Harziger Saisonstart der Zuger Museen

Kunst & Baukultur, Brauchtum & Geschichte

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In den Museen läuft der Betrieb nur zögerlich wieder an. Umso mehr hoffen die Kulturinstitutionen diesen Sommer auf viele Besucher.

  • Bernhard Bigler platziert einen Mammutknochen, der nun im Museum für Urgeschichte(n) zu sehen ist. (Bild Matthias Jurt)
    Bernhard Bigler platziert einen Mammutknochen, der nun im Museum für Urgeschichte(n) zu sehen ist. (Bild Matthias Jurt)

Zug – Es ist Ironie des Schicksals: Ausgerechnet die Sonderausstellung «Gesundheit! 7000 Jahre Heilkunst» des Museums für Urgeschichte(n) Zug musste wegen einer Pandemie für fast zwei Monate schliessen und konnte erst Mitte Mai wiedereröffnet werden. «Auf Grund der Aktualität des Themas haben wir beschlossen, die Ausstellung bis 6.September zu verlängern. Denn sie zeigt anhand archäologischer Funde aus der Zentralschweiz auf, an welchen Krankheiten die Menschen früher litten und dass sie Pandemien wie der Pest mangels Heilmitteln weitgehend ausgeliefert waren», erklärt Dorothea Hintermann, wissenschaftliche Mitarbeiterin im Museum.

Das Museum für Urgeschichte(n) ist eines von drei grösseren Zuger Museen, das seit Mitte Mai wieder geöffnet ist. Auch das Kunsthaus Zug und das Ziegelei-Museum in Cham Hagendorn empfangen seit knapp vier Wochen Gäste. Die Besucherzahlen sind stark vom Wetter und den Ausstellungen abhängig. Alle drei Museen bestätigen jedoch die Tendenz, dass seit der Wiedereröffnung deutlich weniger Besucher kommen als vor dem Lockdown. «Unser Betrieb läuft langsam an und der Besucherandrang ist bisher verhalten», sagt Raffaella Manferdini, administrative Leiterin des Kunsthauses.

Die Defizite sind grösstenteils tragbar

Erfreulich sei, dass bei schönem Wetter mehr Personen als in den Vorjahren das Museum aufsuchen, so Hintermann vom Museum für Urgeschichte(n). «Wir haben den Eindruck, dass viele wieder einmal etwas Anderes erleben wollen, sodass wir auch an sonnigen Sonn- und Feiertagen bis zu 30 Leute im Museum haben.» Auch Judith Matter, stellvertretende Leiterin des Ziegelei-Museums, stellt fest, dass viele Einwohner Ausflüge in der Region unternehmen, was den Museen zugutekommt.

Dennoch ist die Einbusse für die Kulturinstitutionen durch die Schliessung von Mitte März bis Mitte Mai enorm. Für das Ziegelei-Museum ist das Hauptgeschäft mit den Führungen weggefallen, wodurch ein Betrag im tieferen fünfstelligen Bereich fehlt. «Es ist nicht möglich, das in diesem Jahr noch aufzuholen. Wir suchen nach Lösungen und hoffen, dass das Ziegler-Beizli dafür besser läuft», so Matter. Als private Stiftung ist das Museum auf die Unterstützung von Sponsoren und Gönnern angewiesen. Die fehlenden Einnahmen belasten auch die anderen Museen, ein existenzielles Problem besteht aber nicht. Die Personal- und Betriebskosten des Kunsthauses sind durch Beiträge von Kanton und Gemeinden gesichert, das Museum für Urgeschichte(n) wird durch den Kanton getragen. Stärker als das finanzielle Loch bedauern die Museen, dass sie ihren Kunstvermittlungsauftrag während der Schliessung nur eingeschränkt umsetzen konnten. Mittels Onlineangeboten für Schulklassen und Privatpersonen sowie Videos in den sozialen Medien versuchten die Kulturinstitutionen, ihrem Auftrag nachzukommen.

