«Es bleibt ein Theater mit Herz»

Theater & Tanz

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Seit August leiten Nadja Bürgi und Kim Emanuel Stadelmann den Burgbachkeller. Mit Erfahrung, Netzwerken und frischen Ideen wollen sie das Zuger Kleinkunsttheater als offenes Haus weiter profilieren.

  • Kim Emanuel Stadelmann und Nadja Bürgi leiten das Theater im Burgbachkeller seit August 2025. Bild: Stefano Schröter Fotografie
    Kim Emanuel Stadelmann und Nadja Bürgi leiten das Theater im Burgbachkeller seit August 2025. Bild: Stefano Schröter Fotografie

Zug – Die Leitung des Burgbachkellers ist seit Anfang August in neuer Hand. Nachdem Giannina Masüger und Madeleine Flury das traditionsreiche Zuger Kleinkunsttheater sechs Jahre lang geführt hatten, sorgt nun erneut ein Zweigespann für den reibungslosen Betrieb der charmanten Gewölbebühne. Dies, obschon die 100-Prozent-Stelle für eine Einzelbesetzung ausgeschrieben worden war. Doch Nadja Bürgi (51) und Kim Emanuel Stadelmann (39) aus Luzern konnten den Stiftungsrat überzeugen.

Da dürfte den beiden wohl die ideale Kombination zweier Grundkompetenzen zupassgekommen sein: Bürgi verfügt über einen langjährigen Erfahrungsschatz im Kulturmanagement, und Stadelmann weiss als weit vernetzter Bühnenschauspieler mit Herz und Seele vor allem, worauf es auf Seite der ausübenden Kunst ankommt. «Nadja schafft den Rahmen, ich fülle ihn mit Inhalt», fasst es Stadelmann zusammen.

Die Voraussetzungen sind gut: Die beiden Luzerner kennen sich bereits seit langem durch ihr breites Wirken in der dortigen Kulturszene und haben sich untereinander eine solide Vertrauensbasis erarbeitet. Und jetzt widmen sie sich gemeinsam dem Platz Zug. «Die hiesige Szene ist für uns beide mehrheitlich Neuland», sagt Bürgi. «Das ermöglicht uns eine vollkommen unbefangene Herangehensweise.»

Abgesehen davon, dass beide den Kulturplatz Zug kennenlernen und ausloten wollen, wie das hiesige Publikum wie auch die lokalen Kulturschaffenden ticken, sind sie sich von Anfang an einig: Der Burgbachkeller soll sich als Haus der freien Szene weiter profilieren und vor allem ein Begegnungsort sein – für Zugerinnen und Zuger selbst genauso wie für Auswärtige und Expats. «Wir wissen, dass dieses Thema hier bewegt», sagt Stadelmann dazu. Und genau hier soll ihre Unbefangenheit besonders greifen.

Akzente setzten, neues Publikum anziehen

Einen grossen Fokus wollen die beiden auf den aktiven Austausch mit der Stadt Zug wie auch mit anderen Häusern wie etwa dem nahen Theater Casino und natürlich mit den Kunstschaffenden aus der Region setzen. «Kooperationen und Synergien sind grundlegend für einen funktionierenden Kulturbetrieb», ist Bürgi überzeugt.

Hinsichtlich Programm werden die beiden vorerst eine ähnliche Schiene fahren wie ihre Vorgängerinnen. «Wir nehmen uns reichlich Zeit, um herauszufinden, was gut funktioniert und was Neues gewagt und ausprobiert werden kann», so Stadelmann. «Wir werden bestimmt da und dort neue Akzente setzen», fügt Bürgi an. Insbesondere um neues Publikum zu generieren. Dabei wollen sie sämtliche Generationen ins Haus «holen» – mit passenden Formaten.

Von denen werden vor allem die etablierten, wie das Improtheater, Heute ZUGast, die Fyrabigkonzerte oder das Töggelitheater übernommen. Neu in der anstehenden Saison werden das an letzterem anlehnende Töggeli Labor sein sowie «Offen gesagt», ein lockerer, niederschwelliger Austausch zwischen der Theaterleitung und der Kulturszene wie auch dem interessierten Publikum. «Überraschungsgäste werden dabei jeweils mit am Tisch sitzen», verrät Stadelmann. Im Zentrum des Formats stehen Fragen, Dialog und Begegnung. «Wir sind eben auch gerne Gastgeber», merken Bürgi und Stadelmann hierzu an.

Neue Spielzeit mit reichhaltigem Auftakt

Die Spielsaison 2025/26 eröffnet im Burgbachkeller fulminant mit einem dreitägigen Wochenendspektakel vom 19. bis 21. September – mit Musiktheater, Performance, Konzert und Familientheater. Den Anfang macht «Geschwister am Limit – We’re big in Japan» von Isa Wiss und Hans-Peter Pfammatter: Es ist Musiktheater zwischen Pop, Poesie und Herzschlag. Am Samstag folgt das St.-Oswalds-Gassenfest – die neue Leitung steht von 11 bis 16 Uhr selbst hinter der Bar. Dazwischen spielt «Ingrained (Käpälin)» von HandSomeFeet eine poetisch-akrobatische Show zwischen Tanz, Jonglage und Holzhandwerk – draussen oder bei Regen im Saal. Der Abend bringt Moira x Otrava – zwei Bands, ein Konzert. Am Sonntag beschliesst das Töggelitheater das Wochenende: «Toto, Laura und die Stadtmusikant*innen» vom Teatro Lata sind wild, direkt, musikalisch – mit Humor und Herz.

Im weiteren Verlauf der Saison prägen regionale Ensembles das Programm: die Zuger Spiillüüt, die Kulisse Zug und die Theaterkompanie mit «Connected». Nachwuchs zeigt sich auf der Plattform «Tankstelle». Gäste sind unter anderem das Vorstadttheater Basel, Béla Rothenbühler mit «Polifon Pervers», Kabarettist Markus Schönholzer, Dodo Hug & Ensemble sowie Fleischlin/Meser, Gewinnerinnen des Schweizer Performance-Art-Preises 2021. Ob Tradition oder radikale Performance, Kabarett, Musiktheater, Volksmusik oder queerfeministischer Pop – die Bühne ist offen für alle Formen und Stimmen.

Nicht zuletzt steht auch wie zuvor Vermittlung im Zentrum – mit neuen Schulvorstellungen, Nachgesprächen und speziellen Formaten für Schulen, Familien und Erwachsene. Neu ist die Partnerschaft mit dem Schweizer Vorlesetag: Die Zuger Schauspielerin Vera Bommer liest für Schulklassen und Seniorinnen wie Senioren.

Bürgi und Stadelmann sind nun bereit für eine neue Episode – in ihrem persönlichen Berufsleben wie auch in der Geschichte des Burgbachkellers. Abschliessend halten sie einstimmig fest: «Es bleibt ein Theater mit Herz, Vision und Haltung – und wird zugleich neu gedacht: als offenes Haus mitten in Zug, verwurzelt in der Region.» (Text: Andreas Faessler)

Hinweis: Das Programm; www.burgbachkeller.ch.