Humor über den Politbetrieb

Theater & Tanz

,

Der Zuger Burgbachkeller lud Komikerin Michelle Kalt und Nationalrat Gerhard Pfister ein, um locker zu plaudern.

  • Im Burgbachkeller geht es «gmögig» zu und her. Bild: Daniel Künzli/zvg (Zug, 29. 9. 2025)
    Im Burgbachkeller geht es «gmögig» zu und her. Bild: Daniel Künzli/zvg (Zug, 29. 9. 2025)

Zug – Zur Freude von Kim Stadelmann und Nadia Bürgi – der neuen Leitung des Burgbachkellers – war der Anlass im Rahmen von «Heute ZUGast» am vergangenen Montagabend ausverkauft. Als Moderator fungierte wieder Dominik Widmer, der gewitzt das Gespräch führte, mit Gerhard Pfister, Nationalrat und Literaturkritiker, und mit Michelle Kalt, Rechtsanwältin, Comedian und Medizinstudentin. Sie nahmen auf der Bühne auf farbigen Sitzmöbeln Platz. Für den musikalischen Rahmen sorgten Noe und Band, die mit jazzigen Klängen und heiteren Liedern vom Publikum grossen Applaus erhielten.

Als ehemaliger Radiomoderator beherrscht Widmer einen schnellen Redefluss, mit dem er auch die Themen des Abends umriss. Kein Wunder bildete die Politik einen Schwerpunkt, denn mit Pfister, dem ehemaligen Mitte-Parteipräsidenten und heutigen Nationalrat war ein Schwergewicht des nationalen Politikbetriebs anwesend. Kalt gab ehrlich zu: «Ich habe noch nie abgestimmt.» Trotzdem gebe ihr die Politik Ideen für Comedy.

Pfister fasziniert das Bundesratsamt nicht sehr

Auf die Frage Widmers, warum er nicht Bundesrat werden wollte, ob das am «Gmögigkeitsfaktor» gelegen sei, sagte Pfister: «Ich wollte nicht, das Amt passt nicht zu mir, es ist nicht so faszinierend.» Nun habe man ja einen Pfister in Bern. «Niemand kannte vorher dort Martin Pfister, er hat alles selber gemacht und einen guten Wahlkampf geführt», sagte Gerhard Pfister. Er konnte sich den einen oder anderen Seitenhieb auf den Politbetrieb nicht verkneifen. Dennoch sei Politik etwas «unglaublich Schönes», wobei das Amt des Parteipräsidenten «fast so schwierig wie das des Papstes» sei. Es bedeute Stress durch die ewige Erreichbarkeit und die Schnelligkeit: «Doch niemand zwingt dich dazu, es ist eine freiwillige Sache, Heroismus ist nicht nötig.»

Studienfrage ist nicht einfach

«Wie findet man heraus, was man möchte?», fragte Moderator Widmer als Nächstes. Michelle Kalt, Mitte 30, setzt sich mit Fragen zwischen Kindern und persönlicher Freiheit auseinander, wobei sie gerne immer wieder Neues ausprobiert. Dass sie jetzt sogar eine Dissertation schreibe, habe sie selber überrascht. Gerhard Pfister sagte, dass er keine Kinder habe, aber in einem guten Umfeld lebe. Persönlich sei er eher ein Zögerer, der zu seinen Entscheidungen stehe, sie reifen lasse, aber nichts bereue.

Zum Thema Jugend bekannte Michelle Kalt, dass sie nach der Matura nicht wusste, was sie studieren solle. Früher habe sie Tänzerin werden wollen, aber gemerkt, dass das Talent fehle. Von der Kanti habe sie gemischte Erinnerungen. Gerhard Pfisters Jugend sei geprägt gewesen von einem katholischen Milieu, dem frühen Tod der Mutter und dem Internat in Disentis, das er als sehr positiv in Erinnerung habe: «Es war eine fantastische Zeit.» Auch er habe nicht gewusst, was er studieren wollte, und dachte an Jura. Gerhard Pfister leitete bis 2012 ein Internat, das er jedoch wegen fehlender Nachfolge geschlossen habe. Es gebe hierzulande Vorurteile gegenüber den Privatschulen. In Zug gebe es jedoch eine internationale Klientel, die ein privates Angebot schätze.

Zuletzt fragte Dominik Widmer, warum Michelle Kalt lange nicht auf seine Anfrage reagiert habe? «Mein Posteingang ist überfüllt, ein Riesenpuff», entschuldigte sie sich. Und auch das Publikum durfte ihr drei Fragen stellen. Da ging es um Drogen an den Schulen, das Riesenthema Wohnraum in Zug, und ob es einmal eine Comedy-Ärztin geben werde. Michelle Kalt liess Letzteres offen, befand aber: «Im Kanton soll es Platz für alle geben, mit weniger Stress, und alles Schöne soll bleiben.» (Text: Monika Wegmann)