Curlinghalle soll Anlässe beheimaten

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Vielen coronabedingt aufgeschobenen Anlässen droht ein Bühnenengpass. Ein neu gegründeter Zuger Verein will Abhilfe schaffen.

  • Die Voice-Steps führten einst ein Musical in der Zuger Curlinghalle auf. (Bild Stefan Kaiser)
    Die Voice-Steps führten einst ein Musical in der Zuger Curlinghalle auf. (Bild Stefan Kaiser)

Zug – Seit bald einem Jahr werden zahllose Kulturveranstaltungen vertagt, viele davon mehr als einmal. Entsprechend gross war jeweils die Enttäuschung bei der Gewissheit, dass der Vorhang vorläufig – wieder – geschlossen bleibt. Sollte der Kulturbetrieb ab Frühling dank sinkender Fallzahlen und dem eingehaltenen Impfplan hoffentlich wieder anlaufen können, so stehen Veranstalter sowie Künstlerinnen und Künstler allerdings vor dem nächsten Problem: Die grossen Zuger Bühnen wie beispielsweise das Theater Casino Zug, der Lorzensaal Cham oder der Gemeindesaal Baar sind bereits jetzt praktisch vollständig ausgebucht, bis auf weiteres gibt es kaum mehr freie Termine für die coronabedingt aufgeschobenen Anlässe.

Dieser Umstand hat einfallsreiche Köpfe auf den Plan gerufen: Der neu gegründete Verein IG Kulturprovisorium Zug will die Curlinghalle in der Zuger Herti umfunktionieren und von Mitte April bis Mitte Juli als Konzert- und Theaterlokal nutzen. Dazu hat die IG gemeinsam mit der Kunsteisbahn AG und der EVZ Gastro AG ein Konzept auf die Beine gestellt. «Unter dem Motto ‹Kultur wake up› sollen in diesem Provisorium direkt neben der Bossard-Arena unterschiedliche Veranstaltungen stattfinden: Konzerte von Bands, Chören und Orchestern, Theater, Musicals, aber auch Auftritte von Solokünstlerinnen und -künstlern», führt Projektleiter Guido Simmen dazu aus.

Die Idee habe sich im Zuge der Pandemie abgezeichnet, sagt Simmen weiter. Als Leiter der Zuger Musicalschule Voice-Steps betrifft der drohende «Kulturstau» auch ihn und seine Leute. Mit der Curlinghalle als Bühnenlocation hat Voice-Steps bereits Erfahrung: 2017 ist die Halle für die «Natürlich Blond»-Shows zu einem Musicaltheater umgebaut worden. Guido Simmen sagt: «Es hat sich damals schon gezeigt, dass sich der Bau dafür sehr gut eignet.»

Über 400 Zuschauer finden darin Platz

Mit einem Fassungsvermögen von bis zu 430 Zuschauern entspreche die Halle in ihrer Kapazität in etwa dem Fassungsvermögen der vorgenannten Zuger Veranstaltungsorte. «Das ist genau der Grössenbereich, wo der Bedarf in der kommenden Saison am grössten sein wird», sagt Simmen. Und selbst wenn im Sommer noch immer ein Coronaschutzkonzept nötig sein sollte, so böten die Tribüne und das Parterre der Curlinghalle auch unter solchen Voraussetzungen Platz für rund 200 Leute.

«Mit diesem Kulturprovisorium wollen wir die Situation ein wenig abfedern», fährt Guido Simmen fort. «Wir haben nicht im Sinn, daraus ein Dauerprojekt zu machen, sprich die Halle fortan jährlich von Frühling bis Herbst umzufunktionieren.» Auch achte man darauf, dass nicht jene Veranstaltungen in die Curlinghalle abwandern, welche den anderen Zuger Bühnen das nötige Geld in die Kasse spülen. Abgesehen davon ist der logistische Aufwand, eine Sporthalle für Kulturveranstaltungen zu adaptieren, sehr gross und kostspielig, erklärt Simmen. «Schliesslich müssen wir die gesamte Infrastruktur wie Bestuhlung und Bühnentechnik selbst beschaffen.»

Ein faires Tarifmodell werde ausgearbeitet

So hat denn auch gleich zu Beginn die Frage nach der Finanzierung des temporären Kulturprovisoriums in der Herti im Raum gestanden. «Wir haben unser Konzept beim Kanton als Transformationsprojekt eingereicht, zusätzlich werden Sponsoren und Stiftungen angeschrieben», erklärt Guido Simmen hierzu. Das Provisorium ist nicht gewinnorientiert. Wichtig sei, dass man den Auftretenden mit entgegenkommenden, fairen Mietkonditionen begegnen wolle. Simmen sagt: «Wie das Tarifkonzept genau aussehen wird, ist noch nicht klar definiert. Es wird flexibel und situativ gestaltet sein. Vorerst hängt alles noch davon ab, wie viel finanzielle Mittel wir haben werden und wie viel wir noch selber aufbringen müssen.»

In einem nächsten Schritt wird das Projekt eingegeben, und die Politik wird darüber befinden. Gibt es grünes Licht, so sollen Anfang Mai die ersten grossen Kulturanlässe in der Zuger Curlinghalle stattfinden. (Andreas Faessler)