Liquid Stone lässt Emotionen frei

Theater & Tanz

,

Fünf regionale Künstler präsentierten im Theater Casino eine szenische Installation mit Tanz, Musik und Videoprojektionen. Für das Projekt mussten alle Protagonisten Grenzen überschreiten.

  • Sereina Sidler-Tall drückt im Theater Casino in tänzerischer Form Gefühle aus. (Bild Stefan Kaiser)
    Sereina Sidler-Tall drückt im Theater Casino in tänzerischer Form Gefühle aus. (Bild Stefan Kaiser)

Zug – Als der Saal dunkel war, ertönten brummender Sound und Frauenstimmen. Nur schemenhaft war die weisse Kulisse erkennbar, die wie ein moderner Bungalow mit beweglichen Fenstern in der Mitte wirkte. Vom Zuschauergang her schritt die hell gekleidete Tänzerin (Seraina Sidler-Tall) langsam auf die Bühne zu. 

Kunstvolle Videoanimationen

Inzwischen zauberte die von Martin Riesen, der auf der Bühne seine Videoanimation dirigierte, wellenartig fliessende Lichtprojektionen auf die ganze Kulisse. Das Licht- und Schattenspiel erfasste auch die Tänzerin, die damit zu verschmelzen schien und sich sanft zum Sound bewegte. Plötzlich hatte der Zuschauer das Gefühl, dass sich das Bühnenbild hob und senkte. Die optische Täuschung entstand einzig durch die kunstvollen Videoanimationen. Sie sorgten je nach Szenen und Klängen für mystische At­mosphäre oder überraschten mit spielerischen, geometrischen und abstrakten Formen. Vor allem in dem Teil, als die Lichtprojektion mit den tänzerischen Bewegungen von Seraina Sidler-Tall synchron verlief. 

Mit dem modernen Soundteppich, für den die beiden Musikerinnen Laura Livers und Alexandra Landtwing, die in der Bildmitte schemenhaft agierten, über ein Jahr lang Klänge gesammelt hatten, veränderten sich die Videoanimationen. So wurden dem Publikum laufend neue Eindrücke vermittelt. Seraina Sidler-Tall brachte in der Bühnenmitte nicht nur ihr Bewegungsspektrum zum Ausdruck, sondern drückte – passend zum jeweiligen Sound – tänzerisch eindrücklich vielfältige Emotionen aus.

Die fünfte im Bund der beteiligten Zuger war die Künstlerin Ana Azpeita, die das schlichte Bühnenbild aus weissem Karton kunstvoll gestaltet hatte. In einer Szene trat sie ebenfalls auf der Bühne aktiv auf, wo sie den fensterähnlichen Mittelteil so leicht hin und her bewegte, was der Tänzerin weitere Bewegungsmöglichkeiten verschaffte. Für sie sei das mit Nervenkitzel verbunden gewesen, sagte sie später, denn sie hoffte einzig, dass das weiche Material der Kulisse standhalte, was klappte. Die Produktion kam beim Publikum gut an, und es spendete den fünf Akteuren zuletzt grossen Applaus. 

Weder Drehbuch noch Regisseur

Vor der Präsentation des interdisziplinären Kunstprojektes fand auf der Bühne eine von Mariel Kreis geleitete Einführung statt, an der alle fünf Künstler teilnahmen. Sie bestätigten, dass es diesmal weder ein Drehbuch noch ­einen Regisseur gab. Es werde auch nicht wie in der Oper oder im Theater eine Geschichte präsentiert. «Jeder Zuschauer bringt seine eigene Geschichte mit», so Seraina Sidler-Tall. Das Publikum sei gefordert, sich eigene Vorstellungen und Gedanken zu machen. Es sei ein «schwieriges Projekt» gewesen: «Ich hatte aber eine Vision, und man muss den Mut haben, etwas ins Rollen zu bringen. Der Tanz kann ohne alles – und mit allen.»

Bei diesem Projekt musste man die Puzzleteile zu einem Ganzen zusammenfügen, was einfach tönt, denn alle waren ja mit ihren Sparten gleichberechtigt. Man habe jedoch so lange und intensiv gearbeitet, bis alle einverstanden gewesen seien.

«Ich habe gelernt, den anderen Sparten Platz zu lassen», sagte Alexandra Landtwing. Und die Malerin Ana Azpeita betonte: «Für mich war es das erste Mal, auf diese Art zu arbeiten. Wir mussten alle eine neue Sprache finden. Der Dialog war positiv, nicht einfach, aber interessant – und sehr spannend.» (Monika Wegmann)