Die Nachkriegsmoderne im Fokus

Literatur & Gesellschaft

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Die beiden Vereine Bauforum Zug und Zuger Heimatschutz haben diese Woche ihr druckfrisches Buch vorgestellt.

  • Das Buch «Bewahrt, erneuert, umgebaut» zeigt zeitgenössische Bilder und historische Pläne. (Bild Maria Schmid)
    Das Buch «Bewahrt, erneuert, umgebaut» zeigt zeitgenössische Bilder und historische Pläne. (Bild Maria Schmid)

Zug – Eher unscheinbar, sehr modern, äusserst handlich kommt das neuste Buch des Bauforums Zug und des Zuger Heimatschutzes äusserlich daher. Darin werden anhand von 18 Bauwerken die Qualitäten der Nachkriegsmoderne beleuchtet. In «Bewahrt, erneuert, umgebaut. Blick auf die Nachkriegsmoderne im Kanton Zug» dreht sich alles um das Baugeschehen zwischen 1945 und 1975.

Dafür arbeiteten die beiden Zuger Vereine mit dem Zürcher Kunsthistoriker Michael Hanak zusammen, der die ausgesuchten Bauten und Landschaftsarchitekturen recherchierte und dokumentierte. Fotograf Guido Baselgia besuchte die 18 Objekte dieses Jahr noch einmal und liefert damit eine aktuelle Fotoreportage. Diese Woche wurde das Buch in der Kirche Bruder Klaus in Oberwil vorgestellt.

Auf ein aktuelles Thema getroffen

Ein sichtlich stolzer Felix Koch, Vorstandsmitglied des Zuger Heimatschutzes, begrüsst die anwesenden Baukulturinteressierten in der Kirche: «Dieser Ort passt zum Buchthema. Denn die Kirche wurde in den 1950er-Jahren gebaut und gehört damit zur Nachkriegsmoderne. Wir machen hier also auch ein wenig Anschauungsunterricht.» Auf den insgesamt 168 Seiten kommt die Kirche Bruder Klaus aber nicht vor (siehe Box). Koch präzisiert: «Wir wollen mit unserer Auswahl einen Querschnitt typischer Architektur dieser Zeit bieten. Leider ist es uns nicht gelungen, aus jeder Zuger Gemeinde ein Beispiel zu präsentieren.» Das Thema «Architektur der Nachkriegsmoderne» sei heute im Kanton Zug aktueller denn je, so Felix Koch weiter. «Als wir vor bald drei Jahren beschlossen hatten, ein solches Buchprojekt zu starten, wussten wir nicht, dass wir heute über ein neues Denkmalschutzgesetz abstimmen werden, das Objekte aus dieser Epoche betrifft.»

Buch soll zur Sensibilisierung beitragen

Jedem der 18 ausgesuchten Bauwerke ist ein Kapitel gewidmet: Zu Beginn vermittelt ein doppelseitiges zeitgenössisches Bild von Guido Baselgia den heutigen Eindruck. Danach folgen die Recherchen zur Geschichte von Michael Hanak. Dabei zieht er einen Bogen bis zum heutigen Zustand und allfällig geplanten Projekten. Der Zürcher Kunsthistoriker erzählt von seiner Arbeit, wie er die relevanten Archive aufgesucht und mit den Beteiligten Interviews geführt habe. «Ich musste feststellen, dass teilweise ursprüngliche Baupläne schwer auffindbar oder nicht vorhanden waren. Auch gingen Nachlässe von Architekten verloren, was zu bedauern ist», stellt Hanak fest. Roderick Hönig vom Verlag Hochparterre, bei dem das Werk erscheint, betont, dass das Interesse an den Bauten der Nachkriegsmoderne heute steige. Dafür gebe es zwei Gründe: Der zunehmende Verdichtungs- und Sanierungsdruck auf die Bauwerke, und dass sich die heutigen Architekten auch an den nach dem Zweiten Weltkrieg entstandenen Bauten orientierten. Der Architekt und Präsident des Bauforums Zug, Thomas Baggen­stos, möchte mit dem Buch «Bewahrt, erneuert, umgebaut» für die Bauten des 20. Jahrhunderts sensibilisieren. «Sie dokumentieren die Zeit, als der Kanton Zug sich zu einem internationalen Platz wandelte», erklärt er und fügt hinzu: «Dass Baukultur heute beginnt, ist noch nicht überall angekommen.»

Das Buch spricht auf eine ­leserfreundliche, nüchterne Art nicht nur ein Fachpublikum an, sondern leistet für jedermann einen Beitrag den Kanton Zug besser kennen zu lernen. (Andrea Muff)