Museum will Menschen im Dunkeln die Augen öffnen

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Auf dem Stadtzuger L&G-Areal wird am Wochenende das «Modi lab» eröffnet. Die Ausstellung will mittels gezielter Übungen und Tests Vorurteile abbauen und die Inklusion aller Menschen fördern.

  • Blind und nur unter Anleitung eines sehenden Kollegen eine Figur bauen: eine Übung im «Modi Lab». (Bild Stefan Kaiser)
    Blind und nur unter Anleitung eines sehenden Kollegen eine Figur bauen: eine Übung im «Modi Lab». (Bild Stefan Kaiser)

Zug – Gleich neben der grossen Food- und Eventhalle Freiruum auf dem Stadtzuger L&G-Areal gibt es ein neues Angebot: Im Haus Gartenstadt 2A eröffnet am kommenden Samstag das Museum of Diversity and Inclusion, genannt «Modi lab», welches für Ausgrenzung und Diskriminierung sensibilisieren möchte.

Das Konzept wurde vom deutschen Sozialunternehmer Andreas Heinecke entwickelt, der bekannt ist für seine weltweit stattfindenden Dialog-Ausstellungen. Heinecke präsentiert in Zug auf 450 Quadratmetern ein «Best of» seiner Museumskonzepte. «Auf spielerische Art und Weise möchten wir Vielfalt und Teilhabe fördern – nicht durch Theorie, sondern durch konkretes Erleben», erklärt Heinecke.

Ausstellung besteht befristet bis im Mai

Beim Augenschein vor Ort fallen als erstes die schlichten Bauelemente auf: Braune Spanplatten gliedern die Ausstellung in vier Stufen. In einem ersten Teil soll ein Bewusstsein für Empathie und Vorurteile geschaffen werden. «Man sieht den Menschen, aber nicht die Geschichte dahinter», steht an einer gelb gestrichenen Wand. Darunter sind Menschen porträtiert, die über ihnen entgegengebrachte Vorurteile sprechen. Mittels Fragebogen können Besucher zudem ihre Empathiefähigkeit testen.

In einem zweiten Schritt soll das Lernen durch eigene Erfahrungen vertieft werden: Die Besucher sollen realisieren, wie schnell jemand ausgeschlossen wird und welche Hürden blinde Menschen im Alltag zu bewältigen haben. Dies wird beim «Dialog im Dunkeln», dem Herzstück des Museums, noch deutlicher. In einem Erlebnisraum in vollkommener Dunkelheit müssen die Besucher verschiedene Aufgaben bewältigen. Ohne Raum- und Zeitgefühl relativ orientierungslos, nur geleitet von der Stimme des blinden Moderators und mithilfe eines Blindestocks suchen sich die Teilnehmer einen Weg durch die Dunkelheit. In der Gruppe müssen die Besucher eine Figur zusammensetzen oder Dinge formen. Dabei sind klare Kommunikation und Zusammenarbeit von grosser Bedeutung. «Durch die persönliche Erfahrung können Menschen Vorurteile am leichtesten abbauen – denn wir sind alle Menschen, ob nun jemand blind oder taub ist oder im Rollstuhl sitzt», sagt Heinecke. Das persönliche Erleben soll die Besucher ermuntern, selber aktiv zu werden. Im Schlussbereich der Ausstellung werden Organisationen porträtiert, in denen man sich engagieren kann, wie Benevol Zug oder die Gruppe «Zuger helfen Zugern».

Das Museum Modi lab ist im Haus Gartenstadt 2A befristet bis Mai untergebracht. Sollte das Konzept bei Besuchern und Sponsoren auf Anklang stossen, möchte Andreas Heinecke die Ausstellung verlängern und ausbauen. Denn Vielfalt und Inklusion seien wichtig: «Vielfalt bedeutet, zu einer Party eingeladen zu sein. Inklusion bedeutet, an der Party zum Tanzen aufgefordert zu werden.» (Laura Sibold)

Hinweis
Weitere Bilder aus dem Museum unter: zugerzeitung.ch.