Gasthaus mit schwedischer Kunst

Dies & Das

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Vor dem Restaurant Bauernhof im Talacher in Baar steht die Bronzeskulptur eines Pferdes mit Kind und Mutter. Es war Liebe auf den ersten Blick für Pächter Heinz Keller, der sie vor 25 Jahren zum Gasthof brachte.

  • Erste Reitversuche eines Kindes stellt die Skulptur vor dem Restaurant Bauernhof dar. (Bild Maria Schmid)
    Erste Reitversuche eines Kindes stellt die Skulptur vor dem Restaurant Bauernhof dar. (Bild Maria Schmid)

Baar – Er habe etwas Besonderes zur Begrüssung seiner Gäste erwerben wollen, als er das Gasthaus Bauernhof im Talacher Baar vor 25 Jahren übernommen habe, erzählt Pächter Heinz Keller. Es sollte auf keinen Fall kitschig sein und einfach gut zu dem 300 Jahre alten Gebäude passen.

Auf der Suche nach diesem Aussergewöhnlichen stiess der junge Wirt auf die Bronzeskulptur einer Mutter mit ihrem Kind beim ersten Reitversuch. «Ich war sofort fasziniert von diesem Kunstwerk», erinnert sich der 64-Jährige. «Es stellt eine unglaublich berührende Szene dar. Freude, Stolz, aber auch ein wenig Ängstlichkeit zeichnen sich auf den Gesichtern von Mutter und Kind ab. Das ganze Werk hat eine sehr starke Ausdruckskraft.» Die Haltung der beiden Figuren wirkt gespannt und alarmiert. Schützend legt die Mutter ihre Hand auf das Bein des Kindes, das ihr seine entgegenstreckt, sodass sie es im Notfall sofort auffangen könnte. Es findet eine vorsichtige, liebevolle Ablösung zwischen Mutter und Kind statt.

Er wusste sofort, dass die Skulptur passte

Heinz Keller, selbst Pferdebesitzer und begeisterter Pferdewagenfahrer, entdeckte die Skulptur vor der Galerie Reitsport Zemp in Zug, die sich auf Kunstwerke mit Pferden spezialisiert hatte und inzwischen nicht mehr existiert. Er wusste sofort: Sie passt perfekt zum Bauernhof. «Ich kontaktierte den Betreiber der Galerie Albert Zemp und fragte ihn an, ob ich ihm die Skulptur abkaufen könne.» Zemp habe zuerst abweisend reagiert, sich dann aber doch den Ort angeschaut, an den Heinz Keller das Werk platzieren wollte, direkt an der Strasse vor dem Gasthof als Willkommensgruss für seine Gäste. «Er stimmte mit mir überein, dass es wunderbar an diesen Ort passen würde, brauchte aber mehrere Anläufe, um sich zum Verkauf zu entschliessen.» Er habe eine Summe verlangt, die etwa der für einen Kleinwagen entsprochen habe. «Ich konnte das unmöglich auf einmal zahlen», betont Keller. «So vereinbarten wir eine Zahlung auf Raten, und ich organisierte den Transport des fünf Tonnen schweren Objekts mit Steinsockel.»

Pferdenarr und Künstler trafen sich im Tessin

Albert Zemp erzählte seinem Kunden, was er über die Skulptur wusste. «Er kannte den Künstler, einen Schweden namens Per Nilsson-Öst, persönlich. Offenbar traf er ihn während eines Aufenthalts im Tessin.» Der Künstler verbrachte damals den ganzen Sommer im Süden der Schweiz. Albert Zemp erzählte Nilsson-Öst von seiner Galerie, worauf ihm der Künstler die Skulptur zum Kauf anbot. «Wir stellten Nachforschungen an und erfuhren, dass es nur zwei Exemplare davon gibt, meine und eine, die in der schwedischen Stadt Mora steht», berichtet Keller.

Er ist im Besitz eines faszinierenden Buches über den Künstler, der vor allem Holzskulpturen von beeindruckender Intensität angefertigt hat. Auffallend ist der scheinbare Widerspruch zwischen der groben Schnitzereitechnik mittels eines kleinen Beils und der überraschenden Präzision der Gesichtszüge der Figuren. Es sind Menschen und Szenen aus dem Alltag einfacher Leute – Fischer, Schmiede, Bauern, Zimmerleute bei der Arbeit, Kinder beim Spiel, Tanzszenen und weitere von Mutter und Kind. Sie alle besitzen dieselbe, fesselnde Strahlkraft, die den Betrachter sofort in ihren Bann zieht. «Es kommt oft vor, dass Menschen anhalten und die Skulptur eingehend betrachten», erzählt Heinz Keller.

Er hat den Erwerb dieses gewichtigen Kleinods nie bereut. Im nächsten Jahr will er sich als Wirt und Pächter des Gasthauses Bauernhof zur Ruhe setzen. Ob er die Skulptur an seinen Wohnsitz in Menzingen mitnehmen wird, steht noch nicht fest. Vielleicht wird sie auch von den neuen Pächtern übernommen. «Das wäre schön, sie gehört einfach hierher», ist Keller überzeugt. (Cornelia Bisch)

Hinweis
Mit «Hingeschaut» gehen wir wöchentlich Fundstücken mit kulturellem Hintergrund und Zuger Bezug nach.