Blick in die Tiefen des Alls mit der Kamera

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Der Fotograf Michael Uebelhart aus Steinhausen macht seit Jahren beeindruckende astronomische Fotografien. An einigen tüftelt er sogar bis zu 100 Arbeitsstunden, bis sie genügend satte Farben und klare Strukturen aufweisen.

  • Michael Uebelhart beschäftigt sich intensiv mit der Astrofotografie. (Bild Stefan Kaiser)
    Michael Uebelhart beschäftigt sich intensiv mit der Astrofotografie. (Bild Stefan Kaiser)

Steinhausen – Das unendliche Weltall mit seinen Planeten, Sternen, Galaxien und Staubwolken fasziniert die Menschheit seit jeher. So auch Micheal Uebelhart aus Steinhausen, der seit Jahren als Astrofotograf Galaxien und astronomische Nebel auf beeindruckenden Fotografien einfängt, wie diese Bilder zeigen: Bis so ein Bild fix fertig und eingerahmt an der Wand hängt, kann es schon mal 100 Arbeitsstunden dauern. Trotzdem nimmt sich der 39-Jährige neben seiner Vollzeitstelle als Projektleiter im Tiefbau und seiner Mitgliedschaft bei der Feuerwehr Rothenburg im Kanton Luzern genug Zeit für sein intensives Hobby, die Astrofotografie.

Mit der Fotografie kam Uebelhart erstmals als kleiner Junge in Kontakt. Damals probierte er die Kamera seines Grossvaters aus. «Später entdeckte ich die digitale Fotografie als typischer Urlaubs- und Hobbyknipser», sagt der nebenberufliche Fotograf. Er machte gerne schöne Bilder von Blumen und mit der Zeit auch von Landschaften. «Zu Letzteren kamen allmählich auch Nachtfotografien dazu – also Landschaften mit Sternen», erklärt Uebelhart. Das sei der Anfang seiner Karriere als Astrofotograf gewesen.

Das Handwerk hat er sich selbst beigebracht

Von da an knipste er immer wieder an verschiedenen Orten wie auf dem Michaelskreuz im luzernischen Root oder dem Gottschalkenberg Landschaften, über denen die Milchstrasse zu sehen ist. «Mit dem Einlesen in das Thema wurde auch mein Interesse immer grösser, weiter in die Tiefen des Alls vorzudringen und so Galaxien sowie astronomische Nebel zu fotografieren», erinnert sich Uebelhart. Dabei sei das Schwierigste, sich am Nachthimmel zu orientieren und herauszufinden, wo man welches Objekt genau findet. Grundsätzlich sei das Handwerk nicht schwierig zu erlernen, und man entwickle mit der Zeit ein Auge dafür. Diverse Computerprogramme und spezielle Optiken würden helfen, noch mehr Details in den Bildern zu erhalten. Zum Fotografieren suche er sich einen möglichst dunklen Ort. «Daher meide ich Grossstädte. In der Region Zug habe ich für mich die Region Gottschälli entdeckt. Der Hügel ist mit der schweren Ausrüstung einfach zu erreichen. Die Gegend ist schön dunkel und ruhig», erzählt Uebelhart, der Mitglied im Fotoclub Baar-Inwil ist.

Wenn sein angestrebtes Objekt direkt im Norden liege, sei der Gottschalkenberg aber nicht ideal, da in dieser Richtung die Stadt Zürich sei und mit ihrer Lichtglocke stören würde, führt Uebelhart aus. Für Objekte im Norden gehe er auf den Horben. «Für Deep-Sky-Objekte, die gross genug sind, um sie mit dem Objektiv zu fotografieren, bleibe ich auch mal zu Hause auf dem Balkon.» Auch wenn sich nur kurze Wolkenlücken anmelden würden, was er über eine spezielle Handyapplikation überprüfen könne, lohne sich die Fahrt in die Höhe oftmals nicht.

Für die Aufnahmen von Milchstrassen benutzt er eine normale Spiegelreflexkamera mit Weitwinkelobjektiv und ein Teleskop für Bilder von Galaxien und astronomischen Nebeln. Für mehr Details in den Bildern benötigt er eine Nachführung: «Dabei handelt es sich um ein Standgerät, welches die Erdrotation ausgleicht, damit man länger belichten kann, ohne dass die Sterne Striche ziehen.» An der Kamera selbst sollten beim astronomischen Fotografieren alle Funktionen ausgeschaltet sein, die das Bild in der Kamera bereits verarbeiten. Diese Korrekturen macht man nachträglich am Computer. Er kenne keine anderen Fotografen im Kanton Zug, die sich ebenfalls mit der Deep-Sky-Fotografie auseinandersetzen. Über die sozialen Medien habe er Kontakt zu Gleichgesinnten, meist aus Deutschland.

Mehrere Jahre für einzelnes Foto

«Für mich hat diese Art der Fotografie schon fast einen meditativen Charakter», findet Uebelhart. Nicht selten befasse er sich über mehrere Nächte mit dem gleichen Objekt am Nachthimmel, um genug Licht einzufangen, damit die Bilder genügend satte Farben und klare Strukturen aufweisen. «Für ein einzelnes Foto sind nicht selten Aufnahmen von mehr als zehn Stunden sowie zwei bis drei Stunden Bildbearbeitung nötig, bis es den finalen Look hat», verrät er. Für schwache Nebel müsse er über 50 oder gar 100 Stunden Licht sammeln: «Bedenkt man, dass es für ein gutes Foto eine mondfreie und wolkenlose Nacht braucht, kann mein Vorhaben auch mal zu einem mehrjährigen Projekt werden.»

Die Astrofotografie ist für den gelernten Bauzeichner deswegen nur ein Hobby, da sich damit kaum effektiv Geld machen lässt. «Die erwähnten bis zu 100 geleisteten Arbeitsstunden für ein einziges Bild zu einem anständigen Stundenansatz zu verrechnen, ist schier unmöglich», weiss Uebelhart. Für ihn sei es ein guter Ausgleich zu den Fotoaufträgen mit Personen. «Nachts ist es oft schön ruhig und einsam, da kann man die Gedanken einfach mal abschalten und die Seele baumeln lassen.» (Tijana Nikolic)

Hinweis
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