Ein Spiel mit der eigenen Identität

Theater & Tanz, Vermittlung

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Dem Stück «Ich heisse NAME» liegen Workshops mit Kindern aus Steinhausen und Menzingen zugrunde.

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Zug – «Ist jetzt Pause?», fragten sich einige Kinder auf den roten Sitzkissen, als die beiden Schauspielenden auf der Bühne innehielten. Gibt es ein schöneres Kompliment für Theaterleute? Gerne wäre die Jungmannschaft wohl in die zweite Halbzeit mitgegangen, wenn da nicht die Mamis und Papis zu applaudieren begonnen hätten.

Nein, Hellraumprojektoren hätten sie nicht, sondern Visualiser, meinte dann draussen im Foyer abgeklärt eine Zweitklässlerin. Hellraumprojektoren? Effektiv waren zum Auftakt besagte Projektoren über die Bühne gerast, ihre Lichtkegel an die Wände werfend, um sich schliesslich auf der Leinwand zu einer regelrechten Movie-Show zu vereinen. «Als die Bilder laufen lernten», raunte ein Zuschauer seiner Partnerin ins Ohr und traf den Nagel auf den Kopf.

Effektiv komme «Theater Blau», das diese Produktion mit «Jungfrau und Co» aus Bern einstudiert hat, aus dem Bereich Objekttheater, dem Theater der Dinge, erklärt Produktionsleiterin Gabi Bernetta: «Nur wird in unserem Stück ‹Ich heisse NAME› nicht mit Puppen, sondern mit zwei Hellraumprojektoren und Folien gearbeitet.»

Und Katrin Maiwald, vom Theater Casino Zug zu 50 Prozent als Theatervermittlerin angestellt, ergänzt: «Es geht um Identität, ein Thema, welches auch Bestandteil des ersten Zyklus im Lehrplan 21 ist». Mit drei Kindergartengruppen und drei ersten Klassen hat Maiwald im Vorfeld Workshops durchgeführt, Kindern aus Menzingen und Steinhausen.

Dabei ging es um die Frage, was überhaupt Theater sei. Dann aber auch inhaltlich um die Fragen: Wer bin ich, wie heisse ich, was kann ich gut, was weniger, was wollen die Erwachsenen von mir, was will ich selber, was verbindet uns, wo sind wir alle gleich, was trennt uns, wo bin ich besonders, wo anders? «Jedes Kind soll rausgehen mit der Message: Ich bin einzigartig, und das ist gut so», betont Maiwald.

Man wird schon früh geprägt

Ihr ist es wichtig, zu den Inhalten immer die entsprechenden Methoden zu suchen und umgekehrt: «Wir haben im Workshop einen Tanz entwickelt, indem wir gemeinsam Bewegungen gesucht haben zu den Dingen, welche die Kinder schon gut beherrschen. Daran können die Lehrpersonen nun anknüpfen.»

Wie es zu dieser Produktion kam? Beide Theatergruppen, so Bernetta, hätten sich Gedanken gemacht zu folgendem Experiment: In einer Schulklasse bekamen die Buben eine rosarote Nähmaschine, die Mädchen aber einen Baukran. Daraufhin liess man sie getrennt spielen. Die Rückfrage ergab: Die Buben fanden die Maschine toll, komisch hingegen, dass sie rosarot war.

Bernetta erklärt: «Wir sind alle im ähnlichen Alter zwischen 50 und 60 und haben uns gefragt, was eigentlich passiert ist, dass heute wieder vermehrt stereotype Vorstellungen zu den Geschlechterrollen vorherrschen.» Wann das gekippt sei, ihrer Meinung nach? Wohl in den 1990er-Jahren, Stichwort New Economy. Das habe die klassischen Rollenbilder erneut zementiert.

Es gehe im Stück jetzt hier in Zug aber weniger um die Genderthematik, die momentan politisch stark aufgeladen sei, sondern vielmehr darum: «Wer bin ich? Egal ob Mädchen oder Bub, ich kann doch machen, was ich will!»

Und was folgt als nächste Produktion? Maiwald: Im Januar das Stück «Stereotypen» für das Alter acht plus, im März dann wieder eine Produktion für Jüngere, vier plus. Nein, die Arbeit gehe ihnen nicht aus, denn es wüchsen ja ständig neue Jahrgänge heran, sagen Maihof und Bernetta lachend, erleichtert auch darüber, dass ein Hellraumprojektor, der seinen Geist auf offener Bühne aufgegeben hatte, hausintern so schnell ersetzt werden konnte. (Text von Thomas Schaffner)