Besondere Kinder und ihr grosser Schritt

Film & Multimedia

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Der Fliz Filmclub zeigt Fernand Melgars Dokumentation über fünf Kinder mit einer Behinderung. Die Einschulung an einer Sondereinrichtung ist für sie wie auch für die Eltern ein vielversprechender Einschnitt.

Zug – «A l’école de philosophes» heisst Fernand Melgars neuste Filmproduktion. Darin nimmt sich der vielfach ausgezeichnete spanisch-schweizerische Regisseur einmal mehr einem ausgesprochen sensiblen Thema ganz nahe am Menschen an. Die Hauptprotagonisten im Film heissen Kenza, Louis, Léon, Chloë und Albiana. Sie sind fünf und sechs Jahre alt und sind anders als andere Kinder. Sie haben ganz besondere Bedürfnisse aufgrund geistiger und teils auch körperlicher Defizite, die einen sind schwer beeinträchtigt, die anderen weniger.

Melgars Film setzt an der Stelle ein, wo die fünf Kleinen an der «Ecole des philosophes», eine Spezialeinrichtung in Yverdon, eingeschult werden. Während der erste Schultag im Leben «normaler» Kinder ein selbstverständlicher Schritt ist, so bedeutet es für die porträtierten Kinder ein ganz besonderer Einschnitt in ihrem Leben, denn jedes von ihnen benötigt eine individuelle Sonderbetreuung, von einem geregelten Unterricht ist man an der Yverdoner Schule weit entfernt. Ein fast noch grösserer Schritt als für die Kinder scheint die Einschulung für deren Eltern zu sein. Zum ersten Mal soll sich tagsüber jemand anderes um ihre Sprösslinge kümmern. Zum ersten Mal entfällt für die die gewohnte Rund-um-die-Uhr-Betreuung der Kleinen. Eindrücklich wird im Film deutlich, wie innig und eng die Beziehung der Eltern zu ihrem behinderten Kind ist, gar intensiver als bei gesunden Kindern. Dies sorgt im Film für einige bewegende Szenen. Melgar ist denn auch mit seiner Kamera dabei, wenn das Einschulungsgespräch mit der Schulleitung und dem Betreuungspersonal stattfindet und die Eltern über ihre Situation und die Beziehung zu ihrem Kind sprechen. Der Filmemacher fängt dabei sehr bewegende Momente ein.

Miteinander wachsen

Im Verlauf des Films zeigt sich, wie die Kinder, die Eltern und die Betreuerinnen und Betreuer voneinander lernen und miteinander wachsen. Die Fortschritte einiger der Kinder sind frappant und bescheren den Eltern noch nie gekannte Seiten ihrer Sprösslinge. Auch diese höchst gefühlsstarken Szenen hält Melgar mit seiner Kamera fest.

Der Filmemacher tritt als stiller, einfühlsamer Beobachter auf mit einem feinen Gespür für aussagekräftige Momente im Leben der Kinder und wie sie einen ganz neuen Abschnitt antreten. Nur stellenweise wirft er kurz und leise eine Frage ein. Meisterhaft zeigt Melgar in «A l’école de philosophes», vor was für eine immense Aufgabe die Schule wie auch die Eltern mit ihren Kindern mit besonderen Bedürfnissen gestellt werden, und wie gross der Lohn dafür aber auch ausfällt.

Der Fliz Filmclub Zug zeigt «A l’école de philosophes» (97 Min.) am kommenden Montag, 13. Mai, um 20 Uhr im Kino Gotthard Zug. Regisseur Fernand Melgar ist Saalgast. (Andreas Faessler)