«Nussknacker» mit jungen Stars
Theater & Tanz
Die Aufführung der Swiss International Youth Dance Company im Theater Casino Zug begeistert das Publikum.
Zug – «Der Nussknacker» ist ursprünglich ein Märchenballett, auf Französisch eine «Ballet-féerie» in zwei Akten des russischen Komponisten Pjotr Iljitsch Tschaikowski, uraufgeführt 1892 in Sankt Petersburg.
An vielen Theatern und Opernhäusern gelangt es zur Weihnachtszeit auf die Bühne, weil es zu Füssen eines geschmückten Tannenbaums beginnt, wo die kleine Klara Stahlbaum von ihrem mit magischen Kräften begabten Paten Drosselmeier einen Nussknacker geschenkt bekommt, der sich in einen Prinzen verwandelt und sie – nach gemeinsam bestandenem Kampf mit dem Mäusekönig – in ein Zauber- und Feenland entführt. In ein Land, in dem alles zu finden ist, was Kinderherzen höherschlagen lässt.
Mehrere Tanzschulen sind involviert
Im Theater Casino Zug (TCZ) gab es dieses Jahr den «Nussknacker» der Swiss International Youth Dance Company (SIYDC). Das Ziel des seit zwei Jahren bestehenden, unabhängigen Jugendprojektvereins ist es, «Kinder und Jugendliche in ihrer Begeisterung für Tanz zu fördern und ihnen die Möglichkeit zu bieten, Teil einer inklusiven Bühnenproduktion zu werden», wie im Flyer der Produktion zu lesen ist. Getragen wird der Verein von der Tänzerin und Tanzpädagogin Tracy Ann Signorelli (President, Cultural Direction), Marco Signorelli (Membership Manager), Rachel Kelly Lindenmann (Design Management & Marketing) und Ivana Zlomislic (Finanzen & Kommunikation).
Für ihre Aufführungen strebt die SIYDC die Kollaboration verschiedener Tanzschulen an; heuer waren dies – nebst der Ballett Akademie Luzern von Signorelli selbst – die Ballettschule The Dance School von Stefania De Prophetis aus Baar, die Basel Dance Academy Gladkova und die Karateschule Kyokushinkai aus Ebikon.
Die jungen, aufstrebenden Bühnentalente sollen dabei die Gelegenheit erhalten, mit Profitänzern und -Choreografinnen zusammenzuarbeiten und in Austausch zu kommen; und so übernahmen die beiden Gasttänzer Andrei Cozlac als Nussknacker und Vasily Glück als Drosselmeier wichtige Schlüsselrollen. Die gesamte Besetzung auf der Bühne umfasste rund 200 Darstellende, von den «Mini-Ballerinas» über die Altersstufen «Kids, Juniors, Teens» bis zu den «Vor-Profis». Getanzt wurde Ballett, Modern, Jazz, Acro, Hip-Hop. Ein grosses pädagogisches und kreatives Team unter der künstlerischen Leitung von Signorelli zeichnete verantwortlich für Choreografien und Proben, und hinter der Bühne waren unzählige Helferinnen zuständig für die Backstage-Aufgaben.
Zusammenfassend: Es ist eindrücklich, was hier gelungen ist. Ein Kaleidoskop an farbigen Szenen, vor stilvollem Bühnenbild (Marco Signorelli), mit perfektem Ton (Signorelli), Licht (Team TCZ) und Video (Erni Videoproduktion). Ein zweistündiges Unterfangen, in dem sehr viele junge Menschen verschiedensten Alters in ein tadellos und enthusiastisch verkörpertes Bühnenwerk integriert waren, Höchstleistungen erbrachten, aufeinander achteten und physisch kooperierten. Künstlerisch anspruchsvoll und pädagogisch wertvoll.
Die Zuschauer rasten aus
Die Bühnensprache war zunächst die der traditionellen Ballettwelt des 19. und 20. Jahrhunderts: Pas de deux und Gruppenchoreos, weisse Akte mit Tütüs und Spitzenschuhen einerseits, pantomimisch erzählende Zwischenszenen andrerseits. Tschaikowski stand hier Pate. Ergänzt wurden sie durch neuzeitlichere Tanzformen mit moderner Musik, vor allem im 2. Akt «im Land der Süssigkeiten» – und hier rastete der vollbesetzte, hingerissene Zuschauerraum vor Begeisterung wiederholt aus, Kinder riefen, Babys krähten. Da gab es kleine Zuckerbäckerinnen, eine volkstanzartige iberische Schokoladenchoreografie, bauchfreien arabischen Hüfttanz, ein Rohrflöten-Trio, eine fernöstliche Szene mit japanischen Schirmchen, Trommeln und Karate-Kampf-Schwertern, Lebkuchenkinder, wilde Zigeunertänze.
Zunehmende Opulenz auch in den Kostümen und Accessoires. Mit Solo-Einlagen der Profis, vielen Sprüngen und Drehungen. Immer schneller und wilder, bis zum grossen Finale. Ein Gesamtkunstwerk, in dem die quirlige Energie junger Menschen in ästhetische Formen kanalisiert wurde – in einen Guss, in einen Strom. (Text von Dorotea Bitterli)