Wenn zwei Ungleiche sich Briefe schreiben

Theater & Tanz

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Das Theater Baar hat mit dem Stück «Love Letters» Premiere gefeiert – und hinterlässt ein begeistertes Publikum.

  • Sie geben eine unkonventionelle Liebesgeschichte wieder: Bianca Schilter als Melissa und Thomas Inglin als Andreas. (Bild Matthias Jurt)
    Sie geben eine unkonventionelle Liebesgeschichte wieder: Bianca Schilter als Melissa und Thomas Inglin als Andreas. (Bild Matthias Jurt)

Baar – Es ist eine ungewöhnliche Liebesgeschichte, die witzige, berührende und ernste Momente enthält, die das Theater Baar derzeit aufführt. Ungewöhnlich deshalb, weil es im Stück «Love Letters» um einen regen Briefwechsel zwischen Andreas (Andi) und Melissa geht.

So stehen auf der kargen Bühne zwei Stühle und zwei Tische für die beiden Protagonisten: Andi (Thomas Inglin) sitzt ruhig und steif da, Melissa (Bianca Schilter) ordnet im Spiegel ihre Haare. Gegenseitig lesen sie sich ihre Briefe vor, die von der Kindheit, Schulzeit bis in die Erwachsenenwelt reichen. In der Jugend necken sie sich gegenseitig, und das Publikum muss schmunzeln bei den lustigen Erlebnissen der beiden.

Er ist der Überlegte, sie ist ein Freigeist

Melissa legt ihren Briefen öfter eine Zeichnung bei, die auch das Publikum zu sehen bekommt. So führen der Mann und die Frau einen Dialog über ihr Leben in unterschiedlichen sozialen Schichten: Melissa stammt aus einer wohlhabenden Familie, Andreas ist der Überlegte, ist erfolgreich, studiert und geht in die Politik. Früher drängt er auf Begegnungen, sie aber zaudert meist, reagiert aber eifersüchtig, wenn er von anderen Frauen schreibt. Melissa ist ein Freigeist, der gerne aneckt und provoziert. Sie will Künstlerin werden, reist unstet herum und verfällt dem Alkohol. Beide heiraten aber andere. Je nachdem, in welcher Krise Melissa gerade steckt, verläuft der Briefwechsel wenig harmonisch. Trotz Höhen und Tiefen dieser Beziehung dauert er lange – ein ganzes Leben lang. Bis sie feststellen, dass es mehr als eine Freundschaft war.

Das Theaterstück «Love Letters» ist von Albert Ramsdell Gurney (1930–2017) und wurde 1988 in New Haven uraufgeführt. Es ist eine Liebesgeschichte, die in unzähligen Briefen das Leben eines Mannes und einer Frau nachzeichnet, die scheinbar nicht zueinander passen – mit witzigen und ernsten Situationen.

Das Bühnenwerk zeichnet sich durch kurzweilige, unterhaltende Dialoge aus. Für das Theater Baar wurde das Stück für die Schweiz übersetzt und unter Regisseur Paul Steinmann aus Kollbrunn einstudiert. Trotz der wenigen Requisiten und kleinen Kleiderwechseln, gelingt es Bianca Schilter und Thomas Inglin beim Lesen der Briefe, die Geschehnisse durch ihre variable Mimik und Haltung aufleben zu lassen. In ihren Rollen lösen sie Heiterkeit und nachdenkliche Momente aus und vermögen zum Schluss hin, die Spannung zu steigern. Das Stück wird zwischen den Szenen virtuos musikalisch untermalt von Julian von Flües Interpretationen, ihm wird jeweils begeistert ­applaudiert. An der Premiere letzten Donnerstag gab es vom Publikum zuletzt auch grossen Applaus für Bianca Schilter und Thomas Inglin, Regisseur Paul Steinmann sowie dem Team. Steinmann, der jetzt zum zweiten Mal in Baar Regie führt, ist nach der Anspannung der letzten Stunden sehr zufrieden mit dem Ergebnis: «Wir haben drei bis vier Monate geprobt. «Den beiden Spielenden ist mitdem Publikum eine Steigerung gelungen.»

«Das ist spannendes Theater»

«Super», findet eine Dame. Viele schmunzeln beim Herausgehen. Alt Gemeindepräsident Urs Perner sagt: «Das Stück war sehr gut mit dieser vielschichtigen Beziehung. Auch dass es so direkt und gut gespielt wurde, das ist spannendes Theater.» Und Vera von Flüe ergänzt: «Das Format war diesmal anders, aber ich finde es gut. Auch die Dialoge im Zusammenhang mit der Musik. Da wurde ein ganzes Leben ausgebreitet.» (Text von Monika Wegmann)

Hinweis Das Stück «Love Letters» wird bis 19. November in der Schrinerhalle, Dorfstrasse 27a, und am 22. und 24. November im Elefant, Dorfstrasse 1, in Baar gespielt. Infos über die Aufführungen unter theaterbaar.ch.