Häuser erzählen von früheren Bewohnern

Brauchtum & Geschichte

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An 18 Altstadtbauwerken sind neue Informationstafeln montiert. «Hinter den Fassaden» ermöglicht einen Blick in die Vergangenheit.

  • Stadtarchivar Thomas Glauser mit einer der frisch montierten Infotafeln in der Zuger Altstadt. (Bild Stefan Kaiser)
    Stadtarchivar Thomas Glauser mit einer der frisch montierten Infotafeln in der Zuger Altstadt. (Bild Stefan Kaiser)

Zug – Die blauen quadratischen Emailleschilder an historischen Zuger Altstadtbauten gehören schon lange zum Stadtbild. Auf ihnen ist etwas zur Geschichte des jeweiligen Objektes zu lesen. So wie hier ist es in vielen historischen Schweizer Städten Brauch, auf diese Weise interessierten Vorbeikommenden einen Mehrwert zu bieten. Auf diesem Prinzip aufbauend, hat die Stadt Zug nun ein Projekt umgesetzt, das ausgesuchte Gebäude noch näher und etwas ausführlicher beschreibt. Dabei liegt der Fokus nicht primär auf den üblichen äusserlichen Merkmalen und allgemeinen Eckdaten, sondern die Beschreibung lässt die Betrachtenden in das Gebäude hinein, hinter die Fassade blicken. Im Zentrum des Interesses stehen vor allem die Geschichten der Menschen, die das Gebäude im Laufe der Zeit bewohnt haben.

Angestossen worden ist die Aktion, die «Hinter den Fassaden» heisst, vom Stadtarchiv. Dies im Rahmen der «Stadtidee Zug»: Mehrere sogenannte stadträtliche Leuchtturmprojekte sollen die Entwicklung der Stadt auf unterschiedlichen Ebenen begleiten. «Und dies ist unser Beitrag an die Stadtidee Zug im Bereich Geschichte und Kultur», sagt Stadtarchivar Thomas Glauser. In enger Zusammenarbeit mit dem Zuger Historiker Michael van Orsouw, der Idee und Konzept eingebracht hat, ist eine Auswahl an Objekten getroffen worden.

Nicht alle Gebäude müssen historisch sein

Im Anschluss hat sich van Orsouw mit an die Arbeit gemacht, den «verborgenen» Geschichten nachzuspüren. «Dabei konnten wir auch aus dem Stadtarchiv selbst schöpfen und äusserst spannende, bisher unveröffentlichte Dokumente einfliessen lassen», so Glauser. «Anders als im Fall der bestehenden blauen Infotäfelchen ist es bei unserem Projekt nicht Voraussetzung, dass sämtliche Gebäude historisch und/oder denkmalgeschützt sind», erklärt er dazu. «Es gibt in der Stadt auch moderne Objekte, aus deren kurzen Geschichte es bereits viel zu erzählen gibt.»

Die Informationstafeln mit ihren 60 mal 30 Zentimetern sind bedeutend grösser als die blauen Emailleschilder. Sie bestehen aus beschichtetem Aluminium, sind mit Bildern und Text, einer Chronologie und einem QR-Code versehen. Zu einem späteren Zeitpunkt sei zudem vorgesehen, so der Stadtarchivar, alle Informationen auch auf Englisch bereitzustellen. «Der Text ist bewusst einfach und für jedermann verständlich gehalten, um einen niederschwelligen Zugang zum Objekt zu ermöglichen.» Via den QR-Code haben Interessierte die Möglichkeit, im Internet weitere und ausführlichere Details nachzuschlagen und sich tiefgehender einzulesen.

«Die Umsetzung von ‹Hinter den Fassaden› ist weitgehend reibungslos verlaufen», sagt Thomas Glauser rück­blickend. Beim Austausch mit den Gebäudeeigentümern und der Denkmalpflege sei mehrheitlich durchaus positives Echo zurückgekommen. Gestern Nachmittag ist «Hinter den Fassaden» im Rahmen einer kleinen Vernissage und Eröffnungsfeier mit Stadtpräsident Karl Kobelt und Bildungsvorsteherin Vroni Straub der Öffentlichkeit übergeben worden.

Stetige Erweiterung ist vorgesehen

18 Objekte sind es derzeit, für die insgesamt 130000 Franken budgetiert worden waren. Sie liegen alle im Bereich der Altstadt. «Unsere Idee ist es, den Objektbestand nach und nach auszubauen und weitere Gebäude hinzuzufügen. Aktuell sind deren vier bereits konkret in Planung. Wir haben bewusst nach etwas Kontinuierlichem gesucht, das sich entwickeln kann», erklärt Thomas Glauser. Und dann werden – wie bereits erwähnt – auch neuere Bauten dabei sein, spätestens, wenn die Verantwortlichen das Projekt Richtung Neustadt ausweiten. (Andreas Faessler)

Hinweis
Die aktuellen Tafeln und Standorte können auf der Website www.hinter-den-fassaden.ch eingesehen werden.