Das Gershwin Piano Quartett spielte in der Ägerihalle

Musik

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Vier Pianos, talentierte Musiker und weltbekannte Stücke: Das Publikum dankte mit tosendem Applaus.

  • Ein fulminanter Auftritt des Gershwin Piano Quartetts in der Ägerihalle. (Bild PD)
    Ein fulminanter Auftritt des Gershwin Piano Quartetts in der Ägerihalle. (Bild PD)

Unterägeri – Über 190 Liebhaber von klassischer Musik erlebten in der Ägerihalle in Unterägeri am 17. Mai ein Feuerwerk der Klaviermusik. Der für den Anlass verkleinerte Saal bot den Besuchern einen ausgezeichneten akustischen Kunstgenuss. Der Klang war hervorragend. Vom vordersten bis zum hintersten Platz. Die Ägerihalle, 2009 in Betrieb genommen, bietet in drei unterteilbaren Sälen Platz für 50 bis 900 Personen.

Auf der geräumigen Bühne fanden die vier Steinway-Konzertflügel genügend Platz. Patric Ricklin, der Kulturmanager, führte die Zuschauer galant durch den Abend. Die vier Interpreten: André Desponds (der Gründer des Quartetts 1996), Stefan Wirth, Benjamin Engeli und Mischa Cheung spielten in höchster Präzision Stücke von Gershwin (18981937), Hauptbestandteil des Repertoires des Ensembles, Prokofjew (1891–1953), Rachmaninow (1873–1943), John Ireland (1879–1962), Alberto Ginestra (1916– 1983), Cole Porter (1891–1964) und Leonard Bernstein (1918–1990). Jeder der Künstler absolvierte je einen Soloauftritt.

Nur Blickkontakt, keine Noten

Weltbekannte Stücke aus «Porgi und Bess», sicher eine der längsten Opern überhaupt, und die «Rhapsody in Blue», beide von Gershwin, wurden gefühlvoll, beinahe unter die Haut gehend, vorgetragen. Ein Quatrolog aller vier Künstler. In Bruchteilen einer Sekunde wurden die Einsätze und Pausen koordiniert. Ganz ohne Noten! Nur im Blickkontakt mit den Klavierpartnern. Es klappte alles ausgezeichnet. Benjamin Engeli trug sogar ein Stück von Prokofjew nur mit der linken Hand vor. Der Applaus der Zuschauer war entsprechend deutlich zu hören. Auch eine Mundorgel, in der Fachwelt Melodica genannt, kam genauso zum Einsatz wie ein Schlagzeug. Es wurden auch andere klangliche Möglichkeiten ausgenutzt, wie zum Beispiel das Anschlagen der Saiten im Klavier, mit weichen Schlägen oder Glissandi mit den Fingern direkt auf den Saiten. Besonders ansprechend wurde ein Stück vom Argentinier Albert Ginestra über die Gauchos in Patagonien vorgetragen. Nach tosendem Applaus folgte am Schluss noch eine längere Zugabe.

Gutes ist so nah

Erstaunlich, was die Gemeinde Unterägeri mit seinen 8590 Einwohnern für ein grossartiges Kulturzentrum geschaffen hat. Es steht mitten im Zentrum und bietet grosszügige Parkmöglichkeiten. Patric Ricklin, seit 2009 Kulturmanager, ist selbst Opernsänger und organisiert laufend Veranstaltungen mit klassischer Musik, aber auch als Gegenstück und zur Ergänzung der heimischen Innerschweizer Musikszene Jazzmusik. Und das alles zu moderaten Preisen. Waren es beim Gershwin Piano Quartett noch überwiegend ältere Besucher, die sich vom Pianoabend begeistern liessen, so sollten sich auch jünger Musikliebhaber diese Veranstaltungen nicht entgehen lassen. Warum denn in die Ferne schweifen, wenn das Gute doch so nah? Immerhin kann man höchsten Kunstgenuss fast vor der eigenen Haustür erleben. Man muss nicht nach Zürich, Luzern, Basel, Genf oder ins benachbarte Ausland fahren.

FÜR DIE GEMEINDE UNTERÄGERI: PETER R. SCHNEIDER