Der Denkmalschutz soll bleiben

Kunst & Baukultur

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Das Kino Gotthard in Zug will umbauen. Das Gebäude wurde dafür aus dem Inventar der schützenswerten Denkmäler entlassen. Gegen den Entscheid regt sich Widerstand beim Zuger Heimatschutz und beim Bauforum Zug.

  • Es steht noch in den Sternen, ob das Kino Gotthard umgebaut werden darf. (Bild Stefan Kaiser)
    Es steht noch in den Sternen, ob das Kino Gotthard umgebaut werden darf. (Bild Stefan Kaiser)

Zug – Die Schweizer Kinosäle sind momentan dank Filmen über die Kinderikone Barbie oder den Physiker Oppenheimer, dem Vater der Atombombe, gut gefüllt. Der Normalzustand ist das allerdings nicht. Durch die Konkurrenz von Netflix und Co. haben sich die Sehgewohnheiten verändert. Streaming-Plattformen machen den Lichtspieltheatern die Kundschaft streitig.

Um konkurrenzfähig zu bleiben, muss man sich notgedrungen etwas einfallen lassen. Ein Beispiel dafür ist das altehrwürdige Kino Gotthard an der Gotthardstrasse in der Nähe des Zuger Bahnhofs. «Das Kino Gotthard ist als Studiokino von Cineasten zwar sehr geschätzt, wird aber zunehmend quersubventioniert durch die beiden anderen Kinos», sagte Alban Hürlimann, einer der beiden Besitzer nebst seinem Bruder Adrian, bereits vor fünf Jahren gegenüber Zentralplus.

Die Hürlimann-Brüder erstellen deshalb derzeit Machbarkeitsstudien, um das Kino, dessen Fassade im Inventar der Denkmalpflege figuriert, so umzubauen, dass es künftig zwei kleinere Säle hätte. Damit ergäbe sich die Möglichkeit, das Foyer für eine Gastronutzung zu vergrössern, um ein multifunktionales Kino zu schaffen. Für die Umsetzung müsste die Unterschutzstellung des 1923 erbauten Gebäudes aufgehoben werden.

«Für Zug und seine Bevölkerung prägend»

Das Amt für Denkmalpflege Zug hat dafür grünes Licht gegeben und das Gebäude, in dem sich das Kino Gotthard befindet, aus dem Inventar der schützenswerten Denkmäler entlassen. Nun hat aber der Zuger Heimatschutz gemeinsam mit dem Bauforum Zug Beschwerde gegen die jüngste Inventarentlassung des Kinos erhoben. Dem Wortprotokoll der Generalversammlung des Zuger Heimatschutzs ist zu entnehmen: «Das Kino ist für Zug und seine Bevölkerung prägend! Die Schutzwürdigkeit des Objekts wurde durch die verfügende Fachbehörde klar bejaht, jedoch aus wirtschaftlichen Gründen verworfen.»

Laut Bauforum-Präsident Oliver Guntli traf man sich kürzlich zu einem Gespräch mit den Gebrüdern Hürlimann in der Hoffnung, eine Lösung der Umnutzung zu finden, welche die Schutzentlassung nicht erfordert. Konnte man sich dabei einigen? «Das Verfahren konnte noch nicht abgeschlossen werden, weshalb ich mich zu Fragen nicht äussern kann. Gerne werden wir uns melden, sobald ein Ergebnis vorliegt», heisst es lediglich kurz und knapp von Guntli auf Anfrage.

Auch Adrian und Alban Hürlimann waren für eine Aussage zum weiteren Verlauf nicht erreichbar. «Ich habe noch keine Neuigkeiten», schreibt Thomas Ulrich, Geschäftsführer der Zuger Kinos.

Die Entscheidung liegt beim Zuger Regierungsrat

Viel Nennenswertes kann auch die Direktion des Inneren, zu der das Amt für Denkmalpflege und Archäologie gehört, nicht berichten. «Das Amt für Denkmalpflege und Archäologie hat sich noch nicht zu einem konkreten Umbauprojekt geäussert – nach dessen Kenntnisstand läuft kein entsprechendes Verfahren bei der Baubewilligungsbehörde», so Jeannine Lütolf, Kommunikationsbeauftragte der Direktion des Innern des Kantons Zug. Gegenwärtig gehe es um die Klärung des Schutzstatus für das Objekt. «Die Entscheidung liegt nun beim Regierungsrat, ob die Inventarentlassung der Direktion des Innern rechtskräftig wird oder nicht», fährt Lütolf fort. Da dieses Beschwerdeverfahren noch nicht entschieden sei, könne das Amt für Denkmalpflege und Archäologie dazu auch keine weiteren Angaben machen.

Zu den Zuger Kinos gehören das Kino Lux in Baar, das Kino Gotthard beim Bahnhof in Zug und das Kino Seehof in Zug. Das Kino Seehof ist das einzige davon mit zwei Sälen. Sie gehören alle drei zur Kino Hürlimann AG, die das Filmtheater-Monopol im Kanton Zug hat und seit November 1923 für die filmische Bereicherung des Zuger Kulturlebens verantwortlich ist. (Text von Tijana Nikolic)