Roadtrip mit Ex-Beauty-Queens

Theater & Tanz

,

Am vergangenen Freitag präsentierte Kultur Steinhausen die Komödie vom Theater-Duo 9 Volt Nelly.

  • Jane Mumford (links) und Lea Whitcher als texanische Ex-Beauty-Queens auf einem Roadtrip. (Bild PD)
    Jane Mumford (links) und Lea Whitcher als texanische Ex-Beauty-Queens auf einem Roadtrip. (Bild PD)

Steinhausen – In ihrem Stück «Bäng, Bäng, Bäng» hinterfragen 9 Volt Nelly lustvoll, böse und mit jeder Menge Eierstock-Country unser Streben nach der sogenannten Freiheit und damit auch die Tücken des emanzipierten, selbstbestimmten Lebens. Und zwar in Form ihrer Alter-Egos: «The Whiskey Sisters». Das sind Merle Alabama und Jordan Crowne. Zwei Schwestern (oder sind sie doch eher Cousinen?) aus einer kleinen Stadt, beide mit grossen Träumen.

Die zwei furchtlosen Ex-Beauty-Queens aus Texas lassen ihr altes, tristes Leben mit einem Knall zurück. Nun möchten die Whiskey Sisters im magischen «Swederland» ihre Träume wahr werden lassen. Bewaffnet waren sie mit Gitarre, Steckenpferd und einem Optimismus, der sogar die brutalste Realität unter den Tisch trinken kann.

Vom wilden Leben «on the Road»

Sie erzählten, zuerst in einer originellen Mischung aus Englisch und Schweizerdeutsch, wie sie vom Schweinestall in Texas nach Steinhausen gelangten. Die erste Liebe war ein Thema, sie erklärten den Begriff «Shabby Chic» und wie ein roter Faden zog sich ein Klohäuschen durch das Stück. Am Schluss mussten sie sich auf einer Open Stage bewähren und gelangten in den Besitz des Schweizer Passes, was ihre Freundschaft auf eine harte Probe stellte. Gesungen wurde über unzertrennliche Freundschaft, über unsichtbare Pferde, die Verstopfungen des Lebens, Einsamkeit, Determiniertheit und das wilde Leben «on the Road». Auch Donald Trump wurde in einem Lied mit 15 Strophen besungen. Musikalisch begleiteten sich Lea Whitcher und Jane Mumford mit akustischer Gitarre, E-Ukulele, Mundharmonika, Stepptanz und trashiger Perkussion.

Sie bedienten mit grosser Lust jedes performative Genre (ausser Poetry Slam) und vermischten Kabarett mit Theater, Comedy mit Musik, Satire und Punk und Aktivismus. Das Bühnenbild erinnerte an einen heissen staubigen Innenhof: Rostige Hocker lagen herum, eine Wäscheleine war gespannt, Kostüme, Perücken und Unterwäsche hingen dort wie zum Trocknen. Zusätzlich wurde das Bühnenbild animiert: Ein Beamer projizierte selbst gezeichnete Bilder auf das hängende Leintuch (ein altes Bettlaken), und zum Leben erweckt wurden dadurch Hintergründe, die zum Teil das Erzählte illustrierten, zum Teil das imaginierte sichtbar machten, und manchmal auch zur Interaktion provozierten. Das leider nur spärlich erschiene Publikum folgte den Whiskey Sisters durch den Abend auf dieselbe Weise, wie sie einander folgten: durch dick und dünn, durch bessere und schlechtere Zeiten.

Nicht alles war immer harmonisch. So ein Roadtrip hat nämlich auch seine düsteren Seiten, und jede Freundschaft kommt mal ins Wackeln, wenn die grossen Ziele (in ihrem Fall: in Europa berühmte Singer-Songwriterinnen zu werden) sich allmählich als schwieriger herausstellen als ursprünglich gedacht. Doch wenn die Whiskey Sisters eins sind, dann Optimistinnen. Und dies schimmerte auch immer wieder durch das Stück hindurch als Leitfaden. «Wenn man nur schlecht genug informiert ist über die Schwierigkeiten des Lebens, so lässt sich so manches Hindernis komplett umgehen» war die Quintessenz des gelungenen Abends.

Für Kultur Steinhausen: Ivo Studer