Eine Geburtstagsfeier zum Vergessen
Theater & Tanz
Die Theatergesellschaft bewegt sich in einem zwischenmenschlichen Katastrophengebiet. Das neue Stück kommt auch dank einer Prise englischen Humors gut an.
Baar – Das Glück kann niemand festhalten, selbst wenn man es noch so sehr wünscht. Alle Mitglieder der Familie Steiner haben schon glückliche Zeiten erlebt: Gerry Steiner, Chef einer Baufirma, seine Frau Laura, die an diesem Abend im Restaurant ihren 62. Geburtstag feiert, der ältere Sohn Tim, der gerade mit Stephanie in einer Ehekrise steckt, und Sohn Simon, der seine neue, nicht standesgemässe Freundin Miriam vorstellt.
Das Stück beginnt mit dem Anstossen, wobei Gerry Steiner seine Freude darüber ausdrückt, dass wieder einmal die ganze Familie versammelt ist. Doch mit der Harmonie ist es schnell vorbei.
Drei Zeitebenen
Dafür hat der populäre britische Bühnenautor Alan Ayckborn gesorgt, von dem die Komödie «Glückliche Zeiten» (Time Of My Life) stammt, mit der die Theatergesellschaft Baar gestern Abend Premiere feierte.
Das Stück zeigt das bitterböse Bild einer Familie, das die Charaktere der einzelnen Mitglieder mit allen Höhen und Tiefen offenlegt. Gekonnt splittet der Autor die Story rund um die drei Paare in drei Zeitebenen auf: Die Eltern zerfleischen sich weiterhin im Restaurant (Gegenwart), Tim und Stephanie zeigen, dass ihre Ehe zerbricht (Zukunft) und Simon und Miriam führen den schwierigen Anfang ihrer Beziehung (Vergangenheit) vor.
Es wird geliebt, gelogen, betrogen, gestorben und geboren und aneinander vorbeigeredet. Die Gefühle spielen verrückt, und obwohl alle ihr Glück suchen, erkennen sie keinesfalls immer, wenn sie ihm ganz nahe sind.
Das sarkastische und dank britischem Humor witzige Stück, ist vom Regieteam Sandra Müller und Dominik Widmer mit raschen Szenenwechseln inszeniert worden. Diese sorgen für Spannung, aber sie fordern auch das Team. Auf der kleinen Bühne stehen schlichte Requisiten, kleine Tische und Hocker, die für die verschiedenen Zeitebenen flexibel positioniert werden können. Zu den optischen Akzenten gehört das attraktive Farbkonzept für die Kleider der Paare und des Mobiliars.
Nicht selbstverständlich ist, dass beide Regisseure mitspielen, genauso engagiert wie das übrige Team: Thomas Inglin (als Gerry Steiner), Vreni Dossenbach (seine Frau Laura), Dominik Widmer (Tim), Bianca Arnold (seine Frau Stephanie), Rafael Casaulta (Simon) und Sandra Müller (Freundin Miriam), sowie die drei marionettenhaft auftretenden Kellner (Moritz Hassler, Kritisna Kiener und Hüseyin Ucmak), die für schräge Randbemerkungen sorgen.
Die Mundart-Übersetzung stammt von Sandra Müller und Bianca Arnold. Laut Regisseurin Müller wurde der Text des Stückes stark gekürzt: «Wir haben uns auf die spannenden Teile beschränkt, auch inhaltlich gibt es gegenüber dem Original Änderungen, denn wir wollen für mehr Dynamik sorgen.» Zudem habe man statt einem Kellner deren drei eingesetzt und aus den Proben gewisse Improvisationen eingefügt.
Die Rollenverteilung sei kein Problem gewesen. «Alles hat gepasst, auch vom Alter her», ist Dominik Widmer überzeugt. Und wie lösen die zwei die Regiearbeit, wenn sie gleichzeitig spielen? Widmer: «Das ist definitiv schwierig, doch wir sind überrascht, wie viel wir daneben wahrnehmen. Zuletzt geben wir unsere Rückmeldungen.»
Eine erste Rückmeldung hat das ganze Team bereits in der von uns besuchten Hauptprobe von Mittwochabend erhalten: Das Probenpublikum war vollauf begeistert. (Monika Wegmann)
HinweisWeitere Aufführungen: 31. Oktober, 6., 8., 9., 13., 14. und 15. November, jeweils 20 Uhr, Schriner-halle, Dorfstrasse 27, Baar. Sondervorstellung mit Essen im Restaurant Neumühle: Samstag, 29. November, Samstag, 6. Dezember. Tickets: 041 760 04 04.