Chamer Mädchen auf der grossen Bühne

Theater & Tanz, Musik

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Die Balletttänzerinnen Elena Bättig und Alessia Jäger sind Teil des Musicals «Billy Elliot», das am 24. Oktober in die zweite Spielsaison geht.

  • Elena Bättig (links) und Alessia Jäger (Mitte in Hellblau) bei den Proben. (Bild: zvg)
    Elena Bättig (links) und Alessia Jäger (Mitte in Hellblau) bei den Proben. (Bild: zvg)
  • An der Dernière der ersten Spielsaison von «Billy Elliot» Mitte Juni wurde bekannt, dass es eine zweite Spielsaison geben wird. (Bild: zvg)
    An der Dernière der ersten Spielsaison von «Billy Elliot» Mitte Juni wurde bekannt, dass es eine zweite Spielsaison geben wird. (Bild: zvg)

Cham – Das Musical basiert auf dem oscarprämierten Film «Billy Elliot – I Will Dance» von Stephen Daldry (2000). Es spielt im nordenglischen Easington während des fast einjährigen Minenarbeiterstreiks von 1984. Im Mittelpunkt steht der elfjährige Billy, der lieber tanzen als boxen möchte. In seiner Umgebung stösst dies jedoch auf Unverständnis und Homophobie.

Das Musical feierte jahrelang Erfolge, insbesondere am Londoner West End sowie am New Yorker Broadway. Weltweit sahen sich über zwölf Millionen Menschen «Billy Elliot» an. Die Musik wurde von Elton John komponiert, den Perissa Büschi, MAAG-Projektleiterin Marketing, noch so gerne zu einer Vorstellung eingeladen hätte. Der weltberühmte Star sei jedoch schwer zu kontaktieren, erzählt sie.

In Zürichs erster Spielsaison (1. November 2024 bis 15. Juni 2025) hätten sich über 100’000 Besuchende «Billy Elliot» angesehen. Ähnliche Zahlen würden für die zweite Saison, welche am 24. Oktober starten werde, erwartet. «Wir geben alles und sind optimistisch», lächelt Büschi.

Mittendrin: zwei aufgeweckte Mädchen

Die 13-jährige Elena Bättig und die elfjährige Alessia Jäger vertreten dabei den Kanton Zug. Elena übernimmt die Rolle der Debbie Wilkinson, Tochter der Ballettlehrerin, deren Familie erst kürzlich in die Minenarbeiterstadt gezogen ist. Alessias Rolle, Tracy Atkinson, ist, wie sie Alessia selbst beschreibt, «echli crazy». «Tracy gibt vor, die beste Tänzerin zu sein, was sie aber nicht ist, denn das ist Billy», sagt Alessia lachend.

Auch wenn sich die beiden Chamerinnen zuvor nicht kannten, verbindet sie die grosse Leidenschaft für Musicals. Tanz und Gesang bereiten beiden Mädchen schon lange Spass. Für ihre Rollen bei Billy Elliot sei genau das gefragt, berichten sie. Es werde getanzt, gesteppt, gesungen und natürlich müsse der Text auch sitzen – in einem perfekten Hochdeutsch.

In ihren Rollen lernen die Mädchen aus der Ballettklasse aber erst gerade zu tanzen, weswegen sich Elena und Alessia fast schon bemühen müssen, viele Fehler zu machen. Dennoch helfe ihnen ihre Ballett-Erfahrung dabei, typische Anfängerfehler glaubwürdig darzustellen, erzählen die beiden.

Auch neben der Schule meistern die beiden ihr Engagement problemlos. «Wir lernen einfach im Zug und in der Pause», erklärt Alessia. Elena ergänzt: «Die meisten Proben sind nach der Schule». Angst, auf der Bühne zu stehen, haben sie keine, auch nicht vor den bis zu 925 Zuschauenden der MAAG-Halle. «Klar muss man etwas mutig sein, aber es ist unser Hobby, und man weiss, was passiert», so Alessia. Für beide ist «Billy Elliot» die erste grössere Musicalproduktion.

Das Musical sei ein besonderes, da ungewöhnlich viele Kinderrollen besetzt seien, erklärt Perissa Büschi. «Genau das ist die Magie des Stücks. Aber die Arbeit mit Kindern erschwert die Produktion und Organisation.» Die Vorgaben bezüglich Kindesschutz sowie die Koordination mit Schulpflichten bestimmten den Aufwand einer solchen Produktion. Generell seien die Vorgaben strikt, aber nicht ganz so strikt wie in Deutschland und Österreich. «In der Schweiz dürfen die Kinder am Abend eine Stunde länger auf der Bühne stehen.» Deswegen sei es nicht ganz so verwunderlich, dass Zürich mit der MAAG-Halle der erste Standort für eine deutschsprachige Aufführung von «Billy Elliot» geworden sei.

Fluchen, Lachen und Gesellschaftskritik

Auch die deutsche Übersetzung des ursprünglich englischen Stücks sei eine Herausforderung gewesen, fährt die MAAG-Projektleiterin Marketing fort, insbesondere wegen des vielen Fluchens. «Im Englischen fällt das nicht so auf, aber auf Deutsch schon», meint Alessia dazu. Büschi ergänzt: «Wir mussten viel mit dem Verlag verhandeln».

Ebenso kam die Frage auf, ob die Witze über Margaret Thatcher, welche mit ihrem Angriff auf die Gewerkschaften den Minenarbeiterstreik ausgelöst hatte, auch auf Deutsch ziehen würden. Falls dies darauf eine Antwort liefert: Selbst die in Graubünden lebende Carol Thatcher, Margarets Tochter, sei ein Fan der Zürcher Produktion, berichtet Büschi.

Für die Projektleiterin Marketing gehört genau dieser Humor dazu: «Billys Geschichte ist tragisch, da bringen die lustigen Szenen der Ballettmädchen, wie Elena und Alessia, Leichtigkeit und Kontrast.» Teilweise seien die Themen des Musicals wie Armut, Konservatismus und Homophobie heute noch genauso aktuell wie vor 40 Jahren. Eine klare Gesellschaftskritik.

Lieblingsszenen und grosse Träume

Ihre Lieblingsmomente seien natürlich – Elena und Alessia lachen – die Szenen, bei denen sie selbst dabei seien. Aber ihnen gefallen die Lieder «Es ist was Elektrisches» sowie «Der Brief» ebenfalls sehr. «Beides sind sehr schöne Stücke und Szenen», schwärmt Elena. Sie berichten, Freunde und Familie würden sie tatkräftig unterstützen, sie seien an mehreren Vorstellungen jeweils dabei. Und auch für später sind sie sich einig: Ihre Musicalkarriere möchten sie in der Zukunft weiterhin verfolgen, dann auch gerne einmal in einer Hauptrolle. (Text von Sandra Büeler)

HinweisBilly Elliot – Das Musical: 24. Oktober 2025 bis 15. Februar 2026, MAAG-Halle, Zürich; www.billy-elliot.ch.