Musik im Zeichen des Frühlings – für Jung und Alt

Vermittlung, Musik

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Mitsingen und mitmachen: Die Zuger Sinfonietta hat mit «Musig-Döösli» im Chlösterli in Unterägeri ein neues generationenübergreifendes Konzert- und Vermittlungsformat lanciert.

  • Die drei Musikerinnen von der Zuger Sinfonietta begeisterten mit ihren Einlagen die Kinder genauso wie die Seniorinnen und Senioren. (Bild: Maria Schmid)
    Die drei Musikerinnen von der Zuger Sinfonietta begeisterten mit ihren Einlagen die Kinder genauso wie die Seniorinnen und Senioren. (Bild: Maria Schmid)

Unterägeri – Ein frühlingshafter Sonntagnachmittag: Heftiger Wind und wärmende Sonnenstrahlen kämpfen um die Vorherrschaft. Die passende Kulisse für das offene Konzert, das in der Mehrzweckhalle des Chlösterli Unterägeri angesagt und dem Frühling gewidmet ist. Flügel und Notenständer stehen in einer Ecke, Violine und Cello liegen bereit. Davor eine «Landschaft»: ein Kleiderständer mit grünen Tüchern, Spielzeug-Vögeln und -Eichhörnchen, dazu Tulpen und Schneeglöckchen unter einem weissen Schleiertuch, ein «Klangweg» aus vielen unterschiedlichen Klangstäben.

Frisch, fröhlich, freiwillig

Langsam strömt das Publikum herein: Bewohner und Bewohnerinnen des Altersheims mit Stöcken oder Rollatoren, ihre Angehörigen und Kinder im Vorschulalter mit ihren Eltern. Die ausgebreiteten Matten vor den lose hingestellten Stühlen werden von den Kleinen sofort erobert, im Saal wird es quicklebendig.

Drei Musikerinnen der Zuger Sinfonietta haben zum neuen Format «Musig-Döösli» eingeladen: Helen Steinemann-Müller (Violine), Alexandra Iten Bürgi (Cello) und Gabriella Adorjan (Klavier). Programmiert ist klassische Frühlingsmusik, gleichzeitig soll aber auch das Publikum aktiviert werden – durch generationenübergreifendes Singen von Schweizer Frühlingsliedern.

Das neue Vermittlungsformat der bekannten Zuger Klassikformation ist frisch, fröhlich und freiwillig. «Wer mitmachen möchte, ist herzlich eingeladen, aber auch stilles Zuhören darf sein», so heisst Alexandra Iten das gemischte Publikum willkommen. Und während sie an einer Musikdose zu drehen beginnt, imitieren Violine und Klavier die herausströmenden Klänge. Iten setzt sich an ihr Cello, und bald werden die Töne zu Pjotr I. Tschaikowskis «April» aus seinem Opus 37b «Jahreszeiten» laut. Selbst die Kleinsten lauschen. Iten erzählt weiter vom Frühling, den Blumen, den Salaten und Schnecken im Garten, von Specht und Kuckuck. «D’Zyt isch da», sagt sie, die Zeit zum gemeinsamen Gesang. Der Text des Kinderliedes erscheint in grossen Lettern auf der Leinwand, und das Singen wird mit Gesten und Tanzen untermalt.

Das zweite Lied, «Oh, du goldigs Sünneli», formiert sich gar zu einem eigentlichen «Sonnenorchester», die Kinder und Pensionäre dürfen mit gelben Tüchern die Sonne aufgehen lassen und auf den Klangstäben den Rhythmus schlagen. Dabei schmilzt der Schnee auf den Blumentöpfen, und die Vögel beginnen zu pfeifen. Violine und Klavier zwitschern mit, stimmen ein in Antonio Vivaldis «La primavera» op. 8 Nr. 1. Ein kleiner Junge steht spontan auf und tanzt mit wehenden Tüchern um sich selbst.

Mit Tönen etwas erzählen

«Vivaldi sah selbst ein wenig wie ein Vogel aus», berichtet Iten, «er hatte flammend rotes Haar». Und sie erklärt, was «Programmmusik» ist – Musik, die mit Tönen etwas erzählt, das man ohne Worte sofort versteht. So wie das Klingeln der Schneeglöckchen: Zum Lied «Schneeglöggli, lüüt» darf das Publikum Glocken und Glöckchen mit unterschiedlichen Tonhöhen schütteln. Zart und zauberhaft läuten die Klänge die verheissungsvolle Jahreszeit ein.

Zum Schluss des 45-Minuten-Konzerts erklingt Astor Piazzollas «Primavera Porteña», und der «Frühling in Buenos Aires» mit seinem temperamentvollen Tango-Rhythmus elektrisiert vollends, lässt die jungen und alten Körper sich wiegen.

Für den Herbst sei ein weiteres Musig-Döösli geplant, verkündet Iten. Und alle Zuschauenden erhalten beim Ausgang eine Karte mit QR-Code, der zu den Noten, Aufnahmen und Informationen der gesungenen Lieder führt – zum Nachsingen, Nachhören und Erinnern. Vorbildliche Klassikvermittlung. (Text von Dorotea Bitterli)

 

Hinweis

Weitere Infos zum Format «Musig-Döösli» der Zuger Sinfonietta: https://zugersinfonietta.ch/konzert/musig-doeoesli-2/