Kulturblick Schule: Nadia Graber, Primarlehrerin, Cham

Vermittlung

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Kulturblick Schule aus dem Zug Kultur Magazin, Ausgabe April 2024, Seite Schulen: Nadia Graber, 31, Primarlehrerin, Cham

  • Nadia Graber hat mit ihrer Klasse beim Vermittlungsangebot "Dancing Classrooms" teilgenommen. (Bild zVg)
    Nadia Graber hat mit ihrer Klasse beim Vermittlungsangebot "Dancing Classrooms" teilgenommen. (Bild zVg)

Cham – «Schule ist für mich Kultur im weitesten Sinne. Denn die Schule trägt als gesellschaftliches Produkt massgeblich zur Ausgestaltung des menschlichen Zusammenlebens bei. Aber auch innerhalb der Schule entsteht Kultur – dies erlebe ich insbesondere im Klassenzimmer. Als Lehrerin ist es mein tiefes Bedürfnis, die Kinder bei ihrer Persönlichkeitsentwicklung zu unterstützen und ihnen den Raum zu geben, in der Klassengemeinschaft eine eigene Kultur zu entwickeln. Durch das zentrale Element des Zusammenseins wird Kultur durch alle Beteiligten mitgestaltet. Darum ist Kultur für eine gelingende Schulpraxis von wesentlicher Bedeutung.

Aufgrund einer persönlichen positiven Vorerfahrung habe ich im vergangenen Sommer mit meiner vierten Klasse beim Tanzprogramm «Dancing Classrooms» teilgenommen. Unter der Leitung einer externen Tanzlehrerin übte ich gemeinsam mit den Kindern insgesamt sieben festgelegte Paartänze ein.

Zu Beginn hat die Berührung mit dieser ungewohnten Form der zwischenmenschlichen Interaktion zu Irritationen geführt. Umso wichtiger war es, die Klasse in ihrer Lebenswelt abzuholen und sie bei der Begegnung mit eigenen Unsicherheiten und aufkommenden Gefühlen zu begleiten. Auf spielerische Art und Weise wurden die Kinder dazu eingeladen, ihre Komfortzone zu verlassen und – weg von den festgelegten Strukturen des Schulalltags und dem damit einhergehenden Leistungsdenken – Neues auszuprobieren. Sukzessive gewannen die Kinder an Selbstvertrauen und entwickelten sich im Umgang miteinander weiter. 

Nach zehn erlebnisreichen Wochen präsentierten die Kinder die erlernten Tänze, ergänzt durch eigene musikalische Beiträge, im Lorzensaal. Der für mich berührendste Moment ereignete sich allerdings während der Generalprobe. Zu beobachten, wie meine Schülerinnen und Schüler dem gemeinsamen Tanz mit voller Hingabe Ausdruck verliehen, rührte mich zu Tränen. Weder die Herkunft noch die schulischen Leistungen spielten eine Rolle – es ging einzig und allein um das gemeinsame Erlebnis und die ehrliche Begegnung in diesem Augenblick.»