Ein Vorteil ist der noch verhaltene Besucherandrang für die Umsetzung der Schutzkonzepte. So ist die Besucherzahl in allen drei Museen limitiert. Im Kunsthaus sind bis zu 75 Gäste erlaubt, im Museum für Urgeschichte(n) 50 und im Ziegelei-Museum maximal 35. «Wenn mehr als 75 Personen das Kunsthaus besuchen würden, wäre es schwer, das Schutzkonzept umzusetzen. Denn wir haben teils sehr kleine Räume und enge Durchgänge, in denen der Abstand von zwei Metern kaum einzuhalten ist», sagt Raffaella Manferdini. Die Besucher würden sich aber gut an die Regeln halten und den Museen viel Wertschätzung entgegenbringen. Jedes der Museen muss seinen Betrieb coronabedingt einschränken. So sind gewisse Stationen nicht zugänglich, interaktive Angebote fallen praktisch ganz weg.

Das Museum für Urgeschichte(n) will Geschichte sinnlich erlebbar machen, indem Besucher Gegenstände berühren oder basteln können. «Wegen der Hygieneregeln ist das nun nicht möglich und wir können den Leuten nur ein eingeschränktes Erlebnis bieten», bedauert Dorothea Hintermann. Es werde jedoch nach neuen Umgangsformen gesucht, um interaktive Erlebnisse möglichst berührungsfrei gestalten zu können. Auch das Kunsthaus Zug muss seine Pläne stark anpassen. «Wir mussten das 30-Jahr-Jubiläum samt Sommerfest und geplanten Ausstellungen ins nächste Jahr verschieben», sagt Raffaella Manferdini. Dafür wurde die aktuelle Ausstellung «Fantastisch Surreal» bis 6. September verlängert und an der Zuger Kunstnacht vom 19.September wird im Kunsthaus die neue Ausstellung «BeZug» eröffnet.

Im Museum für Urgeschichte(n) sind ab heute die Mammutfunde, die 2015 in Rotkreuz gemacht wurden, ausgestellt. Und das Ziegelei-Museum beteiligt sich neben seinen Ausstellungen im Herbst am Projekt «Lab for Kids» des «K’Werks» und Bauforums Zug und führt Workshops für Schulklassen durch. Inzwischen sind Gruppenbesuche und Führungen unter Einhaltung der Schutzkonzepte wieder möglich. Im Museum für Urgeschichte(n) und im Ziegelei-Museum finden Veranstaltungen ab Juni wieder statt, im Kunsthaus nach den Sommerferien.

Das Museum Burg Zug öffnet am 9.Juni

Während die drei genannten Museen seit Mitte Mai wieder Gäste empfangen, steht dem Museum Burg Zug die Wiedereröffnung noch bevor. «Wegen unserer schwierigen räumlichen Situation und einer IT-Migration brauchten wir mehr Zeit, um das Museum coronakonform einzurichten», erklärt Direktor Marco Sigg. Das Museum öffnet kommenden Dienstag wieder, eine erste Erlebnisführung ist für Ende Juni geplant. Die Sonderausstellung «Ernstfall! Die Schweiz im Kalten Krieg» musste mit dem Lockdown vorzeitig beendet werden. «Da diese Ausstellung aber besonders gut ankam, haben wir eine Podcast-Führung und einen virtuellen 3D-Rundgang aufgeschaltet», so Sigg. Beides ist auf der Website der Burg Zug noch immer zugänglich. Zudem ist online ein virtueller Rundgang durch die Dauerausstellung verfügbar.

Auch Sigg betont, dass die zweimonatige Schliessung ein Loch von mehreren 10000Franken in die Jahresrechnung reisse. Dies muss die Stiftung selbst auffangen, da sie als öffentlich-rechtliche Anstalt keine Corona-Unterstützungsleistungen beantragen kann. «Wir versuchen, durch Einsparungen möglichst viel wettzumachen, und hoffen auf viele Besucher.» Im Sommer, der nicht als grosse Museumszeit bekannt ist, wird das eine Herausforderung. Die neue Sonderausstellung zum Thema Schnee und Wintersportplausch, welche mehr Besucher anlocken soll, wird erst im November eröffnet. Es bleibt zu hoffen, dass die Zuger ihre Museen unterstützen und ihnen bald einen Besuch abstatten. (Laura Sibold)

Hinweis
Weitere Infos zu den Museen: www.kunsthauszug.ch, www.urgeschichte-zug.ch, www.ziegelei-museum.ch, www.burgzug.ch