Zürcher Einfluss prägt Zuger Brauchtum
Brauchtum & Geschichte
Beim 15. Chriesisturm – dem Auftakt zur Chriesisaison – war eine rund 100-köpfige Delegation aus Stadt und Kanton Zürich mit dabei.
Zug – Gestern fand der Zuger Chriesisturm zum 15. Mal statt – mit rekordverdächtigem Zuschaueraufmarsch. Das traditionsreiche Fest versammelte politische Prominenz aus Stadt und Kanton Zug. In diesem Jahr hallte das Zürcher Sechseläuten nach: Der Kanton Zug war im April Ehrengast in Zürich, nun folgte der Gegenbesuch. Das Zürcher Rennteam und die grosse Delegation aus der Zwinglistadt bereicherten den Anlass.
Mit dem 800 Meter langen Rennen durch die Zuger Altstadt – mit Start und Ziel bei der Liebfrauenkapelle – wurde die Chriesisaison offiziell eingeläutet. Punkt 12 Uhr ertönte die «Chriesigloggä» der Pfarrkirche St. Michael als Startsignal. In fünf Kategorien wurde in packenden Läufen um den Sieg gerannt: Die Männer traten in Zweierteams mit acht Meter langen Originalleitern auf dem Rücken an. Die Frauen starteten einzeln, bepackt mit einer «Hutte», einem geflochtenen Erntekorb.
Gleicher Sieger wie letztes Jahr
Die Schulkinder der 5. Klasse des Burgbach-Schulhauses gaben im Stafettenlauf mit verkürzten Leitern Vollgas. Die glücklichen Sieger Filipe Gomes, Max Milivojevic, Nian-Lee Engel und Chloé Merz kommentierten übereinstimmend: «Das hat richtig Spass gemacht. Wir sind ehrgeizig und wollten gewinnen. Als Mitglieder des Zuger Tenniskaders beziehungsweise des Leichtathletik-Klubs Zug sind wir sportlich gut aufgestellt.»
Bei den Männern triumphierte das Team «Zuger Kirschrakete» mit Michael Strickler und Philipp Beck – eine gelungene Titelverteidigung. Die Staffel der Zuger und Zürcher Zünfte begeisterte das Publikum besonders: Die Zürcher Zünfter Luki Meier – Bööggbauer am Sechseläuten – und René Kalt liefen mit einer mit Knallkörpern bestückten Leiter durch die Menge. Schall, Rauch und Explosionen sorgten für bombastische Stimmung.
Luki Meier meinte augenzwinkernd: «Unser Auftritt war durchaus symbolisch. Als lebendiger Böögg im Originalkostüm mit blauen Knöpfen und Strohhut durch Zug zu rennen – das war ein Riesenspass.»
Mit 89 zum ersten Mal dabei
In der Zunft-Kategorie gewannen Benjamin Leupi-Landtwing und Damian Ulrich von der Bäckerzunft. Viel Aufmerksamkeit erhielt jedoch Ernst Moos vpm der Schneiderzunft: Mit 89 Jahren nahm er erstmals am Chriesisturm teil – im historischen mittelalterlichen Zunftkostüm. «Ich habe 50 Mal den Engadin Skimarathon gemacht – aber mit einer Leiter und einer Riesenschere durch Zug zu rennen, das war neu! Wir sind am Anfang und am Ende gespurtet, dazwischen marschiert», bemerkte er schalkhaft.
Auch bei den Frauen gab es eine Premiere: Gleich zwei Läuferinnen erreichten zeitgleich das Ziel – Sonya Hegglin als Vertreterin der Zuger Wirtschaft und die EVZ-Spielerin Jael Manetsch für den Zuger Sport. Sarina Ettlin, Titelverteidigerin und Vertreterin von Zug Tourismus, schlug sich ebenfalls bravourös.
Peter Hegglin, Präsident der IG Zuger Chriesi, hatte recht mit seiner Prognose: Zusammen mit dem mitgereisten Zürcher Publikum und dem Böögg im Gepäck wurde den Zuschauerinnen und Zuschauern ein echtes Spektakel geboten. Der Landsgemeindeplatz glich während der Rangverkündigung einer Festhütte – bis ein aufziehendes Gewitter mit Sturmwarnung für eine dramatische Atmosphäre sorgte.
Der Böögg brannte dann mit etwas Verspätung und setzte mit einem lauten Knall einen fulminanten Schlusspunkt unter dieses traditionsreiche Volksfest mit Gästebeteiligung.
Hinweis
Die Rangliste ist auf
www.zugerchriesi.ch zu finden.
(Text: Margot Huwyler)