Zuger Trachten wollen ausgeführt werden

Brauchtum & Geschichte

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Die Trachtengruppe der Stadt Zug liess sich einen neuen «Festtagsherr» anfertigen. Der Verein wünscht sich mehr Nachwuchs.

  • Herrmann Albert trägt den Zuger Festtagsherr und Louise Carlen die Zuger Festtagstracht für Frauen. (Bild Stefan Kaiser)
    Herrmann Albert trägt den Zuger Festtagsherr und Louise Carlen die Zuger Festtagstracht für Frauen. (Bild Stefan Kaiser)

Zug – «Unser alter Festtagsherr wurde vor 90 Jahren geschneidert», sagt Präsidentin Rosmarie Koller. Von der so bezeichneten Tracht besitze ihr Verein, die Trachtengruppe der Stadt Zug, gerade mal ein Exemplar. «Wir haben ihn oft vermietet – deshalb ist er in die Jahre gekommen.» Stolz zeigt Koller auf das neue, im Frühling gekaufte Exemplar: eine Einzelanfertigung von der Firma Schuler in Rothenthurm. Das Unternehmen habe sich auf Trachten und Musikuniformen spezialisiert und verfüge über das notwendige Wissen, etwa, wie sogenannte gekratzte Hosen aus Leinen herzustellen sind, so Koller. Als Vorbild für den neuen Anzug diente der alte «Festtagsherr». Der Festtagsherr ist eine von zehn Zuger Trachten.

Die Trachtengruppe der Stadt Zug zählt rund 42 Mitglieder und besteht aus einer Singgruppe – bestehend nur aus Frauen – und einer Tanzgruppe. Letztere probt zusammen mit den Vereinen von Hünenberg und Neuheim. Die Trachtengruppe vertritt die Stadt an Trachtenanlässen und stellt Ehrendamen für gesellige und kulturelle Anlässe.

«Chrööpfelimee-Singen» ist einer der Höhepunkte

«Man kann uns auch für Firmenanlässe, Vereinsfeiern, Geburtstage und kulturelle Anlässe buchen», sagt Koller. Zu den Höhepunkten im Jahr zählt etwa das «Chrööpfelimee-Singen» oder die Zuger Chornacht. Doch Koller gesteht: «Die Nachfrage geht etwas zurück – wir wünschten uns mehr Auftritte.» Rosmarie Koller ist seit 47 Jahren in der Trachtenguppe der Stadt Zug. Dazu stiess die ehemalige Sekretärin eines Zürcher Regierungsrates nach ihrem Wohnortswechsel nach Zug. Sie wurde direkt von der Trachtengruppe angefragt: «Da ich schon eine Bündnertracht von meiner Schwiegermutter besass, sagte ich zu und habe dann später auch eine Zuger Tracht gekauft.»

Die 1931 gegründete Trachtengruppe war auch schon grösser. Koller sagt: «Wir schmelzen langsam zusammen – es ist schwierig, Nachwuchs zu finden.» Die meisten in der Singgruppe sind über 60 Jahre alt. Ihr ist wichtig zu betonen, dass Interessierte keine eigene Tracht mitbringen müssen – die Gruppe verfüge über verschiedene Trachten zum Ausleihen. Sowohl für Mitglieder als auch Externe, etwa für Umzüge oder Hochzeiten. Die Miete für Nichtmitglieder beginnt bei rund 100 Franken. Anders sieht die Situation in Baar aus: Die Mitgliederzahl der dortigen Trachtengruppe ist in den letzten Jahren mit rund 90 Aktiven konstant geblieben – Austritte wurden durch Neumitglieder wettgemacht. Dies vorwiegend in der Tanzgruppe, die viele junge Erwachsene in ihre Reihen aufnehmen konnte und rund 40 Aktivmitglieder zählt. Co-Präsidentin Andrea Andermatt sagt: «Der Trachtenchor besteht aus rund 25 Sängerinnen im Alter von 41 bis 77 Jahren und freut sich über Zuwachs.»

Die Tanzgruppe Gmüetlichi Lüüt nehme es etwas gelassener, aber nicht minder ernst und probe nur alle zwei Wochen. Der 1941 gegründete Verein führt zudem eine Kinder- und Jugendtanzgruppe. Zu den schönsten Auftritten im Jahr gehören für Andermatt jene am Jahreskonzert im Frühling, am Samschtigmärt und der Gesang in der Kirche zum Erntedankgottesdienst. Wie in der Stadt Zug wünscht man sich allerdings auch in Baar etwas mehr Auftritte. Die 52-Jährige sagt: «Wir werden zwar oft für Arbeitseinsätze an Festivitäten wie etwa an der Festwirtschaft angefragt – würden aber gerne in der Gemeinde mehr Aufführungen mit Tanz und Gesang bestreiten.» Andrea Andermatt, welche als eine von vier Leiterinnen die Kinder- und Jugendtanzgruppe betreut, war früher selbst in der Tanzgruppe aktiv.

Eine Tracht kostet bis zu 10 000 Franken

Im Kanton Zug gibt es nur zwei Trachtenschneiderinnen. Eine von ihnen ist Daniela Hotz aus Oberägeri. Sie sagt: «Speziell sind bei den Trachten die verwendeten Materialien wie Seide, Leinen oder Wolle – alle von hoher Qualität.» Ausserdem erforderten Trachten viel Handarbeit, entsprechend aufwendig seien Anpassungen oder Neuanfertigungen. «Eine Arbeitstracht kostet rund 2400 Franken, eine vollständige Festtagstracht inklusive Schmuck rund 10 000 Franken», sagt die gelernte Damenschneiderin. Sie nimmt für die Zuger Trachtenvereine seit zwei Jahren diverse Anpassungen vor.

Die notwendigen Techniken beherrsche sie dank ihrer Ausbildung. Für spezielle Stoffe oder die vorgeschriebenen Masse könne sie sich an die zweite Zuger Trachtenschneiderin Andrea Balmer aus Hünenberg wenden.

«Während der letzten zwei Jahre war die Nachfrage nach Anpassungen verhalten, da die Vereine nicht auftreten durften», sagt Hotz. Mittlerweile liefe wieder mehr. In Zukunft würde sie am liebsten eine Tracht von Grund auf neu anfertigen. (Text von Fabian Gubser)