Festliche Lobgesänge auf 50 Jahre «Audite Nova»

Musik

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Von einer kleinen Singgruppe zu einer der grössten Gesangsformationen der Zentralschweiz: Der Zuger Chor gibt zu seinem Jubiläum ein grosses Konzert inklusive Uraufführung eines Auftragswerkes. Jubelklänge satt.

  • Sind zu Recht stolz auf ihren erfolgreichen Chor: der musikalische Leiter Johannes Meister (links) und Präsident Andreas Derungs. (Bild Jan Pegoraro)
    Sind zu Recht stolz auf ihren erfolgreichen Chor: der musikalische Leiter Johannes Meister (links) und Präsident Andreas Derungs. (Bild Jan Pegoraro)

Zug – Als der Zuger Paul Kälin anno 1971 aus einer Handvoll Männer und Frauen eine Singgruppe gegründet hatte, wäre wohl niemandem in den Sinn gekommen, dass daraus einst einer der grössten Chöre der Zentralschweiz hervorgehen würde. Mit Fleiss, Disziplin und Zielstrebigkeit baute Kälin die Gruppe nach und nach auf, gab ihr schliesslich den Namen «Chor junger Leute aus Zug» und trat damit bereits am 12. Juni des selben Jahres zum ersten Mal in der Öffentlichkeit auf – im Altersheim Chlösterli in Unterägeri.

Da der junge Zuger Chor sich zunächst auf Musikliteratur der Renaissance fokussierte, erhielt er bald seinen heutigen Namen «Audite Nova», sich auf ein Madrigal von Orlando di Lasso (1532–1594) mit genau diesem Titel beziehend. «Und dieser Name, der übersetzt so viel heisst wie ‹Hört Neues›, passt nach wie vor zur Ausrichtung des Chores», sagt dazu Dirigent Johannes Meister, welcher den Chor seit 1999 leitet. Auch wenn Audite Nova regelmässig alte Musikliteratur erarbeitet und aufführt, hat eben auch Neues viel Platz im Repertoire. So etwa am anstehenden Jubiläumskonzert in der Unterägerer Pfarrkirche, unter anderem mit der Uraufführung eines Auftragswerkes des Zuger Komponisten Carl Rütti. Der knapp 100-köpfige Zuger Chor feiert sein 50-jähriges Bestehen, wegen der Coronapandemie um ein Jahr nach hinten verschoben.

Reger Austausch und Offenheit für Neues

Schon zu Paul Kälins Zeiten war der Zuger Chor stark um Vernetzung bemüht. «Das war dem Gründer genauso wichtig, wie es für uns auch heute ist», sagt Meister. Audite Nova pflegt Beziehungen zu Chören und Orchestern von nah und fern, unternimmt auch Reisen, um Partnerformationen zu besuchen. «Das ist jeweils enorm bereichernd, beschert uns grossartige Begegnungen und es entstehen Freundschaften», sagt Andreas Derungs, seit 2017 Präsident des Vereins. «Durch die Vernetzung hat sich der Chor sehr gefestigt, es herrscht ein starker Zusammenhalt, alle ziehen an einem Strick, und auch das freiwillige Engagement für den Chor über das Singen hinaus ist unter den Mitgliedern allseits riesig.»

Dem Zuger Chor gelingt es, auch nach 50 Jahren für den Nachwuchs attraktiv zu sein. Andreas Derungs sieht einen Grund darin im breiten Repertoire des Chores genauso wie bei dessen Offenheit für Neues. «Wir wählen bewusst Konzertformate, die auch Junge ansprechen und Lust machen, bei uns mitzusingen. Es sind jeweils musikalische Erlebnisse, welche die Mitwirkenden durch alle Generationen hindurch erfüllen.»

Johannes Meister weiss aus seiner jahrzehntelangen Erfahrung als Chorleiter, dass man den Nachwuchs auch für sakrale Chorliteratur durchaus begeistern kann. Er scheint geradezu ein Händchen dafür zu haben, so zumindest attestiert es ihm Vereinspräsident Derungs. «Er hat das richtige Gespür und weiss genau, was dem Chor liegt – und natürlich auch, was dem Publikum gefällt.» An diesem Punkt erinnern sich die beiden spontan an das grosse Konzert mit Monteverdis Werk «Vespro Della Beata Vergine». «Das war richtig berauschend, der ganze Chor war mitgerissen», erinnert sich der musikalische Leiter und bezeichnet diese Marienvesper als ein Höhepunkt der vergangenen Jahre.

