Jodler und Trychler zum Festauftakt

Brauchtum & Geschichte

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Eine Delegation aus Estavayer überbrachte die Fahne des Schwingerverbands. Der Festumzug begeisterte mit Tradition und Frische.

  • Impressionen des aufwendig gestalteten Festumzugs am Freitagnachmittag in Zug: der Zuger Kantonale Trachtenverband (links), der Grosse, Allmächtige und Unüberwindliche Rat von Zug (GAUR, oben rechts) und die Trychlergruppe Unterägeri. (Bilder Maria Schmid und Stefan Kaiser)
    Impressionen des aufwendig gestalteten Festumzugs am Freitagnachmittag in Zug: der Zuger Kantonale Trachtenverband (links), der Grosse, Allmächtige und Unüberwindliche Rat von Zug (GAUR, oben rechts) und die Trychlergruppe Unterägeri. (Bilder Maria Schmid und Stefan Kaiser)

Zug – Dieser Moment sei eine wichtige Etappe für ihn und seine Delegation, sagte Albert Bachmann, OK-Präsident des letzten Eidgenössischen Schwing- und Älplerfests (Esaf) in Estavayer-le-Lac, nachdem er am Freitagmittag mit Ehrendamen und Gefolge die Fahne des Eidgenössischen Schwingerverbands über den See nach Zug gebracht hatte. «Geniessen Sie das Fest so intensiv, wie nur möglich», riet er dem Publikum. «Es ist ein einmaliges Erlebnis.»

Der bärtige Nik Hartmann kommentierte den Empfang gewohnt eloquent, die musikalische Umrahmung gestalteten die Kadettenmusik der Stadt Zug und eine Blasmusik aus Estavayer. Obmann Paul Vogel überbrachte Grüsse des Schweizerischen Schwingerverbands und wünschte Veranstaltern und Athleten ein erfolgreiches Schwingfest. «Ich bin stolz, hier auf dem Landsgemeindeplatz die Fahne zu empfangen», erklärte OK-Präsident Heinz Tännler. Das OK und alle Helfer hätten einen grossartigen Effort für das Schwingfest geleistet. Zug werde oft falsch eingeschätzt. «Es ist eine weltoffene Stadt, in der aber auch viel Kultur beheimatet ist.» Der Support der Bevölkerung, vor allem im Herti-Quartier, sei grossartig gewesen. «Wir freuen uns auf hervorragenden Schwingsport und einen würdigen König, der hoffentlich in Sichtdistanz von hier zu Hause ist», scherzte Tännler.

Traditionelles und modernes Zug

Nach dem Fahnenempfang startete der Festumzug via Vorstadt und Alpenquai zur Schwingarena. Über 1100 Zugerinnen und Zuger nahmen daran teil. Das Motto lautete «Tradition trifft weltoffenes Zug». Vereine, Zünfte und Harmoniemusiken zogen in ihren Uniformen und Gewändern vorbei, einige davon mit gesonderten Kinderdelegationen. So zum Beispiel der Zuger Kantonale Trachtenverband, der eine rührende Kindertrachtengruppe mit Chriesi-­Chrättli führte. Eine kunstvolle Darstellung des Zuger Zytturms auf Rädern bildete den Abschluss der Nummer. Schweizer Tradition zelebrierten auch Fahnenschwinger, Alphornbläser und Jodler aus der Zentralschweiz, allesamt ebenfalls in Tracht, und Letztere mit einem flotten Jutz auf den Lippen. Dazwischen gaben sich OK, Delegationen und Ehrengäste die Ehre, darunter Bundespräsident Ueli Maurer, begleitet von Fahnenträgern und dem Zuger Schwingernachwuchs.

Greth Schell und ihre Lölis trieben Schabernack mit dem Umzugspublikum und teilten gutmütige Blasenklapse aus, während die Angehörigen der Stadtzuger Zunft der Schreiner, Drechsler und Küfer Früchte verteilten. Nicht weniger keck die Nüssler von Wylä, Brauchtumsfiguren der Fasnacht in Unterägeri, mit ihren Besen, aufgespiessten Broten und Gurten voller Glöcklein.

Kafi-Südi mit Extrakurs

Fasnächtlich grünes Flair brachte eine grosse Delegation der Hünenberger ­Eiche Zunft in die sommerlichen Zuger Strassen. Ihre traditionelle Kafi-Südi ­allerdings musste einen Umweg einschlagen, da der Wagen mit dem originellen Gerät die Schutzengel-Unterführung nicht passieren konnte. Auch der schmucke kleine «Orion», der älteste Autobus Europas, kroch im Schneckentempo und unter strenger Aufsicht des in traditioneller Schaffner-Uniform gekleideten Beifahrers durch das Nadelöhr und bildete das Schlusslicht des grossen, aufwendig gestalteten Umzugs. Zuvor jedoch gabs noch jede Menge zu erleben. Musikalische und klangliche Akzente setzten das Korps der Zuger Beresina Grenadiere, die Feldmusik Baar, die Musikgesellschaften Steinhausen und Hünenberg, die Kadettenmusik der Stadt Zug und die Trychlergruppe Unterägeri. Das moderne Zug vertraten die Kinder der Musicalschule Voicesteps, die in entsprechender Kostümierung den Zuger Märlisunntig darstellten, sowie die Breakdance-Gruppe «Dirty Hands». Eine vornehme historische Note setzte der mittelalterlich gewandete Grosse, Allmächtige und Unüberwindliche Rat von Zug (GAUR). Exotisches Ambiente in traditionellen Roben verbreiteten die Lateinamerikanische Trachtengruppe Zug, die Folklore-Tanzgruppe «Radici di Calabria» und der Türkisch Islamische Verein. (Cornelia Bisch)