Mehrsprachige Geschichtenzeit in der Zuger Altstadt

Literatur & Gesellschaft

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Bei der Leseveranstaltung «Schnurgeschichten» wurde auf Tamilisch, Türkisch, Spanisch und Deutsch vorgelesen, gespielt und gesungen.

  • Mit der Vorleseveranstaltung «Schnurgeschichten» fördert der Verein Munterwegs spielerisch Selbstvertrauen, Sprachfreude und kulturelle Offenheit. Bild: Jan Pegoraro (Zug, 3. 5. 2025)
    Mit der Vorleseveranstaltung «Schnurgeschichten» fördert der Verein Munterwegs spielerisch Selbstvertrauen, Sprachfreude und kulturelle Offenheit. Bild: Jan Pegoraro (Zug, 3. 5. 2025)

Zug – Am Samstag ging es munter zu und her in der Zuger Altstadt. Zwischen Burg, Bibliothek und Stadtgarten wiesen blaue Luftballons den Weg zur mehrsprachigen Vorleseveranstaltung «Schnurgeschichten». Organisiert vom Verein Munterwegs und der Bibliothek Zug wurden an verschiedenen Standorten in der Altstadt Geschichten vorgelesen, vorgespielt und gesungen – und das in vier verschiedenen Sprachen.

Um 10.30 Uhr trafen die ersten Besucherinnen und Besucher in der Bauhütte St. Oswald ein, wo sie mit einem Apéro begrüsst wurden. Nach der Einführung durch Miriam Hess von Munterwegs verteilten sich die Kinder auf die fünf Vor­lesestationen. In der Bauhütte startete das Programm mit einer tamilischen Geschichte über einen Fuchs, der ein Löwe sein möchte und deshalb versucht, seine Freunde zu täuschen. Damit alle folgen können, wurde simultan auf Deutsch übersetzt.

Währenddessen folgten andere Kinder im Dachstock der Bibliothek gespannt einer Geschichte auf Spanisch und Deutsch. Zum Schluss der Erzählung wurde eine Schnur herumgereicht, an der sich alle festhielten und gemeinsam ein Lied über Freundschaft sangen. Am Ende durften die Kinder sogar ein Freundschaftsband mit ihren Initialen gestalten und mit nach Hause nehmen.

Für Miriam Hess, Projektleiterin von Munterwegs, geht es bei der Veranstaltung um weit mehr als ums Vorlesen: «Das Vorlesen in verschiedenen Sprachen ist uns sehr wichtig, weil wir damit kulturelle Vielfalt sichtbar machen und Begegnungen zwischen unterschiedlichen Kulturen ermöglichen möchten», erklärt sie. Gerade in einer Stadt wie Zug, in der viele Menschen einen Migrationshintergrund haben, sei dies ein wertvoller Beitrag zu gegenseitigem Verständnis und gemeinsamem Erleben von Sprache sowie Kultur.

Auch ein mehrsprachiges Theaterstück

Im Vorgarten der Burg Zug wurde nicht nur eine Geschichte vorgelesen, sondern ein ganzes Theater aufgeführt. Pelsin und Mia waren Teil der Theatergruppe. Pelsin ist seit mehreren Jahren Teil des Mentoringprogramms von Munterwegs. «Meine Mentorin hatte die Idee, dass ich an diesem Anlass etwas vorlesen könnte», erzählt sie. Ihre Freundin Mia habe daraufhin gefragt, ob sie auch mitmachen könne, und gemeinsam mit ihren Geschwistern und anderen Kindern aus dem Quartier formten sie eine Gruppe aus knapp zehn Jugendlichen.

«Das Theater haben wir ganz selbst geschrieben», erklärt die 14-jährige Pelsin. «Am meisten Spass gemacht haben das Ideensammeln und das Proben», ergänzt Mia. Die Jugendlichen führten ihr Theaterstück auf Türkisch und Deutsch auf. Zunächst wurde auf Deutsch gespielt, anschliessend wurden die Szenen auf Türkisch übersetzt. Um ein Rätsel zu lösen und gemeinsam zu singen, bezogen sie auch das Publikum mit ein.

Sicherheit gewinnen mit den Zuger Helpis

Der Anlass war Teil der Veranstaltungsreihe «Sicherheit gewinnen» der Bibliothek Zug. Passend dazu waren auch die Zuger Helpis, die Jugendgruppe des Samaritervereins Zug, mit dabei und führten in die Grundlagen der Ersten Hilfe ein. Unter dem Pavillon des Stadtgartens lernten die Kinder spielerisch, wie sie sich in einem Notfall verhalten müssen.

Das Thema Sicherheit liess sich allerdings auf sämtliche Bereiche der Geschichtenzeit übertragen. Miriam Hess erklärt: «Kinder brauchen ein Gefühl von Sicherheit, um sich frei entfalten und lernen zu können. Dabei ist die sichere Beherrschung der Muttersprache ein zentraler Baustein.» Sie lege nämlich die Grundlage für das Erlernen weiterer Sprachen, stärkt das Selbstvertrauen und erleichtert einen guten Start in die obligatorische Schulzeit. Mit «Schnurgeschichten» fördert der Verein Munterwegs spielerisch Selbstvertrauen, Sprachfreude und kulturelle Offenheit. (Text von Sina Engl)