Damit Erinnerungen nie verblassen

Musik

,

Berührende Lieder und persönliche Geschichten prägten das Benefizkonzert «Melodien des Lebens».

  • Judith Tschudi-Biedermann (rechts) organisierte ein Benefizkonert in der Gewürzmühle in Zug. Auf der Bühne begleitete sie Maja Nydegger am Klavier. Bild: zvg (Zug, 28. 11. 2025)
    Judith Tschudi-Biedermann (rechts) organisierte ein Benefizkonert in der Gewürzmühle in Zug. Auf der Bühne begleitete sie Maja Nydegger am Klavier. Bild: zvg (Zug, 28. 11. 2025)

Zug – Wenn Kinder einen Elternteil verlieren, verblassen die Erinnerungen schnell. Für früh verstorbene Mütter und Väter bleibt keine Möglichkeit, von ihrem Leben zu erzählen, Rat zu geben oder Gute-Nacht-Geschichten vorzulesen. Der Verein Hörschatz ermöglicht es sterbenskranken Eltern, eine Audiobiografie aufzunehmen, damit sich ihre Kinder auch weit über den Tod hinaus an ihre Mutter oder ihren Vater erinnern können.

Am Freitagabend fand zugunsten des Vereins ein Benefizkonzert in der Gewürzmühle in Zug statt. Unter dem Titel «Melodien des Lebens» wurde es zu einem Abend voller gefühlsvoller, akustischer Lieder. Sängerin Judith Tschudi-Biedermann hatte das Konzert organisiert, um dem Verein zu danken. Sie widmete es ihrer verstorbenen Schwester, die selbst eine «Hörschatz-Mama» ist. Am Klavier begleitete sie Maja Nydegger, Karin O’Bryan führte durch den Abend.

Neben bekannten Stücken wie «Everything Must Change» von Quincy Jones oder «Ironic» von Alanis Morissette präsentierte Judith Tschudi-Biedermann auch eigene Popkompositionen. In «Du bisch bi miar» singt sie von der Liebe, die immer weiterlebt; in «Flüg los» davon, wie schwer, aber auch notwendig es ist, nach einem Schicksalsschlag wieder nach vorn zu schauen. Mit diesen Liedern, in denen sie ihre eigene Trauer verarbeitet, berührte sie das Publikum besonders.

Unter den Gästen waren auch die beiden Gründerinnen des Vereins, Gabriela Meissner und Franziska von Grünigen, sowie Oliver Wiser, Ehemann der ersten «Hörschatz-Mama». Den Verein gibt es seit 2020, inspiriert von einem ähnlichen Projekt im Ausland. Was Gabriela Meissner überzeugte, war die Einsicht, dass eine Audiobiografie auch den Eltern Kraft gibt, da sie eine Rückschau auf das eigene Leben machen können.

Jede Familie schreibt ihre eigene Geschichte mit dem Hörschatz. «Manchmal werden die Aufnahmen im Spital oder im Hospiz gemacht, dann bleibt oft nur noch wenig Zeit», erklärte Gabriela Meissner. Dann reicht es vielleicht nur für 20 Minuten – ein paar Abschiedsworte. Bei anderen Eltern können die Aufnahmen zu Hause gemacht werden und dauern manchmal mehrere Tage. «Unser längster Hörschatz ist 17 Stunden lang und in 34 Kapitel aufgeteilt», so Meissner. «Was sich über alle Hörschatze hinwegzieht, ist die Liebe.»

Lebensgeschichten, Ratschläge, Erinnerungen

Was erzählt wird, entscheidet die erkrankte Person: Lebensgeschichten, Ratschläge, Erinnerungen, manchmal auch versteckte Botschaften. Das Hörbuch wird mit Musik unterlegt, und der Hörschatz wird als herzförmiger Memorystick in einer kleinen Schatzkiste übergeben. Oliver Wiser erzählte, welchen Platz der Hörschatz konkret in seiner Familie einnimmt. «Am Anfang haben wir ein paar Kapitel gemeinsam gehört». Beide Kinder hätten aber jeweils einen eigenen Stick und könnten damit auch individuelle Erfahrungen machen. Für seine Frau seien die Aufnahmen von grosser Bedeutung gewesen. «Sie hatte Angst, dass man sie vergessen könnte», so Wiser. «Mit dem Hörschatz konnte sie etwas hinterlassen, das man immer hören kann.»

Der Hörschatz ist für die betroffenen Familien kostenlos und wird durch Spendengelder und Fundraising finanziert. Dank der Unterstützung der Schlageter-Stiftung gingen sämtliche Erlöse des Benefizkonzerts in Zug an den Verein.

Zum Abschied erhielten die Besucherinnen und Besucher beim Ausgang ein kleines Dankeschön mit einem Link zum Benefizalbum – eine Einladung, die Melodien des Abends auch zu Hause nachklingen zu lassen.

HinweisWeitere Informationen zum Verein finden Sie unter www.hoerschatz.ch (Text: Sina Engl)