Zweierlei Arten von Fundstücken aus den Bergen

Kunst & Baukultur

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Rolf Bräm richtet seinen Blick in die Ferne, Ernestina Abbühl auf den Boden - trotzdem ergänzt sich das Künstlerpaar.

  • Das Künstlerpaar Rolf Bräm und Ernestina Abbühl stellt in der Galerie Arrigoni in Baar aus.  (Bild Stefan Kaiser)
    Das Künstlerpaar Rolf Bräm und Ernestina Abbühl stellt in der Galerie Arrigoni in Baar aus. (Bild Stefan Kaiser)

Baar – Vor den rötlich bestrahlten Gipfeln der Bernina-Gruppe stiebt der Schnee wild durcheinander. Das dreiteilige Werk gehört zu den neuen Bildern, die der Bündner Künstler Rolf Bräm in der Galerie Arrigoni in Baar ausstellt. Die Kraft, welche die Bergwelt auf ihn ausstrahlt, fasziniert den 62-Jährigen solcherart, dass er sie immer wieder in neuen Variationen auf seine Leinwand bannt. So gehören das Suvrettahorn oder der Uri-Rotstock zu den rund 300 bis 400 Bergen, denen er in den letzten 20 Jahren mit Farbe ein Denkmal gesetzt hat. «Die Berge sind ständig optisch präsent, weil ich mitten darin wohne», begründet Bräm den Motivschwerpunkt.

Gegensätze ziehen ihn an

Mit Wanderschuhen ausgerüstet, nähert er sich dem Objekt seiner Wünsche auf ein- oder mehrtägigen Touren, und zwar möglichst nahe, um vor Ort Skizzen anzufertigen: «So bringe ich meine Eindrücke aus der Natur heim.» Rolf Bräm geht es bei der Umsetzung in Farbe nicht darum, ein Bergmotiv im traditionellen Stil einfach nachzumalen. «Ich male es auf meine Art. Mir geht es um den Flächenaufbau, um Licht und Schatten sowie die Gegensätze», stellt der ehemalige Grafiker klar.

Früher habe er die Bergbilder mehr abstrahiert, die Motive seien ihm jedoch gesamthaft zu starr geworden. Nun bleiben die Silhouetten der Berge zwar klar erkennbar, doch der Vordergrund wird durch abstrakte Variationen aufgelockert. Da sind schon Emotionen im Spiel, gibt Bräm zu. «Oft gehe ich mehrmals darüber und trage Schicht um Schicht auf. Das Bild ist erst dann fertig, wenn es mich in Ruhe lässt», sagt der Bündner, der im Atelier meistens am Boden arbeitet.

Erstmals in der Region

Auf den Touren, die Bräm unternimmt, ist seine Partnerin, die Künstlerin Ernestina Abbühl, meist mit dabei, deren abstrakte Wachsbilder dank der Doppelausstellung erstmals in der Region Zug zu sehen sind. «Ich sehe stets in die Weite, sie in die Nähe», sagt er, und beide müssen schmunzeln. Ernestina Abbühl ist mit der Natur stark verbunden. «Darum ist es mir wichtig, mit natürlichen Materialien zu arbeiten», sagt sie und weist auf ihre dreidimensionalen Wachsbilder hin, auf denen sie Schieferstücke, Steine, Federn oder Pflanzenteile eingearbeitet hat. Lange habe sie darüber nachgedacht, wie sie das Wachs verarbeiten könne. Denn das sei nicht so einfach, es müsse ja für die Verarbeitung stets erwärmt werden: «Man muss genau den richtigen Zeitpunkt erwischen.»

Als Basis nimmt die 48-Jährige meist eine quadratische Holzplatte. Mit Wachs beschichtet, bildet sie den Hintergrund des Bildes, den sie je nach Material anders gestaltet. Einmal wirkt er marmoriert, felsig oder sieht wie ein Fenster voller Eisblumen aus. Steinstücke, die Ernestina Abbühl im Rucksack heimbringt, ergänzen auf einer kleinen Wachsplatte in der Mitte in einigen Serien wie «Verrucano» das Motiv, das jeglichen Variationen grossen Raum lässt. «Für den Aufbau eines Bildes benötige ich rund einen Monat», erklärt die Künstlerin, die überzeugt ist, als Einzige in der Schweiz Wachsbilder zu kreieren.

Neues Projekt

Die ehemalige Meisterfloristin verwendet auch alte Materialien wie Holz oder Leder, die sie neu interpretiert. In der Ausstellung ist eine alte Türe zu sehen, deren Fensterrahmen sie mit getrockneten Bananenschalen ausgekleidet hat. Lederstreifen hat sie gezöpfelt und in einem Gipsrahmen zu einer modernen Skulptur gestaltet.

Das neueste Projekt der beiden Künstler ist die Wanderung von ihrem Wohnort Sargans nach Venedig, die sie in Etappen durchführen. Rolf Bräm: «Wir sind offen für neue Impulse, denn wir wollen weiterkommen - auch in unserer Kunst.» (Monika Wegmann)

Hinweis
Ausstellung: Rolf Bräm (Malerei) und Ernestina Abbühl (Wachsbilder) bis 27. Januar 2014. Öffnungszeiten: Di-Fr 14-18 Uhr, Sa 13-17 Uhr, zusätzlich am So, 8., 15., 22. Dezember, 15-20 Uhr. Galerie Arrigoni, Weststrasse 3, Baar.