Rätselraten um Zurlauben-Wappen

Brauchtum & Geschichte

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Bei der Renovation von Häuser im Kolingevierts in der Stadt Zug sind viele interessante Gegenstände aufgetaucht.

  • Das Wappen des Hausbesitzers Zurlauben und seiner ersten und zweiten Frau. Datiert 1631. (Bild Tugium)
    Das Wappen des Hausbesitzers Zurlauben und seiner ersten und zweiten Frau. Datiert 1631. (Bild Tugium)

Zug – Die Familie Zurlauben stammte aus dem Gebiet des heutigen Kantons Wallis und ist im späten 15. Jahrhundert in den Stand Zug eingewandert. Die insgesamt 191 Personen umfassende Zurlauben-Familie (96Frauen und 85Männer) hat die Geschichte Zugs von 1488 bis zum Beginn der Helvetik (1798–1803) massgeblich beeinflusst. Ihr Wirken hat aber auch die eidgenössische wie auch die europäische Politik beeinflusst. Zu Reichtum kam die Familie auch durch die «Vermietung» von Soldaten, nein von ganzen Regimentern an den französischen König und andere europäische Herrscher. Eine weitere Geldquelle, um ihren Reichtum zu mehren, war der Salzhandel.

Der Eigentümer der Liegenschaft Kirchenstrasse 3, wo die drei Familienwappen gefunden wurden, war Oswald II Zurlauben. Das Geburtsdatum des Mannes ist nicht bekannt. Als Todesjahr gibt die Geschichtsschreibung 1637 an. Das Gemälde der drei kaum noch sichtbaren Familienwappen ist, wie Messungen ergaben, im Jahre 1631 entstanden. In diesem Jahr hat Oswald II Zurlauben am 15. Mai zum zweiten Mal geheiratet. Oswalds Familienwappen befindet sich in der Mitte. Dasjenige von Maria Magdalena Benegg von Hünenberg flankiert Zurlaubens Erkennungszeichen zur linken Seite. Das Familienwappen der Margharetha von Rickenbach befindet sich rechts des potenziellen Stammhalters.

Der Zurlauben-Spross setzte auf Eheverträge

Eine digitale Quelle nennt mit Anna Häberlin noch eine dritte Ehefrau von Oswald Zurlauben. Diese Ehe ist 1637 kurz vor dem Hinschied Oswalds vollzogen worden. Als Todestag des dreimal verheirateten Mannes nennen die Quellen den 14. Februar 1637. Was aus den Acta Helvetica hervorgeht: Oswald Zur­lauben war ein vorsichtiger Mensch. Eheverträge gehörten bei ihm zum Programm. Die Acta Helvetica umfasst das Familienarchiv der Zurlauben-Familie von ihrer Einwanderung in den Kanton Zug bis zum Hinschied des letzten potenziellen Stammhalters im Jahre 1799. Die Schriftstücke aus dem Fundus der Zurlauben umfassen 186 Pappbände mit 32000 Einzeldokumenten.

Stellvertretend sei hier der Ehevertrag zwischen Oswald Zurlauben und seiner zweiten Ehefrau, Margaretha von Rickenbach, erwähnt. Die beiden Eheleute versprechen sich vor Zeugen das Folgende: Stürbe der Ehegatte vor seiner Frau, so könne diese sein halbes Haus, nämlich die vordere Stube, die Nebenstube, die Küche und einen Keller lebenslänglich nutzen. Daneben solle sie einen Drittel des Hausrats und die Kleider des Erblassers erben. Überlebt der Ehegatte, dann bekommt er gemäss dem Ehevertrag den halben Zinsertrag des Gutes seiner Ehefrau sowie eine Kuh.

Zwölf verschiedene Familienwappen

Zum Grossen Rätselraten ufert auch die Suche nach dem Inhalt der drei Familienwappen aus. Jenes von Oswald Zurlauben zeigt ein Wappen, das aus sehr vielen Elementen besteht. Darin befinden sich zwei Löwen, deren Sicht ins Wappeninnere geht. Im Weiteren befinden sich darin zwei Felder mit drei grünen Kleeblättern auf rotem Hintergrund.

Hinzu kommen noch zwei Felder mit horizontalen Balken. Die einen sind weiss, die anderen schwarz. Das Wappenbuch des Kantons Zug aus dem Jahre 1974 führt aber ein anderes Zurlauben-Wappen auf: Es ist in vier Felder aufgeteilt. In den zwei Gevierten befindet sich jeweils ein Turm mit drei Zinnen. In den beiden anderen Gevierten befinden sich zwei nach rechts gewendete Löwen, die jeweils drei Lindenblättern in ihren Pranken halten.

Im Mittelpunkt der Gevierte befindet sich eine gelbe Linie auf blauem Grund. Die Lilie symbolisiert die französische Krone. Löwen gelten heraldisch als Symbol für Mut, Macht, Königlichkeit und Stärke. Die Linie steht auch für Reinheit, Unschuld und Enthaltung. Die Autoren des Zuger Wappenbuchs nennen zwölf Varianten des Zurlauben-Wappens.

Üppig ist auch die Helmzier geraten. Diese Galauniform gehörte einst zur regulären Ausrüstung im Krieg und am Turnier. Wie wappenbild.ch festhält, sei die Helmzier «erblich und unveränderlich». Überladen wirkt auch die Helmzier von Margaretha von Rickenbach. Das Familienwappen der zweiten Frau von Oswald Zurlauben zeigt drei rote Rosen mit jeweils grünem Stil. Der Hintergrund ist gelb.

Auf den ersten Blick könnte das Emblem der Familie von Rickenbachs glatt als Gemeindewappen der heutigen Gemeinde Sins im Freiamt durchgehen. Wobei dieses allerdings einen weissen Hintergrund aufweist. In der heraldischen Sprache stehen Rosen für Jugend, Anmut, Liebe, Freundschaft, Unschuld, Schönheit, Lebensfreude und Hoffnung. Das Problem: Margaretha von Rickenbach stammte aus dem heutigen Kanton Schwyz. Beim dritten Familienwappen fehlen schlichtweg Ansatzpunkte, um überhaupt mit dem Rätselraten zu beginnen. (Marco Morosoli)