedoch mit einem anderen Charakter. Die Räume sind wie herausmodelliert von einem gitterartigen Raster umgeben. Annen: «Für mich ist das ein Vermessungsraster, das bei der Orientierung hilft. Seit Jahren beziehe ich das Raster in meine Arbeit ein. Das sind freie Ergänzungen, sie stehen für die Umgebung.»

Zu ihrer Technik gehört die Ungenauigkeit der Linien. Meist sind die Gebäude in rechteckigen Formen und in dunklen bis zu schwarzen Farbtönen gehalten. Wichtig war ihr zudem: «Ich bewege mich in unterschiedlichen Gebieten und begegne unterwegs vielen Sachen, ich treffe auf Räume verschiedenster Art.» Personen sind jedoch keine mehr in ihren Sujets zu finden. Sie sagt: «Ich habe zu grossen Respekt vor den Figuren.» Die meisten Werke sind auf Leinwand gemalt, es gibt aber auch Arbeiten auf dickem Büttenpapier. Trotz des heiklen Materials erlaube es das schichtweise Malen. Sie plant auch nicht im Vorfeld: «Ich habe keine fixe Vorstellung, sondern lasse die Bilder wachsen, manche sind zuerst ganz anders. Ich bin in der Gestaltung völlig frei.»

Die Formate der Kompositionen sind unterschiedlich. Das hänge damit zusammen, so Annen, dass sie je nach Phase am Tisch oder an der Wand arbeite. «Wenn ich nicht will, dass die Farben laufen, liegt der Malgrund flach», erklärt sie. Dabei verweist sie auf die frühere Serie «Orte», von der ebenfalls eine Werkauswahl zu sehen ist.

Künstlerin möchte Formen weiter reduzieren

Bei deren Motiven wollte sie bewusst Zentren bilden, umrahmt von geometrisch scheinenden Linien. Bei näherer Betrachtung sind diese jedoch total lebendig, denn hier hat die Künstlerin bewusst das Farbenlaufen und auch Ungenauigkeiten beim Auftragen zugelassen. «Ich bin noch so voller Ideen. Das Thema Räume möchte ich weiter vertiefen und versuchen, die Formen zu reduzieren», sagt die Künstlerin, die neben der Malerei auch Installationen und Videos erstellt. Ihr künstlerisches Schaffen ist bereits mit diversen Preisen und Auszeichnungen gewürdigt worden. (Monika Wegmann)

Hinweis
Die Ausstellung läuft bis 17. Juli in der Galerie Renggli, Ober-Altstadt 8, Zug und ist geöffnet: Mi–Fr 14–18 Uhr, Sa 10–16 Uhr.