Theaterzufälle und -einfälle

Theater & Tanz

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Zum ersten Mal führt Pro Juventute Luzern-Zug «Kultissimo» durch – ein Kulturfestival für Kinder.

  • Die Zuger Theatergruppe «ab und zufällig» bezieht das junge Publikum mit ein. (Bild Jan Pegoraro)
    Die Zuger Theatergruppe «ab und zufällig» bezieht das junge Publikum mit ein. (Bild Jan Pegoraro)

Zug – Die weite Bühne des Theater- Casinos ist in blaues dämmriges Licht getaucht. Links prangt ein geöffneter Flügel. Rechts hinter dem Vorhang werden ab und zu ein paar junge Leute sichtbar, alle in weissem T-Shirt mit Logo: Angesagt ist eine Theatersportaufführung der Zuger Gruppe «ab und zufällig». Die ersten drei Zuschauerreihen füllen sich kurz vor Beginn mit zirka sechzig quirligen, gwundrigen Kindern im Primarschulalter.

«Das ist der Moment, auf den wir hin fiebern: Wir wissen nicht, womit wir das Publikum in den nächsten Stunden, Minuten, Sekunden unterhalten werden. Adrenalin wird ausgeschüttet, wie vor einem Bungeejump. Die Nervosität ist nie so hoch wie jetzt. Doch wenn das Publikum zum ersten Mal mit uns lacht, weint, leidet oder jauchzt, wird die Anspannung zur Magie. Das ist Improtheater. Dafür leben wir.» So beschreiben die 16- bis 24-jährigen Theatersportler auf ihrer «ab und zufällig»-Website, was sie auf die Bühne treibt. Sie haben keinen Text, an den sie sich halten könnten. Dafür darf das Publikum aktiv mitreden, mitinszenieren, sogar mitspielen – falls erwünscht. Die Schauspieler reagieren darauf spontan in einem Marathon szenischer Einfälle, der wirklich sportlich zu nennen ist.

Kinder bringen ihre Ideen ein

«Wir erfinden hier Geschichten zum ersten Mal, und dazu brauchen wir eure Ideen und Wörter», führt Laila Koller als Spielleiterin die Kinder in die Aufführung ein, während ihr Kollege Daniel Gieger auf dem Flügel die musikalische Animation beisteuert. Von den Kindern vorgeschlagen, wandert eine kleine Petflasche auf die Bühne und verwandelt sich zwischen Laila, ihrem Bruder Basil, Amani Christen, Lorena Gasser und Benjamin Koch alsbald wundersam zu einer Violine oder Schaufel, einem Mikrofon, Fernrohr, Schminkpinsel oder Degen – allein durch das fantastische Spiel.

Danach muss Benjamin herausfinden, dass er sich für ein «zerdrücktes Morgen-Ei» zu entschuldigen hat – was er nicht weiss und erst nach und nach aus dem Dialog mit Kollege Basil erfährt. Aus der Ahnungslosigkeit entsteht Lachhaftes, unerwartete Komik. In der dritten Nummer «Musical» wird aus dem Stegreif nicht nur geredet, sondern auch gesungen, die Fantasie hüpft übermütig ins «Süssigkeitenland», das Spiel kommt in Fahrt und schlägt plötzlich Haken, der Nonsens macht Riesenspass, und als sich Wortschwalle voller Himbeer-Knobli-Lollipop und Rägebogefondue zu überstürzen beginnen, jauchzt das Kinderpublikum und applaudiert vergnügt.

Der Superlativ ist Programm

Seit 2012 organisiert Pro Juventute Luzern ein jährliches Kinderkulturfestival. Dieses Jahr findet es unter dem neuen Namen «Kultissimo» statt und wird auf Zug ausgedehnt. Der Superlativ «issimo» ist Programm, das Angebot reich (verantwortlich für die Zuger Programmierung: Guido Simmen). Es reicht von Theater-, Tanz-, Zirkus- und Schminkworkshops über Ateliers zu den Themen Trickfilm und Bildhauerei, Geschichtenerzählen und Jugendliteraturlesungen bis zur Musicalaufführung von «Cinderella». «Am Freitag besuchten 32 Klassen das Festival, der Samstag ist für Familien gedacht. Und am Sonntag gibt es eine ‹Offene Bühne› für junge Talente», erzählt Oliver Frei von Pro Juventute. Das Luzerner Kultissimo findet, mit eigenen lokalen Angeboten, vom 22. bis 24. November statt. (Dorotea Bitterli)

Hinweis

Weiteres unter www.kultissimo.ch