Kandidierende im Rampenlicht der Zuger Kultur

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Im Oktober wird ein neuer Stadtpräsident oder eine neue Stadtpräsidentin gewählt. Das sind Ambitionen und Talente der Kandidierenden.

  • Die Stadtpräsidiumskandidierenden Urs Raschle, André Wicki, Eliane Birchmeier und Barbara Gysel (hinten, von links) folgen den Erläuterungen von Michael van Orsouw. (Bild: Stefan Kaiser)
    Die Stadtpräsidiumskandidierenden Urs Raschle, André Wicki, Eliane Birchmeier und Barbara Gysel (hinten, von links) folgen den Erläuterungen von Michael van Orsouw. (Bild: Stefan Kaiser)

Zug – «Wer wird Stapi und damit Kulturboss?» Diese Frage steht in grossen Buchstaben auf dem Flyer für das erste Kulturcasting der Stadt Zug. Das Kulturcasting ist das bislang einzige Podium vor den Wahlen, welchem sich die vier Kandidierenden fürs Zuger Stadtpräsidium Eliane Birchmeier (FDP), Barbara Gysel (SP), Urs Raschle und André Wicki (SVP) stellen müssen.

Das Gespräch leitet Beat Holdener (Journalist) und Michael van Orsouw (Historiker und Autor). Judith Stadlin lockert den Polittalk mit wortspielerischen Interventionen auf. Das Publikum, auf kleinen Klapp- oder Gartenstühlen sitzend, im kleinen Saal des «Oswald Eleven» zeigt sich interessiert, folgt den Ausführungen gespannt – wohl nicht zuletzt, weil die Moderation aufgeweckt ist und nicht nur immer jene Fragen stellt, die sonst überall zu hören sind. Frech, witzig und zugespitzt. Man sah die Kandidierenden aus einer anderen Perspektive.

Zum Beispiel: André Wicki ist AC/DC-Fan und kann die zur Musik passenden Groove-Moves. Eliane Birchmeier stimmt problemlos ein «Alli mini Äntli» an und würde, wenn es dazu käme, am liebsten von Patti Basler parodiert werden. Urs Raschle überzeugt mit Witz und stört sich nur dann an der Zuger Kultur, wenn «sie einfach ein Seich» ist. Barbara Gysel kann auswendig zwar keine Gedichte zitieren, mag aber das Kunstwerk Seesicht – die Treppe in den Zugersee – besonders gern.

Denn: Die Moderatoren Beat Holdener und Michael van Orsouw wollten es genau wissen, als Kulturschaffende sind sie schliesslich Direktbetroffene städtischer Kulturpolitik. Um die üblichen Fragen wie «Was sind die wichtigsten Probleme, welche in der Zuger Kulturpolitik gelöst werden müssen?» gleich zu klären, wurden sie den Kandidierenden schriftlich zugestellt. Die Antworten ausgedruckt und verteilt. Birchmeier, Raschle und Gysel hoben die Umsetzung der Kulturstrategie hervor, Wicki will das Kunsthaus erweitern.

Kultur ist nicht gleich Kultur

Nach einer Improvisationsübung werden die möglichen, zukünftigen Stadtpräsidentinnen und Stadtpräsidenten einzeln ins Kreuzverhör genommen. Urs Raschle wird als aktueller Sicherheitsvorsteher zum Beispiel die Frage gestellt, wann er Kulturanlässe nicht bewillige – oder warum man nicht mehr Anlässe bewillige. «Ich prüfe Gesuche kritisch. Wenn irgendwie möglich und sinnvoll, genehmigen wir die Gesuche. Gewisse Anlässe erspare ich der Bevölkerung aber lieber», so Raschle. Beispiel: Das Errichten eines Aquariums in den Stierenstallungen lehnte man ab.

Eliane Birchmeier, so Moderator Beat Holdener, habe gesagt, sie wolle in der städtischen Kultur als Präsidentin «aufräumen». Sie weist das entschieden zurück: «Die städtische Kultur soll gestärkt werden mit der neuen Strategie. Seit mehreren Jahren ist es unruhig in diesem Bereich, nun soll er zur Ruhe kommen. Von Aufräumen habe ich nie geredet.» Die Stadt sei reich an Kultur und vielfältig, das gelte es zu bewahren.

André Wicki bekräftigt das in seinem Verhör. Kultur bedeute für ihn Familie, sind doch viele in seinem Umfeld Kunstschaffende. Der Ausbau des Kunsthauses sei ihm deshalb ein besonderes Anliegen. Auf die Frage, wieso er als Finanzchef denn nicht genügend Mittel zur Verfügung stellen konnte, entgegnete er, dass die Erweiterung nicht in diesem Departement zu liegen kommt, sondern im präsidialen. Aber, sagt er mit einem Augenzwinkern: «Lönd mich mal lah mache nechst Jahr.»

Barbara Gysel als einzige Kandidatin, die nicht bürgerlich ist, musste sich der Frage stellen, welchen Unterschied es denn machen würde, sie als linke Vertreterin zu wählen? «Der Stadtrat hat in den letzten Jahren bei verschiedenen Projekten, wie zum Beispiel dem Kulturlastenausgleich, verpasst, mit den Kulturschaffenden selbst zu sprechen. Deren Bedürfnisse abzuklopfen, das würde ich – nicht nur, aber auch wegen meiner politischen Einstellung – anders tun», entgegnet sie. (Text von Vanessa Varisco)