Kontrapunkte zur grauen Masse

Kunst & Baukultur

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Ein grauer, schwerer Gebäudekomplex im Stil des Brutalismus, mittendrin ein farbiges Kunstwerk: Eugen Hotz’ geometrische Kompositionen bringen Leben und Leichtigkeit in die strenge Architektur des Zuger Loreto-Schulhauses.

  • Eugen Hotz’ Wandkunst kontrastiert stark mit dem Grau des Sichtbetons. An Wand und Decke hat Hotz vor allem bemalte Holzplatten verwendet. Bilder: Matthias Jurt (Zug, 23. 5. 2025)
    Eugen Hotz’ Wandkunst kontrastiert stark mit dem Grau des Sichtbetons. An Wand und Decke hat Hotz vor allem bemalte Holzplatten verwendet. Bilder: Matthias Jurt (Zug, 23. 5. 2025)
  • Eugen Hotz’ Wandkunst kontrastiert stark mit dem Grau des Sichtbetons. An Wand und Decke hat Hotz vor allem bemalte Holzplatten verwendet. Bilder: Matthias Jurt (Zug, 23. 5. 2025)
    Eugen Hotz’ Wandkunst kontrastiert stark mit dem Grau des Sichtbetons. An Wand und Decke hat Hotz vor allem bemalte Holzplatten verwendet. Bilder: Matthias Jurt (Zug, 23. 5. 2025)

Zug – Klobig, kantig, eckig, geradlinig, farblos: Der Brutalismus ist eine besondere Architekturrichtung, die sich über rohe, unverkleidete Materialien – meist Sichtbeton – und massive, blockhafte Formen definiert. Der Stil wirkt häufig monumental, legt die Konstruktion offen und verzichtet auf jegliches Ornament. Die reine Funktionalität steht dabei im Vordergrund.

Ab Mitte des 20. Jahrhunderts gewann der Brutalismus stark an Popularität. Man entdeckte die ästhetischen Möglichkeiten und wusste, die strengen Formen zu einem harmo­nischen Ganzen zusammenzufügen. Als repräsentativer Bauzeuge dieser Stilrichtung in Zug gilt das Oberstufenschulhaus Loreto, erbaut nach Plänen von Walter Schindler. Der gesamte Gebäudekomplex zeichnet sich durch ein sorgfältig durchdachtes Anlagekonzept aus, die einzelnen Gebäude sind am Hang verteilt und mit Treppen und überdachten Vorhallen miteinander verbunden.

Doch brutalistische Ästhetik allein wirkt im Falle von Schulhausbauten nicht motivierend genug – Schülerinnen und Schüler sollen sich nicht erdrückt fühlen durch grossflächige, graue und schwere Betonwände und -säulen. So haben im Nachgang zur Fertigstellung der Schulanlage 1969 mehrere Kunstschaffende für eine farbliche Gestaltung der Neubauten gesorgt. Einer von ihnen war der bekannte Baarer Maler, Grafiker, Plastiker und Gestalter Eugen Hotz (1917–2000), der sich unter anderem mit seinen Entwürfen für Fasnachtsmasken und -kostüme in der lokalen Kulturszene einen Namen machte. Hotz galt als einer der einflussreichsten Exponenten in der jüngeren Fasnachtsgeschichte Baars.

Hotz war allerdings auch ausserhalb von Fasnachtskreisen ein angesehener, versierter und interdisziplinärer Künstler. Sein malerisches und plastisches Werk ist stark von Farbe und Geometrie geprägt. Er war unter anderem neben Elso Schiavo einer derjenigen Künstler, welche den Aussenbereich des neuen Loreto-Schulhauskomplexes mitgestalten sollten.

Im Jahre 1970 schuf der Baarer geometrische Kompositionen für die Wände und die Decke im Eingangsbereich zum Trakt 1.

Die Rechtwinkligkeit aufgebrochen

Im Falle der «Hauptkomposition» handelt es sich hauptsächlich um mit Dispersionsfarben bemalte Holzplatten – vornehmlich quadratische und rechteckige –, die sich regelmässig oder unregelmässig um ein quadratisch gerahmtes, kreisförmiges Element anordnen.

Die einzelnen Platten sind dabei farblich klar abgestuft, die Töne bewegen sich von Rot über Orange hin zu hellstem Gelb. Farblich und in ihrer Form sind die Gebilde vollständig durchrhythmisiert. In Sichtweite folgen zwei weitere, noch etwas grössere Kompositionen als variierende Antworten auf die erste, bei denen nicht Holzplatten verwendet worden sind, sondern die Farbe direkt auf die Wand aufgetragen ist.

Eugen Hotz’ Kunst-am-Bau-Schöpfung setzt der geradlinigen Strenge der Architektur keine nicht linearen Formen entgegen. Vielmehr greift er die kantige Architektur auf, bricht aber deren ausnahmslose Rechtwinkligkeit auf, indem er vereinzelte Kanten innerhalb seines Werkes im 45-Grad-Winkel positioniert. Zusammen mit dem ausgeprägten farblichen Akzent setzt er einen klaren Kontrapunkt zum grauen Brutalismus. Die schiere Farbigkeit strahlt aus dem überdachten Bereich bis weit ins Freie und erfüllt ihren Zweck, die Atmosphäre im unmittelbaren Aussenbereich der Gebäudetrakte optisch aufzulockern. (Text: Andreas Faessler)