Gibts hier bald ein Ortsmuseum?
Dies & Das
Noch lagert im alten Spritzenhaus Material vom Werkhof. Ein Dorfbewohner will das Haus umnutzen.
Menzingen – Ein Ortsmuseum mitten im Dorf: Das schwebt Gottfried Zürcher vor. Der 85-Jährige hat deshalb beim Gemeinderat eine Motion eingereicht. Diese wird nun an der Gemeindeversammlung vom 3. Dezember behandelt. Wird sie erheblich erklärt, muss der Gemeinderat einen Bericht erstellen, ob das alte «Spritzenhaus» an der Neudorfstrasse 14 zu einem Ortsmuseum umgestaltet werden kann. Denn genau das ist die Idee von Zürcher, der früher das derzeit geschlossene Restaurant Löwen geführt hat. Zudem war der Ur-Menzinger in den 1960er- sowie in den 1990er-Jahren Zuger Kantonsrat.
Viele alte Vereine
Das ehemalige Feuerwehrdepot ist im Besitz der Gemeinde Menzingen. Derzeit lagert darin Material des Werkhofs. Doch schon jetzt ist klar: Hier gibt es bald Platz. Denn der Souverän hat im Mai den Baukredit in Höhe von 10,8 Millionen Franken für den neuen Werk- und Ökihof genehmigt, der ausserhalb des Dorfes im Gebiet Moos entstehen wird. Im Herbst ist voraussichtlich Baustart: Läuft alles planmässig, werden die Gebäude 2015 bezogen.
«Unsere Gemeinde ist seit Jahrhunderten traditionell, bodenständig und kulturbewusst», heisst es im Motionstext von Gottfried Zürcher. Das sehe man an den Vereinen im Dorf: So habe die Schützengesellschaft kürzlich ihr 333-jähriges Bestehen feiern können, und auch die Musikgesellschaft sei schon über 200 Jahre alt. Und 2021 feiere die löbliche «Zunft der Meisterschaft» ihr 200-Jahre-Jubiläum.
Bilder und Feuerwehrgefährt
In der Motion fordert Zürcher, dass die Einwohnergemeinde bei der Frage, ob das Spritzenhaus als Ortsmuseum dienen könnte, mit der Bürgergemeinde zusammenarbeite. «Denn als Hauptaufgabe der Bürgergemeinde ist im Gemeindegesetz die Förderung der Heimatverbundenheit festgelegt», argumentiert der 85-Jährige. Es wäre zum Wohl der Einwohner, dass ein Ortsmuseum geschaffen würde, in dem viele Gegenstände von früher gesammelt und ausgestellt werden könnten. So unter anderem Bilder des Kunstmalers Hans Zürcher (18801958), der seiner Heimatgemeinde Menzingen zu Lebzeiten verbunden war. Der Künstler hat der Gemeinde mehrere Bilder geschenkt, die im Rathaus gelagert sind. «Zudem warten auf manchem Bauernhof und in vielen Estrichen und Kellern unserer Gemeinde sicher viele Gegenstände aus früheren Zeiten auf ihre Entdeckung», ist sich Gottfried Zürcher sicher. Im oberen Stock des Spritzenhauses könnte sich Zürcher vorstellen, den alten Feuerwehrwagen aus dem Jahre 1947, um den sich der «Grösiverein Menzingen» kümmert, ausgestellt wird. Der Verein habe auch schon nach einem Ausstellungsort gesucht.
Abklärungen laufen
Der Motionär ist sich im Klaren, dass die Realisierung eines Museums im alten Spritzenhaus eine teure Angelegenheit wäre. Das Gebäude ist ganz einfach eingerichtet: Eine Heizung fehlt, und auch in Sachen Brandschutz wären grosse Investitionen zu tätigen. Dafür würden wohl nach erster Schätzung von Zürcher sicher einige hunderttausend Franken benötigt.
«Wir machen derzeit noch einige Abklärungen, was mit den alten Liegenschaften geschieht, die bisher vom Werkhof genutzt wurden», erklärt der Menzinger Bauchef Martin Kempf. Zur Idee des geplanten Ortsmuseums will er sich noch nicht konkret äussern. (Luc Müller)