Jubiläumskonzert mit 60 Musizierenden

Musik

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Das Streichorchester Cham-Hünenberg feiert sein 125-jähriges Bestehen mit einer Flashback-Komposition, untermalt von 125 historischen Bildern.

  • Der Dirigent Samuel Nyffeler leitet die Generalprobe. (Bild Maria Schmid)
    Der Dirigent Samuel Nyffeler leitet die Generalprobe. (Bild Maria Schmid)

Cham – Eine fast 60-köpfige Musikformation sitzt im grossen Musiksaal der Kanti Zug zu Füssen ihres jungen Dirigenten Samuel Nyffeler. Seit Sommer 2014 leitet er das Amateur-Streichorchester Cham-Hünenberg, das sich zur Feier seines 125. Jubiläums mit teils professionellen Holz- und Blechbläserinnen, Perkussionisten und einem Drummer zusammengetan hat, um ein eigens für diesen Anlass komponiertes «Flashback» durch 125 Jahre Kantons- und Orchestergeschichte musikalisch zu bebildern.

Das gut 75-minütige, von Sandra Stadler geschaffene Werk orientiert sich an 125 historischen Fotografien, die vom Zuger Historiker Michael van Orsouw ausgewählt wurden, um eine «nachvollziehbare Epochalisierung zu entwickeln», wie es im Programmblatt heisst.

Während des Konzertes werden diese Bilder in Sekundenschnelle – newsreel-mässig wie in alten Filmen – über die Leinwand flimmern und plötzlich innehalten, um ein Schlaglicht auf eine spezifische Situation zu werfen, die gleichzeitig von der Musik umgesetzt wird. Fünf Sätze Musik lassen prägende, aber auch weniger wichtige Ereignisse im Zeitstrahl von 1895 bis 2023 vorbeiziehen, wobei die letzten drei von der Pandemie geprägten Jahre im Nachhinein einen eigenen Einschub erhalten haben.

Illustrierung mittels Musik

Knapp zwei Wochen vor der Premiere am 31. März probt das Orchester in voller Besetzung. Gerade ist der dritte Satz dran, der mit den leise tickenden, aber unbarmherzig vorwärtsdrängenden Drums von Maris Egli beginnt. Dass hier «Boom und Wirtschaftswunder» nach dem Zweiten Weltkrieg illustriert werden, vermittelt sich sofort: Rhythmisches Pochen auf die Perkussionsinstrumente wird verstärkt durch Bläserfinger, die auf die Klappen ihrer Instrumente trommeln; zwei liegende Kastagnetten werden mit Stäbchen bespielt.

Wie ein Uhrwerk geht es vorwärts, stossweise, staccato, Streicher und Bläser kommen hinzu, und immer machtvoller brummt der Wirtschaftsmotor. Dirigent Nyffeler treibt ihn an, den Marsch auf der Erfolgsspur; das Xylofon braust laut und scharf dazwischen, am Ende meldet sich auch noch metallisch hart das Vibrafon.

Nach einer Weile verändert sich die Musik, wird dissonanter, unmerklich, aber unaufhaltsam schneller, das Hämmern auf den Perkussionsinstrumenten nervöser und greller. Mächtige Blechbläser und ein schriller Triangel behaupten jedoch den industriellen Triumph, die fast amerikanische Grandiosität. Man denkt unwillkürlich an Hollywood-Filmmusik.

Unvermittelt schwenkt die Musik um, kommt zur Besinnung: Die beiden Hörner stimmen eine ruhige Hymne an, das Orchester folgt ihnen, und es ist, als ob sich nach einem hektischen Arbeitstag die Abendsonne im Zugersee spiegeln würde, still und majestätisch.

Dirigent Nyffeler lässt diesen Übergang mehrmals wiederholen – er ist ihm wichtig, er möchte «extreme Ruhe» haben, gleichsam «die totale Erholung nach der vorausgegangenen Party sozusagen». Ein paar Orchestermitglieder müssen ob des Vergleichs lachen, die Stimmung in der Probe ist entspannt und hoch konzentriert zugleich.

Dann beginnt die Detailarbeit an einzelnen Passagen. Nyffeler will an einer Stelle die Melodielinie – «das Singen» – besser verknüpft haben, an einer anderen hebt er die komplexe Polyrhythmik hervor oder lässt das Tempo beschleunigen. Konzertmeisterin Salome Hagenbüchle bringt sich wiederholt ein, dreht sich zu den Streichern um, korrigiert, macht Spielvorschläge.

Über dem Orchester die Fotografien

Die junge Vereinspräsidentin Michèle Willimann, selbst Geigerin, huscht immer wieder nach hinten, um der Journalistin zu erklären, welche der historischen Fotos zu der gerade gespielten Musik gehören. Denn ebenso wichtig wie die stil- und variantenreichere Programmmusik sind die 125 Fotos, die über dem Orchester projiziert werden und mit denen die Geschichte der Zuger Region und des Orchesters auch für’s Auge nochmals aufleuchtet. Auf dieses besondere audiovisuelle Flashback-Erlebnis darf man gespannt sein. (Text von Dorotea Bitterli)

Hinweis
Das Orchester Cham-Hünenberg spielt seine Jubiläums-Komposition Flashback im Lorzensaal Cham am 31. März und 1. April um 20 Uhr, am 2. April um 17 Uhr. Vorverkauf und weitere Infos: www.orchester-cham-huenenberg.ch