In Unterägeri entsteht Zug Miniature
Kunst & Baukultur
Im Garten der Altersinstitution Chlösterli fahren Modellzüge durch eine nach und nach entstehende Miniwelt – mit liebevoll nachgebauten Zuger Wahrzeichen und Bauikonen. Was als Stammtischidee begann, soll zu einem Highlight für Jung und Alt heranwachsen.
Unterägeri – Auf der Rasenfläche hinter dem Chlösterli in Unterägeri drehen mehrere Zugkompositionen fröhlich ihre Runden auf einer zweispurigen Gleisanlage auf Splittbett mit Abstellgleis und lang gezogener Remise. In der Mitte steht ein Gebäudemodell, unschwer zu erkennen als das Chlösterli selbst. Ein Bewohner bedient die Steuerung, weitere Leute aus dem Haus wie auch Besucherinnen und Kinder schauen interessiert zu, wie die originalgetreuen Modellzüge munter über die Schienen rollen. Wer sich die Züge aufmerksam anschaut, liest die Namen von mehreren Firmen darauf. Werbung? Ja, gewissermassen. Es gehört zum Konzept.
Ums Chlösterli soll nämlich langfristig ein sogenanntes «Zug Miniature» entstehen, ganz nach dem bekannten Vorbild in Melide TI. «Die Idee ist einst aus einer der freitäglichen Stammtischrunden hervorgegangen, als es um Modelleisenbahnen ging», wie Chlösterli-Geschäftsleiter Paul Müller sagt. Schnell war der Kontakt mit Reto Kaufmann und seiner Modellbau AG in Hünenberg geknüpft. Kaufmann lieferte die Pläne für eine erste Gartenbahn – und bald den Chlösterli-Nachbau.
Zuwebe erhält die Aufträge
Diese Basisanlage wird künftig schrittweise ergänzt und erweitert – mit massstabgetreuen Nachbildungen von markanten Bauwerken im Kanton Zug. Zwei weitere Modelle sind bereits so gut wie fertig – das Unterägerer Bürgergemeinde- und das Einwohnergemeindehaus. Paul Müller zeigt von beidem je ein Foto. Die Detailgetreue ist frappant; als hätte man das Original vor sich. «In den nächsten zwei Monaten werden drei weitere Modelle fertig sein: die Pfarr- und die Marienkirche sowie das neue Restaurant Schützen. Dieses ist bei uns früher fertig gebaut als das echte», sagt Müller amüsiert. Abgesehen vom bereits aufgestellten Mini-Chlösterli entstehen die genannten Modelle wie auch die weiteren in den Werkstätten der Stiftung Zuwebe. Dies hatte Modellbauer Kaufmann selbst angestossen. «Und dem sind wir gerne gefolgt, um eine gemeinnützige Zuger Institution zu unterstützen», so Müller. Selbstverständlich habe man sich bereits Gedanken über weitere Nachbauten gemacht. «Im Gespräch sind derzeit beispielsweise das Ägeribad und das Morgartendenkmal», verrät Müller und legt offen, dass es nicht nur historische Architekturen sein werden, sondern genauso moderne Bauikonen.
Das hat nicht zuletzt auch damit zu tun, wie die Herstellung der Modelle finanziert werden soll. «Grundgedanke ist, dass die Inhaber oder Betreiber der jeweiligen Gebäude für den Nachbau bei der Zuwebe aufkommen», erklärt Müller. Somit beinhaltet das Ganze auch eine Art Werbekonzept: Wer einen Beitrag leistet, findet sich und je nachdem den eigenen Firmennamen im «Zug Miniature» wieder – so, wie die bereits vorhandenen Namen auf den Gartenbahn-Kompositionen, welche das Projekt bereits unterstützen.
Firmensitze oder Zugerbergbahn
Selbstverständlich sucht man die Modellvorlagen nicht nur im Ägerital, sondern der ganze Kanton Zug soll sich beim Chlösterli dereinst wiederfinden. Paul Müller ist bereits jetzt mit der einen oder anderen Gemeinde im Gespräch, welche «Ikonen» für einen Nachbau in Frage kommen. «Das können auch Firmensitze sein, die architektonisch herausstechen – und die sich gerne beim Chlösterli ein kleines ‹Denkmal› setzen möchten.» Müller persönlich schwebt unter anderem die Zugerbergbahn vor, und er hat auch schon eine Vision, wie Letztere in die Topografie des Chlösterli-Geländes integriert werden könnte. Doch vorerst bleibt das lediglich ein Gedankenspiel.
«‹Zug Miniature› stösst bereits jetzt auf grosses Interesse bei unseren Bewohnerinnen und Bewohnern wie auch bei der Dorfbevölkerung», sagt Müller. «Wir sind ein Ort der Begegnung, den wir auf verschiedene Art mit Leben füllen wollen. Das Projekt ist ein weiterer Beitrag dazu und schafft nicht zuletzt auch einen kulturellen und touristischen Mehrwert für die Region.»
Am 12. September werden die derzeit sich im Bau befindlichen Modelle fertig sein und gemeinsam mit der bereits bestehenden Basisanlage im Garten hinter dem Chlösterli der Öffentlichkeit vorgestellt. Jedes Bauwerk wird zudem mit einem QR-Code versehen, mittels dessen man auf einen ausführlichen Info-Beitrag auf der eigens angelegten Homepage www.zugminiature.ch zugreifen kann. Dort ist auch das gesamte Projekt «Zug Miniature» ausführlich beschrieben. (Text: Andreas Faessler)