Stierenmarkt ist quasi Zuger Chilbi

Zug

Es herrscht Feststimmung in Zug. Die Marktstände erstrecken sich von der General-Guisan-Strasse bis zur Schutzengelkapelle. Angeboten werden Schmuck, Süsses, urchige CDs, Gürtel und Hosenträger, während den Besuchern der Duft von Käse und Wurst in die Nasen strömt.


Auf dem Stierenmarktareal schmeckt es dann eher nach Mist. Aber das gehört dazu. Die stolzen Stiere, wenn sie nicht gerade dem Publikum präsentiert werden, stehen in Reih und Glied und lassen sich von den Besuchern begutachten. Unter den Tieren findet sich auch ein Ehrengast: Wilson, der Siegermuni des Kilchberg Schwingets, wartet auf einen Käufer. Nicht zu verwechseln mit dem gleichnamigen Stier, der gestern in unserer Zeitung porträtierten Landwirtsfamilie Grab. Er ist auch hier und wird sogar ausgezeichnet.


Wer eine Pause braucht, kann sich diese im Festzelt gönnen und für einen Happen einkehren. Leckereien gibt es auch unter freiem Himmel zu erwerben. Den grössten Umsatz macht dabei wohl die Dame hinter dem Softeis-Wagen, was sie dem sommerlich heissen Wetter zu verdanken hat.


Oskar Grüters Datenbank


Einer macht keine Pause: Der Speaker, der die Stiere anpreist. Er ist kein unbeschriebenes Blatt und seine Blätter sind auch nicht unbeschrieben. Es handelt sich um Oskar Grüter, den Mann, der für die Gesamtorganisation zuständig ist und über die Viehzucht akribisch Buch führt. In seiner Datenbank finden sich 1000 Stiere, 200 000 Kühe und nochmal so viel Jungvieh. Der diesjährige Stierenmarkt ist der letzte, bei dem Grüter eine leitende Rolle übernimmt. Nach 39 Jahren, in denen er «immer gerne dabei» war, blickt er seiner Pension entgegen. Rückblickend sagt er: «Der Stierenmarkt ist der Ort, um Stiere auszusuchen. Das Beste sei aber immer, hier viele Leute zu treffen: «Es ist quasi wie Zuger Chilbi.» Für die Zukunft wünscht er sich, dass der Stierenmarkt erhalten bleibt: «Wir hoffen, die nächste Generation führt das weiter.» Es sei für den Nachwuchs wichtig, ein wenig «Landwirtschaftsluft zu schnuppern»: «Die Kinder sollen sehen, dass Milch nicht aus der Packung kommt, sondern von einer Kuh», so Grüter.


Keine Angst vor den Stieren


Vorerst muss er sich nicht viele Sorgen machen die jüngere Generation ist zahlreich vertreten. Mehr als eine Kindergartenklasse schlendert über das Gelände. Der gemütlich eingerichtete Kleintierhof lädt zum Picknicken ein – wenn man die Kinderwagenblockade am Eingang zu überwinden weiss. Fröhlich steigen die Kleineren in Traktore, Teleskopstapler und andere landwirtschaftliche Fahrzeuge, die ausgestellt sind. Oder sie lassen sich von den Ponys tragen, die nonstop ihre Runden drehen. Viele Besucher sind kaum halb so gross wie die ausgestellten Stiere. Angst haben sie vor den Tieren aber keine. Müssen sie auch nicht – schliesslich werden sie von ihren Eltern oder Grosseltern begleitet. «Wir wollen die Tradition weitergeben», so die Begründung, die Nachfahren mitzunehmen. Es sei schliesslich schön, dass es so etwas wie den Stierenmarkt in Zug noch gebe. (Julian Feldmann)

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