Haldemanns Beurlaubung war Notbremse

Kunst & Baukultur

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Nach mehrfacher Kritik äussert sich Silvia Graemiger erstmals ausführlicher zur Krise im Kunsthaus Zug: Haldemanns Beurlaubung sei eine «betriebliche Notwendigkeit» gewesen, um das Haus vor dem Zusammenbruch zu bewahren.

Zug – Die schwierige personelle Lage, in der sich das Kunsthaus Zug seit der Beurlaubung des langjährigen Direktors Matthias Haldemann befindet, hat Ende vergangener Woche eine neue Dimension erreicht. Dies, nachdem besorgte Stimmen aus der Stiftung Sammlung Kamm sowie den Kreisen der Zuger Kunstgesellschaft publik geworden waren und sich der beurlaubte Direktor persönlich mit einem offenen Brief zur Sache geäussert hat. Es zeigt sich insofern ein besorgniserregendes Bild für das renommierte Haus, als man von mehreren Seiten dessen Zukunft infrage stellt und ob es dem gewohnt hohen Standard überhaupt weiterhin gerecht werden kann.

Der aktuelle Vorstand des Kunsthauses Zug, welcher ad interim von Silvia Graemiger geleitet wird, wollte erst im Rahmen der auf den Dienstag, 17. Juni, anberaumten Generalversammlung der Kunstgesellschaft mit anschliessendem öffentlichen Teil Position zur aktuellen Lage beziehen und hatte bislang lediglich «seit Längerem bestehende Differenzen zwischen Direktion, Personal sowie den Gremien des Hauses» verlauten lassen – ohne weiter darauf einzugehen, was wirklich vorgefallen ist.

Einstimmige Entscheidung des Vorstands

Nachdem sich die Angelegenheit jedoch durch die besagten Stimmen und nicht zuletzt auch noch durch einen politischen Vorstoss zugespitzt hat, bezieht Silvia Graemiger nun schriftlich Stellung zur Lage des Kunsthauses und insbesondere zur Beurlaubung Haldemanns und was dazu geführt hat. Graemiger hält fest, dass Letzteres einstimmig und «aus betrieblicher Notwendigkeit» erfolgt sei. Die Interimspräsidentin spricht gar davon, dass mit Haldemanns Beurlaubung der Betrieb «vor dem Zusammenbruch bewahrt» worden sei.

In diesem Kontext lässt Silvia Graemiger durchblicken, dass die Zusammenarbeit zwischen Direktor Matthias Haldemann und dem Team schwierig war. Doch um einen Betrieb wie diesen am Laufen zu halten, brauche es stets beide Seiten, äussert sie sich sinngemäss. Man habe grösste Hochachtung vor Haldemanns Verdiensten für das Kunsthaus, wie auch vor seiner Fähigkeit, namhafte Künstler an das Haus zu binden. Es habe allerdings vor über zehn Jahren schon mal «eine breit angelegte Mediation mit Matthias Haldemann in Fragen der Führung» gegeben.

Auch wenn vom aktuellen Vorstand damals noch niemand dabei gewesen sei, sei die erneute erhöhte Personalfluktuation in den vergangenen Jahren ein weiteres Indiz für Führungsunzulänglichkeiten. Bedauerlicherweise hätten die zuvor mit dem Direktor zu seiner Entlastung geführten Gespräche in absehbarer Zeit zu keinem Ergebnis geführt, sodass seine Beurlaubung die einzige Möglichkeit gewesen sei, den Betrieb aufrechtzuerhalten – und um eine weitere «massive Kündigungswelle» abzuwenden. Silvia Graemiger erwähnt an dieser Stelle, dass diese Umstände sowohl der Stiftung Sammlung Kamm wie auch dem sich per Brief äussernden Kunstgesellschaft-Ehrenmitglied Heinz Hertach bekannt gewesen seien.

Hoffen auf Weiterführung bestehender Kooperation

Dass die gesamte Angelegenheit an der Generalversammlung für reichlich Diskussionen sorgen und auch Silvia Graemiger persönlich in einem der Fokusse stehen wird, damit ist fest zu rechnen. Sie ist jedoch überzeugt, den Vorstand, der sie zu ihrem Amt ermächtigt habe, hinter sich zu wissen und dass sie auch auf die Unterstützung von Stadt und Kanton zählen dürfe. Sie wolle – so schreibt sie in ihrer Stellungnahme – die Gelegenheit nutzen, sich den Mitgliedern, die sie noch nicht persönlich kennen, vorzustellen und sie zu davon zu überzeugen, dass sie sich für eine fähige kuratorische Leitung und den Fortbestand des Kunsthausbetriebes mit all seinen Zielsetzungen einsetzen werde.

Silvia Graemiger hofft auf den Fortbestand einer fruchtbaren Kooperation mit der Stiftung Sammlung Kamm. An dieser Stelle spricht sie auch gegen den Eindruck eines bereits erlittenen Image-Schadens des Kunsthauses Zug, welcher den Fortbestand der Institution akut gefährde. So sei die Zusammenarbeit mit sämtlichen öffentlichen Geldgebern hervorragend. Die Kontakte zu einigen privaten Gönnerinnen und Gönnern hingegen sei in dieser Krisensituation nicht möglich gewesen, bedauert sie, betont aber, sich jederzeit der Transparenz gegenüber Geldgebern wie auch gegenüber der Öffentlichkeit verpflichtet zu fühlen.

Silvia Graemiger stellt einen Bericht in Aussicht, welcher eine ganzheitliche Sicht auf das Kunsthaus Zug gewähren soll und strategische Ratschläge für den künftigen Betrieb des Hauses umfasst. Ein renommierter Kulturberater sei damit von der öffentlichen Hand beauftragt worden. Dieser Bericht werde für die Zukunft des Kunsthauses förderlich sein, sagt Graemiger.

Jetzt darf man gespannt die Generalversammlung der Zuger Kunstgesellschaft erwarten, an der sich Silvia Graemiger der Wahl zur Präsidentin stellen will. (Text: Andreas Faessler)