Hier ruhen die Hünenberger

Brauchtum & Geschichte

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Sie waren einst eines der mächtigsten Adelsgeschlechter zwischen Zürich und Luzern: Die Herren von Hünenberg verschwanden im 15. Jahrhundert von der Bildfläche. Ihre Familiengruft befand sich im Kloster Kappel.

  • Ein Teil der Grabplatte der Herren von Hünenberg wird in der ehemaligen Klosterkirche von Kappel am Albis aufbewahrt. (Bild Stefan Kaiser)
    Ein Teil der Grabplatte der Herren von Hünenberg wird in der ehemaligen Klosterkirche von Kappel am Albis aufbewahrt. (Bild Stefan Kaiser)
  • Der Steindeckel ist an der Südwand der Basilika platziert. (Bild Stefan Kaiser)
    Der Steindeckel ist an der Südwand der Basilika platziert. (Bild Stefan Kaiser)

Hünenberg – Im hinteren Teil der ehemaligen Zisterzienser-Klosterkirche Kappel am Albis liegt direkt an der Südwand der Rest einer mächtigen, rund zwei Meter langen Steinplatte mit bemerkenswerten Reliefs und eisernen Heberingen. Es handelt sich um ein Überbleibsel der einstigen Grabstätte der Herren von Hünenberg. Unverkennbar verweist das gemeisselte Einhorn als Hünenberger Wappentier sowie ein Rüstungshelm auf das alte Rittergeschlecht, deren Stammburg heute noch als Ruine existiert.

Die Dimensionen des offenbar nur noch knapp zur Hälfte vorhandenen Sarkophagdeckels lassen den hohen gesellschaftlichen Rang der einst hier Beigesetzten erahnen. Das Kloster Kappel war im Mittelalter ein bedeutender politischer und religiöser Dreh- und Angelpunkt inmitten der von untersch­iedlichen Adels- und Rittergeschlechtern beherrschten Gebiete zwischen Zürich und Luzern. Mehrere von ihnen gehörten zu den Wohltätern des Zisterzienserklosters und stifteten hier ihre Familiengrabstätte. So auch die Herren von Hünenberg.

Eine geschickte Heiratspolitik

Die Vorgänger der Ritter von Hünenberg müssen bereits im 11. Jahrhundert Macht und Einfluss in der weiteren Region des heutigen Kantons Zug ausgeübt haben. Urkundlich erstmals erwähnt wird das Geschlecht in einem Dokument von 1173, namentlich Walter I. von Hünenberg (Waltherus von Hunberg).

Die Hünenberger festigten ihre Macht, indem sie ihre Mitglieder mit anderen Adelsfamilien aus den umliegenden Herrschaften verheirateten, darunter mit den Habsburgern, den Lenzburgern, Rapperswilern, Hertensteinern, Heideggern oder denen von Hallwyl. Weitläufige Grundstückbesitze bis ins Bernische sowie mehrere städtische Bürgerrechte machten die Hünenberger zu einem der einflussreichsten Rittergeschlechter ihrer Zeit. Ihnen gehörten neben der Stammburg beim heutigen Dorfe Hünenberg auch das Schloss St.Andreas in Cham, die Wildenburg ob Baar und die Burg Zug. Eine Herrschaftsteilung erfolgte im frühen 14. Jahrhundert zwischen den Brüdern Hartmann II., Peter II. und Gottfried III. Letzterer erhielt unter anderem Schloss St. Andreas, den Turm in Baar und neben weiteren Besitztümern auch Mettmenstetten und Knonau. Ab 1350 war Gottfried III. Bürger der Stadt Zürich und Mitglied des Bürgerrats. Er führte hier ein so verschwenderisches Leben, dass er 1369 und im Folgejahr schliesslich gezwungen war, seine Besitzungen, darunter den Stammsitz St.Andreas in Cham, zu verkaufen. Danach lebte Gottfried bis zu seinem Tod 1372 im Kloster Kappel. Hier wurde er denn auch in der Familiengruft beigesetzt, an welche unser Fundstück in der ehemaligen Klosterkirche noch heute erinnert. Die anderen verbliebenen Mitglieder des Hauses Hünenberg hatten ebenfalls zunehmend mit Verschuldung zu kämpfen und sahen sich genötigt, ihre Besitztümer zu veräussern. Mit diesem laufenden Prozess nahm auch die gesellschaftliche Stellung der Herren von Hünenberg ab. Die zwei Hauptlinien der Hünenberger – diejenige auf der Wildenburg und diejenige zu St. Andreas – verwässerten im Verlauf des 15. Jahrhunderts und verloren sich schliesslich ganz. Was heute an die einst einflussreichsten Herrschaften der Region erinnert, sind die erwähnten, noch immer existierenden Kulturdenkmäler wie Schloss St.Andreas, die Burg Zug, die Ruinen Wildenburg und Hünenberg – und natürlich das relifierte Fragment des Sarkophages in der Klosterkirche Kappel. (Text von Andreas Faessler)

Hinweis
In der Serie «Hingeschaut» gehen wir wöchentlich Fund­stücken mit kulturellem Hintergrund und Zuger Bezug nach.