Die Neuausrichtung der Gewürzmühle kommt an
Kunst & Baukultur
Das Zuger Kulturhaus präsentiert sich in diesem Jahr in neuer Gestalt und öffnete am Samstag seine Ateliers.
Zug – Die Gewürzmühle in Zug ist ein geschichtsträchtiger Industriestandort. Wo in diesen Tagen unter anderem Jazzklänge, Gaumenfreuden, Ausstellungen, Lesungen und Gesprächsreihen das Zuger Kulturleben prägen, bauten die Fridlins im 19. Jahrhundert mittels Gewürzstampfen ihr Familienunternehmen auf, das heute über 100 Gewürzsorten im Angebot hat.
Die Zuger Bevölkerung schätzt die Gewürzmühle seit über 20 Jahren als Kreativort, an dem ihnen Kunst von professionellen und nicht professionellen lokalen Kulturschaffenden auf engem Raum zugänglich gemacht wird. Nachdem Ende 2024 sämtliche Verträge mit der Stadt Zug ausgelaufen waren, ist der Verein Gewürzmühle Zug (VGZ) im Rahmen der grundlegenden Umstrukturierung seit Anfang 2025 als professionelle Trägerschaft für die Weiterentwicklung des Areals zuständig.
Raum für Nischen und Experimente
Die Geschäftsleiterin Susann Wintsch führt aus: «Die Ateliers und Proberäume auf dem Areal werden nach öffentlicher Ausschreibung zeitlich begrenzt und günstig an Kulturschaffende aus der Region vermietet. Zudem bieten wir in der Gewürzmühle externen Veranstaltern an, ihre Konzerte, Proben und Kurse durchzuführen. Einen lebendigen Treffpunkt bildet das Bistro mit lokalen Gerichten, in dem die Gäste an den Donnerstagabenden jeweils mit einer musikalischen Konzertreihe verwöhnt werden.» Man verstehe sich als Kulturhaus mit einer weltoffenen Haltung, das ein niederschwelliger Zugang auch Raum für Nischen und Experimente ermögliche, so Wintsch.
Am Samstagnachmittag gewährten die eingemieteten Zuger Kulturschaffenden den zahlreichen erschienenen Gästen Einblicke in ihr Schaffen und Wirken. Einen Höhepunkt auf der dicht bestückten Programmkarte bildete das abendliche Konzert des Piano-Duos Judith Wegmann und Simon Bucher, das das Publikum mit raumgreifender Minimal-Musik beglückte. Der vom Sonnenschein durchflutete Ausstellungsraum der Gewürzmühle trat mit der Natur am unmittelbaren Lorzenufer als poetische Oase in Symbiose, wodurch eine meditative Stimmung auflebte. Björn Bugiel, der zusammen mit Agatha Imfeld den Theaterfundus Atelier 40 betreibt, führte das modebewusste Publikum durch die engen, aber sachgemäss und zeitintensiv geordneten Räumlichkeiten.
Ein Theater zum Mitmachen
«Unser Hauptproblem ist der mangelnde Platz für die nicht weniger als 25'000 Kostümteile», so Bugiel. Inmitten von authentischen Matrosenmützen, historischen Hutschachteln, Smokings und den besonders gefragten Kleidungsstücken der 1920er- und 1970er-Jahre staunten und raunten die Gäste. Bugiel: «Wir sind in der Region der einzige Fundus, der die Kleider im historisch originalen
Zustand erhalten hat und daher für nationale Filmproduktionen, Firmenfeste, Laiengruppen und Mottopartys gleichwohl beliebt ist.» Unweit entfernt animierte der Theaterverein der Zuger Spiillüüt im Mitmachtheater das Publikum, aufmerksam die Körperbewegungen des Gegenübers zu spiegeln, in Tempovariationen unter Körperbeherrschung auf der Bühne umherzulaufen und Sätze wie «D'Milch isch im Chüelschrank usgloffe» träumerisch verliebt, zornig oder gleichgültig vorzutragen. Kathrin Gut, Produktionsleiterin des Vereins, erklärt mit einem Schmunzeln: «Wir sind eine tolle zusammengewürfelte Truppe. Bei uns kann jeder vorbeischauen und vielleicht die eigene Theaterbegeisterung entdecken.»
Das Trio Suame rund um Christine Kessler (Saxofon, Querflöte), Pascal Bruggisser (Klavier) und Richard Schneider (Gitarre, Bandoneon) verströmte mit seinen Jazz-Improvisationen südamerikanisches Flair. Bald schon wähnte sich das Publikum tänzerisch an der Copacabana oder bei melancholischer Tristesse in einem Café in Buenos Aires. (Text: Nils Rogenmoser)