Spuren von Mammuts führen nach Rotkreuz

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Das Amt für Denkmalpflege und Archäologie lud am vergangenen Sonntag zum traditionellen Jahresrückblick ein. Stefan Hochuli präsentierte im Rahmen des Vortrags erstaunliche Funde.

  • Eindrückliche Fundstücke waren zu bestaunen. (Bild PD)
    Eindrückliche Fundstücke waren zu bestaunen. (Bild PD)

Zug – Die Aula im Wilhelm-Gebäude vis à vis des Museums für Urgeschichte ist am vergangenen Sonntagnachmittag gut besucht. Es findet erneut die archäologische Jahresrückschau des Kantons Zug statt. Das Interesse für die Materie ist bei den zahlreichen Besuchern im Saal spürbar. Pünktlich betritt Referent Stefan Hochuli, Leiter des Amts für Archäologie und Denkmalpflege, die Bühne. Er stellt klar, dass die Funde und Untersuchungen des letzten Jahres Produkte einer erfolgreichen Teamarbeit des Amts für Archäologie und Denkmalpflege mit ihren vier Abteilungen seien.

Beim Arbeiten auf einen Backenzahn gestossen

Zu Beginn des Vortrags erklärt der Redner, dass im Kanton Zug bereits an 32 Standorten Pfahlbausiedlungen entdeckt worden sind: «Die Summe all dieser Beobachtungen zeichnet ein reiches Bild dieser Zeit. Erfreulicherweise ist es uns auch vergangenes Jahr gelungen, gut 100 Pfähle in Oberrisch im Zugersee zu finden. Wir konnten uns dabei den niedrigen Wasserstand im Sommer zu Nutze machen.» Die Pfähle stammten aus der Zeit um 3000 vor Christus und gehörten zu den letzten Pfahlbauten dieser Zeit, so Hochuli weiter.

Als Nächstes spricht er einen Fund aus dem Jahr 2015 an, der für Furore gesorgt hat und die Anwesenden zum Staunen bringt. Auf einer Baustelle in Rotkreuz ist damals ein 2,5 Meter langer und 40 Kilogramm schwerer Stosszahn eines Mammuts entdeckt worden, der aktuell im Museum für Urgeschichte ausgestellt ist. Letztes Jahr sei ein weiterer ähnlicher Fund hinzugekommen, erläutert Hochuli freudig: «Ein Maschinist fand bei der Arbeit in einer Tiefe von 20 Metern einen Backenzahn eines Mammuts. Es ist schon bemerkenswert, dass ein Laie den Zahn als solcher erkannte. Mammute verfügen im Laufe ihres Lebens über sechs Generationen von Zähnen, dieser Fund datiert etwa von 15000 vor Christus.» Es sind Jahreszahlen, die kaum fassbar sind und den archäologischen Wert der Funde aufzeigen.

Untersuchung eines Zuger Originals

Des Weiteren sei in einer Kiesgrube eine Kultstädte entdeckt worden, die schweizweit Wellen geschlagen habe: «Wir konnten in unmittelbarer Nähe vier Keramikgefässe aus der Zeit um 900 bis 800 vor Christus einen Rillenstein, ein Mondhorn aus Ton sowie eine Steinstehle sichern. Die Steinstele zeichnet sich durch ihre menschliche Form und eine künstlich eingravierte Darstellung im unteren Bereich aus», so Hochuli. Ferner wird das Thema der Raubgräberei aufgegriffen. Hochuli appelliert an private Sammler, sich mit Funden beim Amt für Archäologie und Denkmalpflege zu melden – von den Informationen und der sauberen Dokumentierung des geschichtlichen Kontexts würden beide Parteien profitieren.

Zu bestaunen gibt es dann gefundene Silbermünzen, die zur Zeit der Gründung der Eidgenossenschaft gängiges Zahlungsmittel waren, sowie einen wertvollen Goldmünzenfund. Ebenfalls seien im letzten Jahr auf dem Gubel bahnbrechende Funde gelungen, die erstmals den Siedlungsaufbau von Menzingen belegen könnten. Hochuli informiert auch über Projekte in der Zuger Altstadt: «Wir haben die Kolin-Darstellung des Kolinbrunnens genauer untersucht und sind zum Schluss gekommen, dass es sich tatsächlich um das Original des 16. Jahrhunderts handeln könnte.»

Lagerung im alten Kantonsspital

Zum Abschluss wird die freudige Mitteilung verkündet, dass dem akuten Lagerungsproblem der Artefakten durch Provisorien im alten Kantonsspital zukünftig entgegengewirkt werden könne. 

Mit tosendem Applaus goutiert das Publikum schliesslich den informativ-kompakten und humorvollen Vortrag und hat im Anschluss die Möglichkeit, aus ­erster Hand einige Funde zu bestaunen. Eine Zuschauerin aus dem Publikum meint zufrieden: «Ich interessiere mich allgemein für Geschichte und besuche jedes Jahr gerne den Jahresrückblick. Auch betrachte ich Herrn Hochuli als einen hervorragenden Redner.» (Nils Rogenmoser)