Gott und Natur gemeinsam besingen

Musik

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Zweimal wurde das Konzert des Jodlerklubs Echo Baarburg und dem Chor Vocal Emotions verschoben. Nun fand es statt.

  • Der Baarer Jodlerklub Echo Baarburg singt unter anderem über die Schönheit der Berge. (Bild Stefan Kaiser)
    Der Baarer Jodlerklub Echo Baarburg singt unter anderem über die Schönheit der Berge. (Bild Stefan Kaiser)

Baar – «D’Wält isch müed vom vile Striite, müed vo allne bittre Liide / Doch wenn d’Wiehnachtsglogge lüüte, gspürsch du Friide, gspürsch du Freud.» Das erste Stück des Abends, vorgetragen vom Jodelklub Echo Baarburg, stimmt die volle Baarer Kirche St. Martin (während des WM-Finals!) in das Konzert ein.

Die Komposition «Wiehnachtsglogge» von Ernst Sommer ist gemäss einem Bericht von SRF wahrscheinlich das erste Weihnachts-Jodellied überhaupt – und äusserst populär. Die Beliebtheit des Stückes verwundert nicht, hört man doch die Glocken wortwörtlich in den tieferen Stimmen erklingen, fast wie die echten Kirchenglocken über dem Chor.

Nicht nur musikalisch, sondern auch visuell passt der mit rund 20 Mitgliedern singende Jodelverein zum weihnachtlich geschmückten Altar: Die prächtigen Trachten sind eine Augenweide. Besonders gefällt der freche Hut der Dirigentin, der an einen Irokesen erinnert. Zusammen mit dem Baarer Chor Vocal Emotions führte der Jodlerklub am Sonntag zum zweiten Mal ein Konzert unter dem Namen «Jodel meets Gospel» auf. Bereits das erste Weihnachtskonzert 2018 sei ein riesiger Erfolg gewesen, «viele Besucher mussten damals aus Platzmangel wieder nach Hause gehen», schrieben die Vereine in einer Pressemitteilung.

Mehr gemeinsam, als man vielleicht denkt

Das Folgeprojekt planten sie auf 2020, es wurde aber dann auf 2021 und schliesslich auf letzten Sonntag verschoben – mit gleich zwei Aufführungen dieses Mal, um dem Andrang gerecht zu werden. Der Zusammenschluss findet beim Publikum grossen Anklang, wie eine kurze Umfrage nach dem Konzert zeigt. Das ist nicht verwunderlich, verbindet doch die beiden Formationen vieles: Sowohl Jodel als auch Gospel sind mittlerweile einem grösseren Publikum bekannt, beide christlich und volkstümlich geprägt. Gospel bezeichnet gemäss Duden eine «Anfang des 20. Jahrhunderts entstan­dene christliche afroamerikanische Musikrichtung, die Elemente des Spirituals, des Blues und des Jazz enthält».

Was für eine Energie dieser Stil entfalten kann, zeigte der Chor Vocal Emotions in seinem ersten Song «Tumekuja Kuimba» (Suaheli für «Wir kommen zusammen, um zu singen»). Der Chor wippt im Takt, beginnt fast zu tanzen, während das Publikum noch erstaunlich still bleibt – wohl noch ganz gefangen im Echo des andächtigen Stücks vom Jodelchor. Zudem wird in den hiesigen Kirchen während des Gottesdiensts (noch) nicht so oft eine derart rhythmisch-tänzerische Musik gespielt wie der Gospel.

Ein Zeichen gegenseitigen Respekts

Für dieses Stück, das ist neu im Vergleich zu 2018, mischten sich einige Mitglieder des Jodlerklubs unter den befreun­deten Verein. Umgekehrt ist es auch bei einem weiteren Stück der Fall. «Eine musika­lische Horizonterweiterung, ein Zeichen von gegenseitigem Respekt», schreiben die Ver­eine dazu.

Im Jodel «Bärgandacht» wird ein Sonnenuntergang besungen («Herrgott hesch du d’Wält schön gmacht»), im Stück «s’Plange» steht die Sehnsucht mit Mittelpunkt («d’Alpewält isch so schön, gspüre Friide i mier drin»). Bei «Ain’t Judging’ No Man» singen die rund 40 Mitglieder der Vocal Emotions beschwingt darüber, dass man vorsichtig beim Urteil von Menschen sein soll, deren Rucksack man nicht kennt. Das poppige «Our God Is With Us» will daran er­innern, dass Gott auch in schwierigen Zeiten für die Menschen da ist.

Zum Abschluss «Stille Nacht» als Blues

Gänsehaut kommt beim letzten Stück des Abends auf: Zusammen tragen die beiden Formationen «Stille Nacht» vor, mal im Blues-Style, mal im Jodler-Stil und zuletzt gemeinsam mit dem Publikum, das sich dafür erhebt. Das Licht wird fast gänzlich gelöscht, nur vor dem Altar brennen die Lichter am Tannenbaum ... Ein berührender Moment. (Text von Fabian Gubser)