Von Affären und Abgründen: Bühnenkomik im Burgbachsaal

Theater & Tanz

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«The English Theatre Group of Zug» überzeugte mit ihrem neusten Stück How The Other Half Loves.

  • Die «English Theater Group of Zug» bei der Hauptprobe. Bild: zvg
    Die «English Theater Group of Zug» bei der Hauptprobe. Bild: zvg

Zug – Der 86-jährige britische Dramatiker und Autor von Theaterkomödien Alan Ayckbourn ist bekannt für seinen feinen Humor, seine punktgenauen Beobachtungen zwischenmenschlicher Beziehungen und seine kunstvoll verschachtelten Bühnenkonzeptionen. Aus seiner Feder stammt auch das Stück «How The Other Half Loves», das auf ebenso charmante wie scharfsinnige Weise die Abgründe des Alltags und der Dynamik dreier Ehepaare (Featherstone, Foster und Phillips) offenlegt. Orchestriert von «The English Theatre Group of Zug» feierte das Stück am Mittwoch Premiere im Burgbachsaal. Es wird noch bis am Samstag aufgeführt.

Bereits in den ersten Minuten offenbarte sich am Mittwochabend den theateraffinen Gästen, was Theaterschauspiel so unverwechselbar macht: Jede Geste, jedes Zucken in der Mimik zog das Publikum tiefer in die Geschichte hinein. Das englischsprachige Kammerspiel wurde dabei von einem hochwertigen Bühnenbild, atmosphärisch beleuchtet im warmen Licht, getragen.

Morgensport und Langeweile

In den Rängen wurde bereits bei der Eröffnungsszene geschmunzelt. Im einladenden Wohnzimmer mit gepolstertem Sofa und Sessel betrat die Figur des erfolgreichen Geschäftsmanns Frank Foster, der seiner Ehefrau Fiona sehr zugetan ist, körperlich freizügig die Bühne. Springseilspringend begann er mit dem Morgensport, nachdem er sich charmant über den Tee seiner Ehefrau enerviert hatte.

Diese, eine elegante und von der Ehe mit Frank gelangweilte Dame, hatte an diesem Morgen ein Geheimnis zu verschleiern. Frühmorgens erst war sie von einer Affäre mit dem dem Alkohol zugeneigten Bob Phillips, der sich mit seiner Vaterrolle nicht anfreunden kann, heimgekehrt. Nachdem auch dieser erst um 2 Uhr morgens nach Hause getorkelt war, gerät er gegenüber seiner frustrierten Ehefrau Teresa in Erklärungsnot. Als Ausrede für sein nächtliches Abenteuer führt er ins Feld, dass er mit dem ambitionierten, aber etwas unscheinbaren Arbeitskollegen William Featherstone, dessen Name ihm spontan einfiel, im Pub gewesen sei. Dessen Beziehung mit seiner zurückhaltenden und sanften Frau Mary wiederum verläuft glücklich. Besonders pikant an der Ausgangssituation: Frank Foster ist der Chef von Bob und William.

Eskalation beim «Dinnerdate»

Es folgten rasiermesserscharfe Dialoge, welche die jeweiligen Beziehungsdynamiken und Eheprobleme sezierten, während die Paare aneinander vorbei sprachen und Alltagsnichtigkeiten wie zu trockene Toastbrote die Ehemänner auf die Palme brachten. Zwischen den Zeilen schwangen Argwohn und Vorwürfe mit – ahnten die betrogenen Eheleute von den Affären?

Spätestens nach dem Umbau der Bühne und nachdem die nichtsahnenden Featherstones am Donnerstagabend bei Fosters und am Freitagabend bei Phillips zum «Dinnerdate» eingeladen waren, wurde die Situation zunehmend verstrickter und komischer. An den beiden gedeckten Tischen kam es, mit einer breiten Palette an Emotionen von den Darstellerinnen und Darstellern glaubhaft inszeniert, unweigerlich zur Eskalation. Allmählich schienen die betrogenen Eheleute der Affäre auf die Schliche zu kommen, waren dabei aber nicht vor Missverständnissen gefeit.

In Sherlock Holmes'scher Manier schlussfolgerte der etwas naive, aber charmante Frank Foster die Geschehnisse und stiess dabei diesen und jenen vor den Kopf. «How The Other Half Loves» endete sodann mit einem Paukenschlag. (Text: Nils Rogenmoser)