Oberägerer Legoren feiern digital

Brauchtum & Geschichte

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Am Güdelzischtig zelebrierte die Legorengesellschaft Oberägeri die 186. Ausgabe der Legorenfasnacht.

  • Das Bühnenspiel der Legoren. (Bild Nils Rogenmoser)
    Das Bühnenspiel der Legoren. (Bild Nils Rogenmoser)

Oberägeri – Die Legorenfasnacht wird jährlich von einem aus neun gestandenen Legorenmitgliedern bestehenden Legorenrat mit Leidenschaft organisiert, wobei der Legorenvater als Oberhaupt fungiert. Tradition und Geselligkeit hat sich die 1924 gegründete Legorengesellschaft Oberägeri auf ihre Fahnen geschrieben – logisch, dass auch in Zeiten der Coronapandemie ein Weg zur Durchführung der Legorenfasnacht gefunden werden musste.

Zur Einstimmung wurden auf dem Online-Portal Youtube-Videos von vergangenen Umzügen hochgeladen, die in freudigen Erinnerungen schwelgen sowie den vertrauten Geruch von Glühwein, Blutorangen oder Rauchmaschinen hochkommen liessen. Ohne Konfetti und ohne gemeinsame Feier konnte man sich als Fasnachtsfreund die 186. Ausgabe der Legorenfasnacht heuer vom Sofa aus ansehen.

Mit Abstand zusammenstehen

Im Verlauf des Güdelzischtigs wurde dazu ein selbstgemachtes Video auf Youtube hochgeladen. Dieses überzeugt nicht nur visuell, sondern vermag den Funken der Fasnachtsatmosphäre, so gut es geht ins Wohnzimmer zu transportieren. Chronologisch wurden die wichtigsten Eckpunkte der ganzen Fasnachtszeit zusammengestellt, wobei die «Grindufhänkete» den Beginn macht. In Gedanken sei man bei den vielen Oberägerern, denen es wegen der leidigen Coronapandemie zurzeit schlecht gehe, erklärt der Legorenvater Martin Rust (Martin I.) in humorvollen Versen und verkündet feierlich die Legorenfasnacht als eröffnet.

Gemeinsam mit einem kleinen Legörli sucht Martin I. sodann nach weiteren Legorenmitgliedern. Doch sowohl im Dorf als auch in den derzeit geschlossenen Beizen ist weit und breit kein einziger Legor zu erblicken – so müsse man heuer wohl spielerisch lustig unter dem Motto «mit Abstand zämestah!» feiern. Wegen des Versammlungsverbots war an einen Umzug in diesem Jahr nicht zu denken. Dafür wurden unterhaltsame Kurzfilme gedreht. Die Wagenbaugruppe Nühof hat mit Lego-Figürchen eine Pressekonferenz animiert, auf der bitter-ironisch verkündet wird, dass die Fasnacht leider abgesagt werden müsse. Die Frage eines Journalisten, ob denn niemand an den Putzmaschinenfahrer, der nach den Umzügen jeweils aufräumt und nun keine Arbeit mehr hat, denke, sorgte wohl für einige Schmunzler. Die Pointe im Filmchen der Wagenbaugruppe Hagen kommt, als der Wagen zusammenkracht: Homeoffice Wagenbau ohne Zusammenarbeit funktioniere mehr schlecht als recht. Auch die Wagenbaugruppe Haltenbühl bedient sich des Sarkasmus: «R.I.P. Fasnacht» prangt auf grossen Lettern auf einem Schild. Der Schalk sowie das schauspielerische Talent ist den Wagenbauern nicht abzusprechen.

Reichlich Galgenhumor

Es folgt ein Bühnenspiel, wo die Homeoffice-Rekrutenschule aufs Korn genommen wird, die ein gelungenes Wagensujet hergemacht hätte. Im Zentrum Breiten hat unter Einhaltung des Schutzkonzepts eine interne Hausfasnacht stattgefunden, die zu freudigen Tanzeinlagen geführt hat. Nach dem Dankwort des Legorenvaters bedeutet das Abhängen des Grinds den Schlussstrich einer gelungenen und vielseitigen Legorenfasnacht mit reichlich Galgenhumor. Zu hoffen bleibt, dass dieses digitale Fasnachtsformat keine Zukunft haben muss und 2022 das eigene Wohnzimmer wieder mit Festivitäten in prall gefüllten Strassen getauscht werden kann. Die Vorfreude dürfte riesig sein, denn es gilt: Nach der Fasnacht ist vor der Fasnacht. (Nils Rogenmoser)