Wenn man die Leute denken hört

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Am Sonntag konnten Kursteilnehmende im FabLab Zug ihren eigenen 3D-Drucker zusammenbauen.

  • Ein Paar berät sich über die weiteren Bauschritte ihres 3D-Druckers. (Bild Kristina Gysi)
    Ein Paar berät sich über die weiteren Bauschritte ihres 3D-Druckers. (Bild Kristina Gysi)

Zug – Am Sonntag ist es still in der Halle des FabLabs an der Oberallmendstrasse in Zug. Fast zu still. Eine Säule verhindert die Sicht auf den dahinterliegenden Raum, wo eine Gruppe von Leuten ihre eigenen 3D-Drucker zusammenbauen soll. Falsche Zeit? Falscher Ort? Nein.

Nach einigen Schritten ins Rauminnere zeigt sich: Die Leute sind da. Und sie arbeiten. Höchst konzentriert, die meisten scheinen kaum zu merken, dass jemand dazugestossen ist. Sie sitzen vor ihren Gebilden, die nachmittags um 14 Uhr langsam Gestalt annehmen. Seit etwa 8 Uhr morgens sind sie dran. Ihr Ziel: Um zirka 18 Uhr die eigens gebauten 3D-Drucker mit nach Hause zu nehmen. Der Baukurs geht im Rahmen der 3D Conference vonstatten. So hat das FabLab Zug (siehe Infobox) einen mehrtägigen Anlass mit Fokus auf die moderne Drucktechnologie organisiert. Dem Druckerbauen gingen ab Donnerstagabend bis Samstag Expertengespräche, Tischmessen, Vorträge und Einführungskurse zum 3D-Druck voran. Viele der am Sonntag anwesenden Bastlerinnen und Bastler waren bereits an anderen Tagen mit dabei, wie Joël Iselin, Kassier des FabLabs und federführender Organisator des Events, erzählt.

Neun Drucker werden am Sonntag zusammengeschraubt. Es sind fertige Sets, die mittels Online-Anleitung auch zu Hause gebaut werden können, doch ganz so einfach ist die Sache nicht. Heinz Odermatt ist aus dem Ingenieurwesen, er leistet den anwesenden Kursteilnehmenden Hilfestellung. Eine tagesausfüllende Aufgabe, denn die Fragen sind da – und sie sind zahlreich. «Alle arbeiten einzeln, damit jeder in seinem Tempo vorankommt», so Odermatt.

Sie brauchen Drucker zur Teilchenfertigung

Die Arbeit erfordert grosse Konzentration, denn wenn eine Schraube vergessen oder ein Kabel verwechselt wird, kann es sein, dass das Gerät am Ende nicht funktioniert. «Dann muss zurückgebaut werden bis zu dem Punkt, wo der Fehler passiert ist», so Odermatt. Und so kommt es, dass während des Bastelns kaum einer der Teilnehmerinnen und Teilnehmer ein Wort verliert – oder eben nur, um sich mit dem Partner oder der Partnerin über den nächsten Schritt auszutauschen. Einer der Tüftler ist Peter Schudel. Er ist aus Chur angereist, um seinen eigenen 3D-Drucker zu bauen. Zwei Dinge haben ihn dazu bewogen: Der Mann ist lizenzierter Funkamateur, er hat mehrere Funkanlagen zu Hause, für die er manchmal Einzelteile benötigt. Mit dem 3D-Drucker kann er diese später selbst anfertigen, erklärt er. «Und ich habe mehrere Enkelkinder, die sehr technikinteressiert sind», so Schudel nicht ohne Stolz. «Sie haben Freude, wenn wir so ein Gerät in der Familie haben.» Ein Blick in die Anleitung zeigt: Entweder kennt man sich in der Thematik ein wenig aus oder man muss wohl ab und zu googeln. Begriffe wie «Mini-Lüfter-Abstandshalter-Chip» oder «Extruder» fliegen einem da um die Ohren. Aber die Anleitung sei sehr präzise, so Schudel. Mit ein wenig Fingerfertigkeit und Affinität könne man den Drucker auch allein zusammenbauen – wenn auch nicht unbedingt in einem Tag. Wie präzis die Anleitung wirklich ist, veranschaulicht etwa dieser Satz: «Ziehen Sie die Schraube fest und lösen Sie sie dann leicht um ¼ Umdrehung (90 Grad.)» Eine Kommentarspalte behandelt zudem häufig gestellte Fragen.

Seit über drei Tagen sind der 26-jährige Hauptorganisator Joël Iselin und der 25-jährige Fab­Lab-Präsident Nijo Scheibner komplett in das Event eingebunden. Ein erstes Fazit kann am Nachmittag des letzten Konferenztages gezogen werden. «Wir hatten rund 100 Anmeldungen und einige weitere Gäste, die spontan vorbeikamen», so Iselin. Ziel des Events und auch des FabLabs im Allgemeinen sei es, den Leuten Tools zu Verfügung zu stellen, die man selbst nicht zu Hause habe. «Früher hatte man in Zug viele Industriebetriebe, die hier produziert haben. So konnten Mitarbeitende nach dem Feierabend mit den vorhandenen Maschinen noch an eigenen Projekten werkeln», sagt Iselin. Mit der Abwanderung der Produktion ins Ausland sei diese Möglichkeit mehr und mehr geschwunden. Mit den Maschinen, dem Platz und dem Wissen im FabLab wolle man diese Lücke schliessen.

300 Arbeitsschritte bis zum Ziel

«Wir merkten auch, dass viele Leute Interesse am 3D-Druck haben», so Iselin weiter. Das habe letztlich den Impuls gegeben, der den Stein für die 3D Conference ins Rollen brachte.

Und nun sitzen sie da, die Tüftlerinnen und Tüftler. Am Sonntag um 15 Uhr sind sie schon ein ganzes Stück weiter, doch der Weg ist noch lang. Rund 300 Arbeitsschritte, unterteilt in mehrere Kapitel, sind ­nötig, um das Gerät funktionstauglich zu machen. Langeweile ist indes keine in Sicht – doch scheint es ein wenig, als könnte man die Leute in der Stille denken hören. (Text von Kristina Gysi)