Chlauseslä mit Schutzkonzept

Brauchtum & Geschichte

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Der vorweihnachtliche Brauch im Ägerital und in Walchwil – dort heisst er Chlausjagen – wird dieses Jahr in reduzierter Form stattfinden.

  • Mit ihren Trycheln ziehen die Rotten jeweils durchs Dorf. (Bild Stefan Kaiser)
    Mit ihren Trycheln ziehen die Rotten jeweils durchs Dorf. (Bild Stefan Kaiser)

Oberägeri – Für ihn und seine Mitstreiter des harten Kerns wäre eine ­Vorweihnachtszeit ohne das Chlaus­eslä undenkbar, gesteht Rolf Iten aus Unterägeri, der diesen Brauch seit 30 Jahren aktiv pflegt und schon als Kind teilnahm (siehe Kasten). «Wir haben bereits im September ein Schutzkonzept entworfen.»

Mit den Verschärfungen der Coronamassnahmen des Bundes habe man jedoch nochmals über die Bücher gehen müssen. «Wir dachten zuerst, nun wäre es vorbei.» Aber die Gemeinde Unterägeri habe die Organisatoren unterstützt und dazu ermutigt, das Schutzkonzept anzupassen und den Brauch in reduzierter Form stattfinden zu lassen. «Wir gehen ja grundsätzlich nicht in die Häuser hinein, wie das die Rotten in Oberägeri tun. So war schon mal eine wichtige Schutzvoraussetzung gegeben.» Ausserdem wurde der traditionelle Umzug durchs Dorf abgesagt.

Die Vorbereitungen liefen online

Das sei jedoch bei weitem nicht alles, berichtet der 55-Jährige. Sämtliche Vorbereitungen hätten online stattgefunden. «Gewöhnlich bestehen unsere sieben Rotten aus je bis zu 30 Personen. Zwei Drittel davon sind Oberstufenschüler.» Da es sich bei den Chlauseslern nicht um einen Verein, sondern um eine lose organisierte Gruppe handelt, werden Schüler und Inte­ressenten jedes Jahr von Iten und seinem Kernteam zur Teilnahme eingeladen. «Diesmal haben wir die Schulen gar nicht erst angeschrieben. Es sind nun etwa 60 Personen, die in fünf Rotten organisiert sind.» Natürlich könne man deshalb wohl dieses Jahr nicht alle Quartiere erreichen, bedauert Iten. «Aber wir werden unser Bestes geben.»

Das Schutzkonzept sieht ferner vor, dass sich die Gruppen zu keinem Zeitpunkt vermischen. «Jede versammelt sich separat, fasst nach einem fixen Zeitplan das Material und bleibt unter sich», beton Iten. Nüsse und Leckereien teile ausschliesslich der Schmutzli aus. «Er ist kerngesund und trägt Handschuhe.» Alle übrigen Teilnehmer der Rotten kommen nicht in Kontakt mit der Bevölkerung. «Die Spenden können uns die Leute wie gewohnt mitgeben», so Iten. Wer sich aber nicht nähern möchte, kann auf das Spendenkonto einzahlen, das auf der Website aufgeschaltet ist. «Auch in zahlreichen Schaufenstern von Geschäften in Unterägeri ist die Kontonummer neben den Yffelen zu lesen, die wir ihnen speziell dieses Jahr als Vorweihnachtsdekoration gebracht haben.»

Oberägeri und Walchwil geben eine Empfehlung ab

Das gesammelte Geld – laut Rolf Iten meist über 10000 Franken – kommt zu einem Drittel ärmeren Familien im Ägerital zugute, der Rest geht an karitative Projekte in Indien und Afrika. Es seien immer Leute aus dem Ägerital mit der Betreuung der Projekte direkt betraut, sodass man genau wisse, wofür das Geld verwendet werde. «Wir sind sehr froh, dass wir das Chlauseslä trotz Corona stattfinden lassen können», bekräftig Iten. «Es ist enorm wichtig für uns.»

«Wir haben uns schon früh mit den Mitgliedern der Chlausrotten zusammengesetzt und die Lage gemeinsam besprochen», erzählt Alexander Klauz, Gemeindeschreiber von Oberägeri. Dabei hätten die Gemeindevertreter gespürt, dass es den Rotten nicht ganz wohl bei der Sache gewesen sei und dass sie sich eine Entscheidung der Gemeinde gewünscht hätten. «Da wir nicht die Organisatoren sind, können wir den Anlass nicht verbieten, aber wir haben empfohlen, auf das Chlauseslä in diesem Jahr zu verzichten.»

Man sei ja dieser Tage dazu angehalten, soziale Kontakte möglichst zu vermeiden beziehungsweise zu reduzieren, um weitere Ansteckungen zu vermeiden. «Das tut uns natürlich selbst weh, und der Anlass wird uns allen fehlen», gesteht Klauz. «Aber im Moment ist es einfach nicht vernünftig. Es braucht Solidarität und Durchhaltewillen von allen, damit wir lieber früher als später wieder gemeinsam feiern und unser Brauchtum pflegen können.»

In Walchwil hat der Gemeinderat im Amtsblatt und in einem E-Mail an die lokalen Vereine die Empfehlung abgeben, das Chlausjagen dieses Jahr nicht abzuhalten oder sich an die gültigen Vorgaben und Schutzmassnahmen des BAG zu halten. «Wir schauen der Sache aber positiv entgegen», stellt Gemeinderat Manuel Studer, Vorsteher Kultur und Bildung, fest. «Wir mahnen zur Vorsicht, aber es geht uns nicht darum, diese wertvolle Tradition zu verbieten.» Es sei der Gemeinde im Gegenteil besonders wichtig, dass diese Tradition fortbestehe. «Wir verlassen uns darauf, dass die Rotten vorsichtig sein werden.» (Cornelia Bisch)

Hinweis
Das Chlauseslä in Unterägeri findet am kommenden Samstag, 5. Dezember, statt. Weitere Informationen gibt es online unter www.chlauseslae.ch.