Die Fasnacht ist offiziell vorbei

Brauchtum & Geschichte

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Vor viel Publikum wurden gestern der Baarer Räbechüng und der Hünenberger Eichefrässer verbrannt.

  • Der Eichefrässer in Hünenberg wurde als Symbol des Fasnachtsendes gestern verbrannt. (Bild Stefan Kaiser)
    Der Eichefrässer in Hünenberg wurde als Symbol des Fasnachtsendes gestern verbrannt. (Bild Stefan Kaiser)

Hünenberg – So schnell wie sie da war, ist sie leider auch schon wieder vorbei: die Zuger Fasnacht 2020. Am gestrigen Güdeldienstag wurde vor grossem Publikum bereits der Räbechüng im Dorfzentrum Baar sowie der Eichefrässer auf der Festwiese an der Zentrumstrasse in Hünenberg dem Feuertod übergeben.

Doch woraus bestehen diese kurzlebigen Zeitgenossen und warum brennen sie so gut? Gebaut werden beide weitgehend gleich: Man nehme ein Metallgerüst, stelle ein Holzgerüst drauf und befestige ein Metallgitter auf dem Holz, welches in Form des Fabelwesens gebracht wird. Schlussendlich wird das Gerüst bekleistert und mit viel Farbe fasnachtstauglich gestaltet. Erst beim Innenleben der Tierchen zeigen sich Unterschiede: «Der Eichefrässer wird mit alten Tannenbäumen gefüllt, damit er schnell brennt», erklärt Michael Werder von der Eiche Zunft Hünenberg. Silvan Meier von der Fasnachtsgesellschaft Baar findet jedoch: «Das Wichtigste für das Innere sind ein paar Schweizerkracher, damit es schön chlöpft und tätscht beim Verbrennen.»

Auch bei den jährlichen Motiven unterscheiden sich die beiden. «Die Bemalung differiert jedes Jahr minim. Ansonsten ist der Räbechüng aber seit vielen Jahren gleich», so Meier. Die Hünenberger bemalen den Eichefrässer jedes Jahr nach einem bestimmten Motto. «Er ist eine Wildsau. Und da unsere Zunft ihn dieses Jahr an das ESAF mitnahm und er ausnahmsweise bereits im Sommer gebaut wurde, wählten wir dieses Jahr ein unauffälliges Tenue», so Werder. Er sei diesmal braun und borstig, wie ein klassisches Wildschwein. Ansonsten werden beide von einem Team, bestehend aus einigen Leuten des Vereins, ein paar Wochen vor der Fasnacht gebaut. Vater der Räbefasnacht war 1947 der Baarer Grafiker Geny Hotz. «Er hat die Figur des Räbegäuggels und des Räbechüng geschaffen und jahrzehntelang über die Tradition, die sich an süddeutschen Fasnachtsbräuchen orientiert, gewacht», sagt Meier. Der Räbechüng sei quasi das Oberhaupt der Baarer Fasnacht.

Über das Wildschwein gibt es ein, nicht ganz so nettes, Märchen: «Hünenberg hatte früher grosse Eichenwälder. Darin randalierte einst ein böses Wildschwein, weil die Hünenberger es nicht als Wappentier wollten. Deswegen wird die Sau jedes Jahr verbrannt», erzählt Werder. Entstanden sei der Brauch mit der Gründung ihrer Zunft 1976.

Eine Fasnacht ohne sie wäre undenkbar

Der Fasnachtsstundeplan der beiden Figuren ist ähnlich: «Der Chüng wird am Fasnachtssamstag jeweils auf den Umzugswagen gehievt und montiert. Mit diesem Umzugswagen fährt er am Umzug vom Fasnachtssonntag, begleitet von den Räbevätern und den Räbegäuggeln, mit», so Meier. Unmittelbar nach dem Umzug wird er zwischen dem Baarer Rathaus und dem Dr. Landis-Haus aufgezogen. Dort hängt er wachend bis am Güdeldienstag, bevor er unter Trommelwirbeln heruntergelassen wird. «Zum gestrigen Abschluss trug ihn das Räbechüng-Team zur vorbereiteten Holzbiigi», führt Meier weiter aus. Der amtierende Räbevater, der irdische Vertreter des Räbechüng, hatte einmal mehr die Ehre den Räbechüng anzuzünden und damit die Fasnacht zu beenden», führt Meier fort.

Indessen wird der Eichefrässer am Tag der Hünenberger Inthronisation von Kindergärtlern am «Sau Auf» auf seinen Turm am Dorfplatz hinaufgezogen. «Dort bleibt er den Grossteil der Fasnachtszeit über hängen, um vorbeilaufende Leute zu erschrecken», sagt Werder. Am Morgen vom Fasnachtsfreitag sammelt der Zunftrat mit dem Zunftpaar an der «Holzete» im Böscherwald das Holz für den Eichefrässer-Scheiterhaufen. «Für Besuche von diversen Umzügen wird er runtergelassen und schlussendlich nach dem Hünenberger Fasnachtsumzug, wie gestern, am Abend verbrannt», so Werder abschliessend.

Die eine Figur wird verehrt, die andere immer wieder bestraft. Vom Brauchtum sind sich beide jedoch sehr ähnlich und eine Fasnacht ohne sie für ihre Narren undenkbar. (Tijana Nikolic)