«Mann, ich bin doch Kabarettist»

Theater & Tanz

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Im Januar lanciert der Kabarettist Michael Elsener eine neue Comedy-Show im Schweizer Fernsehen. Im Interview verrät er, ob er als Komiker ernst genommen wird, und weshalb er nicht in New York arbeiten möchte.

  • Michael Elsener: «Wenn mich Professoren gestresst haben, habe ich angefangen, sie zu parodieren.» (Bild Michael Hug)
    Michael Elsener: «Wenn mich Professoren gestresst haben, habe ich angefangen, sie zu parodieren.» (Bild Michael Hug)

Zug – Michael Elsener, Sie sind schon während Ihres Studiums in die Kabarett- und Comedybranche eingetreten. Sind Sie in Ihrem Leben mal einer richtigen Arbeit nachgegangen?

Da stelle ich gerne die Gegenfrage: Was ist für Sie richtige Arbeit? Als Kabarettist recherchiere ich viel, schreibe Texte, tausche mich mit Menschen aus, probe, mache eine zweistündige Show im Theater. Ich habe aber auch schon andere Jobs gemacht: Ich sass an der Supermarkt-Kasse und fand es extrem inspirierend, in sehr kurzer Zeit mit den unterschiedlichsten Menschen zu reden. Werbung hab ich auch mal ausgetragen. ­Da hatte ich eher Kontakt mit Hunden.

Was gibt Ihnen das Theater, was die Politik oder die Publizistik, die Sie studiert haben, nicht geben?

Ein Studium füttert den Intellekt. Ich habe neue Arten des Denkens gelernt. Das möchte ich nicht missen. Theater, das ist Emotion. Ich gehe während meinen Auftritten in den Stand-ups und Nummern durch so viele Emotionen hindurch; dann hole ich mir Inputs aus dem Publikum, da bin ich jeweils voll im Moment. Das fühlt sich sehr erfüllend an.

Ist das Leben eventuell nur mit Sarkasmus, Satire oder Spassmacherei zu ertragen?

Für mich war Humor schon immer ein Ventil. Wenn mich Professoren gestresst haben, habe ich angefangen, sie zu parodieren. Das hat mich und meine Mitstudenten entspannt. Im Endeffekt hat es auch den Professoren geholfen, weil wir sind, nachdem wir über sie gelacht haben, mit ihnen auch entspannter umgegangen.

Sind Sie auch privat ein Spassmacher?

Ich würde sagen, ich nehme vieles nicht so ernst, was in meinem Leben passiert. Da ist der Humor nicht weit. Doch meine Freunde kommen auch zu mir, wenn sie Liebeskummer haben. Von daher: Es kommt wie immer aufs Timing an.

Wird man als Kabarettist und Komiker eigentlich ernst genommen im Leben?

Ich mache neben der Bühne auch Online-Videos, wo ich auf unterhaltsame Art über die Aktualität rede. Es schreiben mir immer wieder Leute, ich solle bitte unbedingt auch noch ein Video über die andere Abstimmungsvorlage machen, sie würden gerne meine Meinung dazu hören. Plötzlich vernehme ich, dass meine Videos im Unterricht gezeigt werden. Ich denke mir: Mann, ich bin doch Kabarettist.

Sie waren ein halbes Jahr in New York, wie wird dort Comedy gemacht?

Wie hier, mit Menschen. Ich wollte da in die New Yorker Comedy Clubs eintauchen und selber auftreten, schauen, wie ich auf Englisch funktioniere.

Warum wollen Sie nicht in New York bleiben? Dort könnten Sie doch viel mehr verdienen?

Zum Leben ist New York eine unglaublich teure Stadt, das ist das eine. Und das andere ist: Ich finde, Satire macht man am besten in dem Land, wo man aufgewachsen ist. Als Satiriker sollte man die feinen Zwischentöne kennen.

Was machen Sie, wenn Sie 50 sind? Lässt sich das Genre noch weiterentwickeln?

In bin 1985 geboren, es dauert noch ein Weilchen, bis ich 50 bin. Ich hatte mit 20 keine Ahnung, was ich mit 22 machen werde. Ich lebe heute. Langfristige persönliche Pläne schmieden, ist für mich reine Zeitverschwendung. Aber natürlich lässt sich Comedy und Satire weiterentwickeln.

Sie haben für nächstes Jahr eine neue Satiresendung bei SRF angekündigt. Worum geht es dabei?

Das Ganze nennt sich: «Late Update – mit Michael Elsener». Es geht um das, was so passiert. Aus der Sicht eines Satirikers. Ich mixe jeden Sonntagabend, das, was passiert ist, zu einem Cocktail zusammen. Dazu gibt es noch einen Hauptgang, ein Comedy Essay, wo ich länger über ein mir wichtiges Thema rede. In der Show mit dabei sind auch andere Comedians wie Renato Kaiser, Matto Kämpf oder Patti Basler. Zum Schluss talke ich mit einem Gast. Ich freue mich sehr. (Michael Hug)

Hinweis
«Late Update – mit Michael Elsener» ab 20. Januar jeweils sonntags auf SRF1.