Hier fliesst gesponsertes Trinkwasser

Kunst & Baukultur, Brauchtum & Geschichte

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Auf dem Platz vor der reformierten Kirche in Rotkreuz plätschert seit gut einem Jahr frisches Trinkwasser aus vier augenfälligen Speiern. Ein Luzerner Künstler hat den Brunnen mit polygonalem Becken gestaltet – ohne sich von Symbolik leiten zu lassen.

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  •    Beton und Bronze sind die Materialien von Roland Heinis Brunnen. Bild: Stefan Kaiser (Rotkreuz, 1. 5. 2024)
    Beton und Bronze sind die Materialien von Roland Heinis Brunnen. Bild: Stefan Kaiser (Rotkreuz, 1. 5. 2024)

Rotkreuz – Kirchen sind voller Symbolik, auch die Gestaltung ihrer unmittelbaren Umgebung nimmt häufig Bezug auf christliche Glaubensinhalte, die hier hochgehalten, verkündet, gelebt werden. Seit knapp einem Jahr ist der Vorplatz der reformierten Kirche in Rotkreuz um ein augenfälliges Gestaltungselement reicher: ein Brunnen mit polygonalem Becken und vier Wasserspeiern.

Die Formensprache des Brunnens lässt zwar solche Symbolik vermuten. Doch sein Gestalter, der Sempacher Bildhauer Roland Heini (*1960), hat sich bei der Konzeption von anderem leiten lassen als von religiös-spirituellen Aspekten. Inspiration für ihn war primär «die Situation vor Ort», wie er sagt. Der Gedanke, wie sich seine Kunstobjekte in die Umgebung einfügen, ist für Heini ausschlaggebend.

«Bis es gepasst hat ...»

Nachdem er von der reformierten Kirchgemeinde Rotkreuz den Auftrag für die Platzgestaltung mit einem Brunnen erhalten hatte, setzte sich der Künstler zunächst mit den Begebenheiten des Platzes auseinander. Sein Grundriss, die Anordnung der ihn begrenzenden Mauern, ihre Bezüge zur Kirche sowie die Winkelverhältnisse, die Erschliessung der Fläche via Treppe – alles Komponenten, die letztlich entscheidend waren für Roland Heinis Entwürfe.

Die drei Entwürfe unterbreitete er der Auftraggeberin, die sich schliesslich für die polygonale Brunnenanlage entschied, die an der nordostseitigen Begrenzungsmauer zu stehen kommen sollte. Heini fertigte mehrere Modelle an, nahm an ihnen die Feinschliffe vor, lotete die Winkelverhältnisse aus, justierte die Proportionen – «bis es für mich gepasst hat», sagt er rückblickend.

Er hat sich bewusst für zwei «langlebige» Materialien entschieden: Bronze und Beton. Letzteres hat schon immer eine Faszination auf den gebürtigen Sempacher ausgeübt, wie er sagt. «Es ist das Material, aus dem auch die Kirche gebaut ist.» Für den Künstler ist es die materielle Eigenheit von Beton, die ihn stets von neuem überrascht, wie sie sich insbesondere beim Anrühren in ihrer ganzen Vielfalt zeigt und je nachdem eine so zarte, handschmeichlerische Oberflächenbeschaffenheit ermöglicht, wie sie beim neuen Brunnen vorliegt. «Das Arbeiten mit Beton ist wahrlich eine Wissenschaft für sich», bringt es Heini auf den Punkt. Für den Guss des Brunnenkorpus zeichnete das Küssnachter Betonfachunternehmen Tschümperlin verantwortlich.

Beckenkanten mit Bezugspunkten

Das Becken des Brunnens besteht aus zwei Teilen – einer quadratischen Basis und dem darauf ruhenden Becken. Dieses kragt weit aus, wirkt je nach Blickpunkt schwebend, was wohlüberlegt ist: «Die Untersicht des Brunnen ist in diesem Fall besonders wichtig, da er aufgrund seiner Positionierung das erste ist, was man von der heraufführenden Treppe kommend erblickt.» Bei genauerer Betrachtung der Beckenränder stellt man fest, dass sie alle ihren Bezugspunkt haben: Der eine verläuft parallel zur Kirchenwand, ein anderer zitiert den Verlauf der südlichen Begrenzungsmauer, wieder ein anderer verweist auf das Mauerstück auf der gegenüberliegenden Seite.

Augenfällig sind die vier bronzenen Wasserspeier aus rechtwinklig abgeknickten Dreiecksrohren, hergestellt in der Zuger Kunstschlosserei Spieser. Wenn der Brunnen in Betrieb ist, plätschert daraus Trinkwasser, gesponsert von der Wassergenossenschaft Rotkreuz. «Das ist sehr grosszügig», sagt Regina Hauenstein, Sozialdiakonin und Mitglied der Bezirkskirchen­pflege Rotkreuz. Bezüglich der Tatsache, dass der beauftragte Künstler ans Werk gegangen ist, ohne einer Symbolik zu folgen, merkt sie an: «Wie wir den Brunnen sehen, ihn annehmen, das liegt einzig an uns. Wir, die Menschen, haben den Raum und die Freiheit, ihm seine Bedeutung zu geben.»

Die Rotkreuzer Pfarrerin Regina Boldt erklärt in diesem Kontext die ursprüngliche Motivation, vor der Kirche eine Brunnenanlage als Geschenk des Kirchenbezirkes an die Menschen aufzustellen: «Der Platz sollte dadurch belebt und noch mehr ins kirchliche Leben miteinbezogen werden. So stand ganz am Anfang der Gedanke, beispielsweise eine Taufe vor der Kirche unter freiem Himmel abzuhalten. Daraus ist schliesslich die Idee des Brunnens geboren.» (Text von Andreas Faessler)