Davon gibt es allerdings viele. Johannes Meister und Andreas Derungs erinnern sich lebhaft an mehrere Sternstunden des Chores. Sie führen die Jubiläumskonzerte von 1981 mit Händels «Messias» und 1991 mit Mozarts «Requiem» an. Zum 30-jährigen Bestehen war das Programm mit Gloria-Kompositionen von Poulenc, Sutermeister und Rutter deutlich moderner geprägt. Und zum 40. führte der Chor mit «Gesänge auf den Frieden» schliesslich ein Auftragswerk des Schwyzer Komponisten Hansjörg Römer auf.

Lobeshymnen auf die Schöpfung

Hier knüpft Audite Nova nun auch an seinem 50-Jährigen an – in besonders umfangreicher Besetzung: Der Chor wird von den Damen des Zuger Kammerchors sowie vom Konzertchor der Musikschule Zug unterstützt, instrumental begleitet wird die Grossformation von der Zuger Sinfonietta, und mit Gabriela Bürgler, Claudia Iten, Michael Feyfar und Markus Volpert konnten Gesangssolistinnen und -solisten mit fundierter Konzerterfahrung gewonnen werden.

Auf dem Jubiläumsprogramm am kommenden Wochenende (siehe Hinweis) steht unter anderem das bereits erwähnte Auftragswerk von Carl Rütti. Es trägt den Titel «Benedizione di San Francesco». Inhaltlich basiert es auf den Segensworten Franz von Assisis an seinen treuen Mitbruder Leo. Die zentralen Themen dieses Rütti-Werkes basieren auf Motiven von Hermann Suters (1870–1926) Oratorium «Le Laudi di San Francesco d’Assisi». Dieses grosse Lobpreiswerk auf die Erschaffung der Erde hat Suter 1923 geschrieben. Darin vertont der Komponist klangmalerisch und mit unterschiedlichen musikstilistischen Anlehnungen Natur- und Himmelsstimmungen sowie die Höhen und Tiefen des menschlichen Lebens. «Suters ‹Le Laudi› war das Wunschwerk des Chores für dieses Jubiläum», sagt Johannes Meister. «Wir haben es vor 18 Jahren bereits einmal aufgeführt.»

Welche Organisation ist zeitgemäss?

Das Jubiläumskonzert ist für Audite Nova selbstredend der wichtigste Anlass im laufenden Jahr. Doch plant und blickt man bereits jetzt darüber hinaus. Neben absehbaren Projekten wie der Teilnahme an der Zuger Chornacht im September steht mit dem «Stabat Mater op. 58» von Antonín Dvořák ein persönliches Wunschwerk von Johannes Meister auf der To-do-Liste. «Das ist wegen der Coronapandemie leider ins Wasser gefallen, weshalb wir es nachholen möchten», so der Dirigent.

Doch auch organisatorisch schaut man bei Audite Nova nach vorn. «Es gibt da einige Fragen zu klären, welchen wir uns eigentlich schon länger hätten stellen wollen, doch kam die Pandemie dazwischen», sagt Andreas Derungs. Konkret gehe es etwa darum, ob ein Laienvorstand für einen Chor dieses Formats noch zeitgemäss sei oder ob es hier einer Professionalisierung bedarf. Der ganze Probenaufwand, die Finanzierung, Organisation und Planung, das sei für ehrenamtlich Tätige eine ziemliche Herausforderung.

«Wichtig ist, dass wir den ‹Anschluss› nicht verpassen», fasst es Johannes Meister in allgemeine Worte. Der langjährige Chorleiter selbst sagt offen, dass er sich der Möglichkeit nicht verschliessen wolle, in absehbarer Zeit einem jüngeren Nachfolger Platz zu machen. «Eine solche Verjüngung gehört letztendlich zum Verantwortungsbewusstsein eines künstlerischen Leiters».

Wie auch immer allfällige Veränderungen an der «Spitze» des Chores aussehen mögen, eines wird gleich bleiben: Audite Nova legt auch in Zukunft grossen Wert darauf, stets innovativ zu sein und sich den Zeichen der Zeit zu stellen, um für den Gesangsnachwuchs attraktiv zu bleiben. (Text von Andreas Fässler)

«Le Laudi», Jubiläumskonzert «50 Jahre Audite Nova» mit Werken von Hermann Suter und Carl Rütti. Pfarrkirche Unterägeri am Samstag, 11. Juni, 20 Uhr, und am Sonntag, 12. Juni, 17 Uhr. Tickets und weitere Informationen unter www.auditenova.ch.